> 3 Pavillons im Konzeptvergleich

Ein Plus an Wetterschutz

22.10.2024
Bild & Text: Claus-Georg Petri

Extra-Wohnraum oder ein freistehender Schattenspender vor dem Caravan gewünscht? Als Alternative oder Ergänzung zu Vorzelt oder Markise eignen sich auch Pavillons gut. Drei Pavillons mit ganz unterschiedlichem Potenzial stellen sich einem Konzeptvergleich.

Wer kein Vorzelt oder eine Markise bei der Reise mit dem Caravan nutzen will, nimmt gern einen Pavillon mit Schnellaufbau mit. Er dient als Sonnen- oder Regenschutz und abends mit Moskitoschutzwänden gegen die lästigen Attacken der Quälgeister. Ein kleiner Vorzelt-Pavillon kann sich auch als wirklich wertvolle Ergänzung der Markise erweisen.

Die 3 Pavillons im Test

Die Testredaktion hat wieder drei aktuelle Pavillons mit ganz unterschiedlichen Konzepten zu einem Praxis-Check eingeladen: Den Dometic Go Compact Camp Shelter-Pavillon bestellte die Testredaktion als günstigen Vertreter der Leichtgewichtsfraktion (5,2 Kilogramm) ohne viele Gimmicks mit minimalem Packmaß.

Das Fastlane 300 Shelter von Outwell repräsentiert ein bewährtes Vorzeltkonzept mit dem Attribut „All-in“. Ein Boden ist ebenso im Lieferumfang, wie eine zum Vordach ausstellbare Seitenwand, Moskitonetze, Fenster und das vielversprechend klingende Schnellaufbau-Konzept „Rapid-Pitch-Fast-System“. Dometic wie Outwell bieten eine Grundfläche von drei mal drei Metern.

Der Queedo Quick Hub Hex-Pavillon vervollständigt das Testfeld aufgrund zweier interessanter Attribute: Er soll unschlagbar schnell aufzustellen sein und ist mit 423 mal 366 Zentimeter noch etwas größer als die Kontrahenten. Lohnt der Griff zu einem etwas größeren Pavillon? Auch auf diese Frage wird das Testteam eine Antwort liefern. Outwell und Dometic liegen mit 299, beziehungsweise 336 Euro preislich auf Augenhöhe, das Queedo Quick Hub Hex mit 449 Euro eine Preisstufe darüber.

Drei Pavillons mit drei völlig verschiedenen Lösungsansätzen: Was sind die individuellen Stärken und Schwächen der Konzepte?

Outwell Fastlane 300 Shelter

Outwell nennt sein Schnellaufbausystem “Rapid Pitch Fast System“, für maximale Stabilität selbst bei sturmartigem Wind von 8 Beaufort soll das Wind-Stabilizer-System sorgen, das, so die Produktbeschreibung – den Stoff direkt mit den Stangen und Heringen verbindet. An dieser Stelle sei die Frage erlaubt: Womit denn sonst?

Das Ausstelldach des Fastlane ist etwas zu flach platziert, nur wer mit den hervorragenden Abspannleinen das Zelt sichert, garantiert einen soliden Stand.

In puncto Ausstattung lässt sich Outwell nicht lumpen. Einen Boden gibt’s serienmäßig, ebenso vier vollwertige, regenfeste Wände und einen Satz Stangen fürs Vordach. Zwei Wände lassen sich komplett entnehmen, beispielsweise, um das optionale Anbauzelt (Annexe) oder die optionale Schleuse (Vehicle Connector) zum Caravan einzuzippen. Rollt man eine Wand hoch, zippt zwei heraus, und stellt eine Wand als Vordach (zwei Stangen serienmäßig) aus, erhält man einen luftigen Vorraum mit ordentlich großer Schattenfläche. Das hat was.

Zwei Takte zum Aufbau: Mit dem richtigen Workflow gelingt dieser kinderleicht und in wenigen Minuten. Stangen und Zelt sind grundsätzlich fix miteinander verbunden. Jetzt heißt es das Rapid-Pitch-Lite-System zu verstehen: Paket hinstellen, Stangen vom Dach ausfahren, bis die Pins einrasten und das Dach seine Form hat. Dann das gleiche Prozedere mit den Beinen. Ausfahren, klick – fertig?

Nicht ganz: Jetzt zeigt sich die größte Schwäche des Fastlanes. Auch mit gesetzten Bodenheringen fehlt dem Zelt noch jegliche Stabilität. Die recht schweren Stahlstangen mit ihren robusten Gelenken kippen leicht. Das heißt im Klartext: Das Fastlane will und muss mit allen, übrigens sehr guten, Leinen akkurat abgespannt werden. An zwei gegenüberliegenden Ecken vorzugsweise mit einer weiteren Schur oder Gurt über Kreuz (nicht im Lieferumfang). Womit wir das einzige nennenswerte Manko abgehakt hätten.

Egal welche Wetterlage gerade über den Campingplatz zieht – mit dem Fastlane ist man recht gut gerüstet. Geschlossen lassen Fenster Licht rein, gute Moskitonetze halten Stechmücken draußen. Dach und Wände sind wetterfest, auch wenn die 1.500er Wassersäule bei einem mehrtägigen Starkregen wahrscheinlich an ihre Belastungsgrenze kommt. Der Boden sitzt an den Ecken und auf halber Kantenlänge auf großen Klett-Patches, eine geschlossene Wanne mit Flanken bildet er nicht. Drückt von unten Wasser, würde er überspült werden. Dafür verhindert er effektiv Kondenswasser an den Innenwänden, was auch schon mal ein großer Pluspunkt ist.

Ein weiterer, häufig unterschätzter Bonuspunkt: die Farbe des Zeltstoffes. Das Fastlane ist vielleicht nicht so schick wie ein schwarzes Zelt, dafür steigt das Thermometer im geschlossenen Zelt aber auch langsamer, oder eine sonnenbeschiene Seitenwand strahlt nicht so stark Hitze ins Zelt. Zudem ist mehr Licht im Zelt – sehr angenehm. Last but not least: Die Nutzung des seitlichen Anbauzeltes Annexe als Schlafkabine bietet sich nicht an. Auch ihr Boden ist nur via Klett fixiert.

Alternative von Outwell: Der ähnlich große, aufblasbare Air-Shelter für 468 Euro (zwei Wände a 69 Euro, oder mit Zip als Eingang für 85 Euro) mit vergleichsweise schlanken 8,3 Kilogramm, aber nicht so variablem Konzept (kein Moskitoschutz oder Vordach).

Outwell Fastlane 300 Shelter
Foto: Hersteller

Infobox

Fazit zum Outwell Fastlane 300 Shelter

Das System für den schnellen Aufbau gefällt ebenso, wie die große Schattenfläche und der grundsolide Schutz gegen Wind und Regen. Nicht ganz überzeugend ist die Stabilität des Zeltes, dass stets akkurat abgespannt werden muss.

Plus

  • schneller Aufbau
  • sehr variabel
  • guter Wetter- & Moskitoschutz
  • großer Schattenbereich

Minus

  • muss gut abgespannt werden
  • sehr schwer

Urteil: Vielseitig, mit viel Licht und tollem Raumgefühl. Das vielseitige Outwell Fastlane 300 bietet sehr viel fürs Geld.

Alternative: Luftvorzelt Air-Shelter: ähnlich groß, 468 Euro

www.outwell.com

Queedo Hub Hex

Das Queedo ist blitzsauber gefertigt, mit soliden Reißverschlüssen samt griffigen Schlaufen bestückt, offeriert solide Ösen aus Metall für die Heringe, hochwertige Moskitonetze und ein robustes, gut beschichtetes Gewebe für Dach und Seitenwände. Hier gibt es keinen Grund zu meckern. Auf einen Boden muss der Camper verzichten, Kondenswasser am Morgen wird sich bei beschlossenem Zelt nicht vermeiden lassen.

Das Hex bietet viel Raum, verlangt aber nach entsprechend viel Fläche auf dem Stellplatz. Der Aufbau geht recht schnell. In unter einer Minute steht das Vorzelt.

Der eigentliche Clou aber: Der Aufbau geht auch alleine problemlos von der Hand. Zelt auslegen, eine Wand auswählen, mit einem Fuß die dort vernähte Bodentasche fixieren und jetzt diese Wand mit der griffigen Schlaufe greifen und nach außen ziehen, bis die die Wand, ähnlich einem Regenschirm, nach außen ploppt und dort erstaunlich stabil einrastet. Das Prozedere mit allen Wänden wiederholen. Am Ende krabbelt man noch eben unters Zelt und schiebt das Dach nach oben – bingo, das Zelt steht. Und zwar – sensationell – in unter einer Minute.

Jetzt gilt es noch vier senkrechte Stangen links und rechts neben den Eingängen in kleine, oben und unten liegende Taschen zu schieben und via Klettschlaufe zu sichern. Abschließend die Ecken des Zelts mit Heringen (im Idealfall mit geschlossenen Türen) auf dem Boden verankern und per Sturmleinen die maximale Stabilität garantieren. Das ganz Prozedere benötigt, mit aller Gelassenheit absolviert, gerade einmal drei bis vier Minuten.

Wobei, ganz wichtig: Das Hub Hex steht schon ohne Sturmleinen grundsolide, einmal abgespannt dann aber überzeugend sturmfest. Das Raumangebot von 4,23 mal 3,66 Metern Grundfläche und den senkrecht stehenden Wänden ist gewaltig. Hier ist locker Platz für Tisch mit vier Stühlen, schlafenden Hund und krabbelnde Kinder. Dieser Vorteil ist allerdings auch der einzige Nachteil des Hex: Es benötigt wirklich viel Platz vor dem Fahrzeug.

An der Rückseite befinden sich zwei geschlossene Wände, vorne zwei schräg gegenüberliegende Eingänge, die sich komplett öffnen lassen oder wahlweise nur mit Fliegengittern verschließen. Zwei offene Wände mit Moskitonetzen vervollständigen die Rundum-Check. Die wiederum optimieren die Belüftung des Zelts (gut bei schwarzem Dach) und halten die Quälgeister draußen – und zwar im Gegensatz zum Dometic mit verlässlich hoher Quote.

Wer diese beiden Wände mit Moskitonetz wetterfest wünscht, ordert die wasserabweisenden Seitenwände dazu, die von außen via Klett fixiert werden. Deren Regenschutz ist sicherlich sinnvoll und effektiv, ganz hundertprozentig kann und will er nicht sein. Seis drum, wenn an der Kante ein paar Tropfen runterlaufen.

Und apropos: Das Hex lässt sich ebenso schnell wieder abbauen und in der cleveren Roll-In-Packtasche flott verstauen. Das Packmaß ist dann allerdings so eine Sache: Mit fast 190 Zentimetern ist der, wenn auch schlanke Sack, ganz erstaunlich lang, mit 16 Kilogramm auch in Sachen Gewicht eine Ansage.

Gewaltige Grundfläche, tolles Aufbaukonzept sowie Ausstattung – aber ungewöhnliches Packmaß.
Queedo Hub Hex
Foto: Hersteller

Infobox

Fazit zum Queedo Hub Hex

Ein sehr schnell aufzubauendes, extrem stabiles Vorzelt mit gewaltigem Raumangebot und toller Qualität. Wen Packmaß und Gewicht nicht stören, greift bedenkenlos zu. Der Preis ist angemessen und fair. Wer eine kompaktere Variante wünscht, wählt das Hub Square.

Plus

  • sensationell einfacher Aufbau
  • überzeugende Qualität
  • großer Schattenbereich
  • solider Wetterschutz

Minus

  • schwer
  • großes Packmaß

Urteil: Top Qualität und Aufbau in Lichtgeschwindigkeit.

Alternative: Quick Hub Square: 244x244x210 cm, 12 kg: 349 Euro

www.queedo.de

Dometic Go Compact Camp Shelter

Das ist schon eine Ansage: Der Dometic Go Campact Camp Shelter bringt gerade einmal 5,2 Kilogramm auf die Waage – inklusive zweier Wände. Mit weitem Abstand das leichteste Zelt im Vergleich. Das ist für einen Pavillon dieser Größe schon eine Ansage.

Optisch weiß der Shelter von Dometic zu gefallen. Die Stangen des Shelters sind fix aufgefaltet und in die Taschen am Dach eingefädelt.

Der Aufbau stellt auch Camping-Novizen vor keine große Aufgabe: Dafür legt man den Pavillon auf den Boden, führt die beiden Faltstangen aus Aluminium durch die oben am Pavillon aufgenähten Tunnel (Schieben nicht Ziehen) und steckt die Pins am Stangenende in die Ösen der orangefarbenen Gurte an der jeweiligen Ecke des Zelts, die am umlaufenden, quadratisch vernähten Bodengurt fixiert sind. Er gibt dem Pavillon seine Form vor. Beim Durchbiegen und Einstecken der Stangen darauf achten, dass diese ihre Bogenform schon in die richtige Richtung haben – dann gelingt das kinderleicht.

Der Aufbau gelingt alleine, wenn je eine Person am Ende einer Stange arbeitet, geht’s nochmals deutlich einfacher. Nun noch die offenen Rundklemmen des Zeltstoffs in den Stangen einklipsen und der Dometic Go Shelter steht schon wirklich überzeugend stabil und lässt sich jetzt auch problemlos Umhertragen. Unbedingt schnellstmöglich mit Bodenherigen sichern – sonst bläst die erste Windböe das Fliegengewicht sofort davon.

Trotz solidem Stand findet sich in der Dometic-Bedienungsanleitung der Passus: Nicht für starken Wind, Schneefall oder einen Saisonplatz, also dauerhafte Nutzung geeignet. Man solle den Pavillon bitte windgeschützt aufbauen. Dometic traut seinem eigenen Shelter wohl selbst nicht sonderlich viel zu. Windgeschütztes Campen? Also bitte.

Die Spanngurte an den Ecken sind funktionell, das verwendete dünne Gurtband und die Ösen für die Heringe allerdings sehr „gewichtsoptimiert“– ihre Haltbarkeit zumindest fragwürdig. Auch die winzigen Schnellverschlussschnallen, mit denen die Wände oder Moskitonetze eingehängt werden, überzeugen qualitativ nicht unbedingt. Sie werden, spätestens wenn die Temperaturen mal im Frostbereich liegen, schnell an ihr Belastungslimit kommen.

Da lacht doch der Moskito: Auch bei eingezogener Seitenwand bleibt ein gewaltiger Flugkorridor.

Wirklich misslungen ist das Konzept der Moskitowände. Sie werden mit eben diesen Schnallen oben und unten eingeclipst, zwei weitere Haken fixieren die Wand. Schon ein leichter Wind drückt das Moskitogewebe allerdings von der Dach- oder Seitenkante – der Schutz gegen Moskitos ist mehr als löchrig. Hier sind nun mal umlaufende, lückenlose Klett- oder Reißverschlüsse alternativlos. Wie man das vernünftig löst, demonstrieren Queedo und Outwell.

Der Zeltstoff aus spinngefärbten Garnen (umweltfreundlicheres Verfahren, gute Farbechtheit und einheitlichere Farbgebung) ist sehr dünn, das Dach nicht hundertprozentig blickdicht. Zwar hat Dometic alle Nähte sauber verklebt, wie lange das Gewebe tatsächlich wasserdicht bleibt? Im Test war eine 15-minütige „Beregnung“ mit einem kräftigen Strahl aus dem Wasserschlauch unauffällig.

Auch wichtig: Die Netto-Dach- und somit Schattenfläche ist durch die sich nach oben verjüngender Form relativ klein. Schade, dass Dometic die Seitenwände nicht ausstellbar geplant hat. Mit etwas Improvisationstalent lassen sie nicht vollständig geschlossene (sonst schnell Hitzestau im schwarzen Zelt) Seitenwände gewinnbringend nutzen. Tipp: Mit kleinem Tarp ergänzen.

Dometic Go Compact Camp Shelter
Foto: Hersteller

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Fazit zum Dometic Go Compact Camp Shelter

Der Pavillon ist schnell aufgebaut, bietet einen brauchbaren Wetterschutz, aber nur mangelhaften Stechmückenschutz. Die Abschattungsfläche ist etwas klein. Dometic verspielt durch viele nicht auf den Punkt gebrachte Lösungen viel Potenzial einer guten Idee.

Plus

  • günstig und schick
  • sehr leicht
  • leichter Aufbau in akzeptabler Zeit

Minus

  • kleine Schattenfläche
  • eingeschränkte Windtauglichkeit
  • mangelhafter Moskito-Schutz

Urteil: Leichtgewicht mit Potenzial und Schwächen.

Alternative: Luft-Pavillon Dometic Hub: ähnlich groß,
650 Euro

www.dometic.com

Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei Camping, Cars & Caravans und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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