> Camping in Dänemark: Hier kannst du die Stille hören

Für Sie geprüft: 7 Camps im dänischen Seenhochland

04.04.2022
Bild & Text: Von Gabriele Beautemps

Es muss nicht immer raue Nordsee oder liebliche Ostsee sein. Mitten in Dänemark gibt es ein beeindruckendes Seenhochland und sieben schön gelegene Campingplätze.

 

 

Campen im Hochland - dem wahren Dänemark

Seenhochland: Der Name der Region ist Programm. Es gibt Seen, dänisch Sø (sprich Sö) und – in der zweiten Etage sozusagen – das Hochland. Die Dänen nennen es Berge, ein Bayer würde Hügel dazu sagen. Bislang wurde das Gebiet in der Mitte Jütlands von vielen deutschen Campern links beziehungsweise rechts liegen gelassen. „Die meisten fahren die Nordseeküste hoch und die Ostseeküste runter – oder umgekehrt, dabei ist hier das wahre Dänemark“, behauptet Jens Christian, der Mann vom Bryrup-Camping. Er spielt damit auf die gelassene Lebenseinstellung an, die man vielen Dänen nachsagt. Und im ruhigen Seenhochland sind angeblich alle noch viel gelassener. Auf jeden Fall ist es grün hier. Zwischen Viborg und Silkeborg erstreckt sich das größte Waldgebiets Dänemarks.

Die meisten fahren die Nordseeküste hoch und die Ostseeküste runter – oder umgekehrt, dabei ist hier das wahre Dänemark
Jens Christian, Camping Bryrup
Im Hochland liegen zahlreiche Seen und die Gudenå, der längste Fluss des Landes – ein Paradies für Wanderer und Kanuten.

Ry

Jede Tourismusregion wirbt gerne mit Superlativen. Das gilt auch für das Seenhochland, das mit dem dritthöchsten Berg Dänemarks wirbt. Der Himmelsbjerget, der Himmelsberg, ragt immerhin 147 Meter hoch in den jütländischen Himmel. Er ist also nur halb so hoch wie der Eiffelturm, und doch genauso eine nationale Ikone. Der Silkeborger Papierfabrikant Michael Drewsen inszenierte 1854, fünf Jahre nach Inkrafttreten des dänischen Grundgesetzes, die erste Verfassungsfeier auf dem Himmelbjerget mit über 6000 Jütländern.

Dank des Aussichtsturms oben auf dem Gipfel ist der Himmelsberg gut zu erkennen. Der 25 Meter hohe Backsteinturm ist dem Turm der Markuskirche von Venedig nachempfunden. Es gibt auch eine Hans Christian Andersen-Bank. Der Blick vom Himmelsberg in die waldreiche Gegend soll den Dichter zu einigen seiner Märchen inspiriert haben.

Von der Kleinstadt Ry, wo sich der Birkenhede Camping befindet, ist es nicht weit zum Wanderparkplatz P5. Hier startet der schöne Weg zum Aussichtsturm. Besonders reizvoll ist es, den Himmelsberg vom See aus anzusteuern, bei einer Fahrt mit der Hjejlen, dem ältesten Seitenraddampfer der Welt, der noch in Betrieb ist. Der schwimmende Veteran legt am Hafen neben der Silkeborger Papierfabrik ab und tuckert gemächlich in gut einer Stunde zum Anleger am Himmelsberg. Der Dampfer stoppt auch in Laven, Standort des schönen Terrassen Campings.

Silkeborg

Durch die Papierfabrik ist Silkeborg überhaupt erst groß geworden. Auf Silkeborger Papier wurden bis 1963 die dänischen Banknoten gedruckt. Im Jahr 2000 musste die Fabrik dann schließen. Mittlerweile ist auf dem Gelände ein schickes Wohn- und Ausgehviertel entstanden, mit Bio-Restaurants inklusive Terrasse an der Gudenå, Theater, Fitness-Studio und stylischen Wohntürmen. Ein kleines Papier-Museum erinnert an die Vergangenheit. Überregionale Bedeutung hat das Asger Jorn Museum. Es beherbergt Dänemarks zweitgrößte Kunstsammlung, neben Jorns eigenen Werken auch prominente Arbeiten anderer bedeutender dänischer und internationaler Künstler des 20. Jahrhunderts wie Per Kirkeby, Pablo Picasso oder Max Ernst.

Im Aquazoo mit dem größten Süßwasseraquarium Skandinaviens sieht man Hechte, die in den dänischen Seen stattliche Abmessungen erreichen.

Einen Steinwurf entfernt liegt der Aquazoo mit dem größten Süßwasseraquarium Skandinaviens. Das Museum bietet ein Fenster in die Natur, der Besucher geht durch den Museumsbau, die Fische schwimmen unter freiem Himmel in dem großen Teich. Damit man sie auch sicher sieht, wird das Wasser des Teichs ständig gefiltert und umgewälzt. Die Fische, die im Museum in einem Becken schwimmen, kann man sogar berühren. Oder man sieht bei der Fütterung der Otter zu. Das Museum ist ein Hit für Kinder, natürlich auch der tolle Wasserspielplatz im Außenbereich. Am besten packt man vor dem Museumsbesuch ein paar trockene Ersatz-Klamotten ein. Beide Attraktionen sind fußläufig vom Gudenåens Camping zu erreichen.

 

Bryrup

Für Eisenbahn-Fans ist Bryrup der Hit. Hier kann man in die historischen Züge der Veteranenbahn einsteigen. Einige Enthusiasten hegen und pflegen die Dampfloks im alten Lokschuppen in Bryrup, man darf ihnen sogar dabei zuschauen. Einer der Veteranen hatte früher auch beruflich mit Dampfloks zu tun. Zu seinem Abschied hat ihm sogar Königin Margrethe persönlich gedankt.

Die original Dampfloks verkehren auf einem fünf Kilometer langen Teilstück der 1968 stillgelegten Trasse von Horsens nach Silkeborg. Die verbliebene Strecke von Bryrup nach Vrads führt an verschiedenen Seen vorbei und gilt unter Kennern als eine der schönsten Zugstrecken in Dänemark. Als Standort bietet sich der Bryrup-Camping an.

Viborg wurde 1726 von einem verheerenden Brand heimgesucht. Die Hälfte der Stadt, auch Dom und Rathaus, fielen in Schutt und Asche, sodass viele alte Gebäude heute Nachbauten sind.

Viborg

40 Kilometer nördlich von Silkeborg liegt Viborg, eine der ältesten Städte Dänemarks. Betrachtet man allein den Dom, eine der größten Granitkirchen der Welt, ahnt man, dass Viborg schon früh ziemlich bedeutend gewesen sein muss. Der Dom, wie man ihn heute sieht, ist ein Nachbau des ursprünglichen Bauwerks aus dem 12. Jahrhundert. Reich geworden ist die Stadt in der geografischen Mitte Jütlands durch Handel. Prächtige Bürgerhäuser, das historische Domviertel, gepflegte Grünflächen, eine Fußgängerzone mit attraktiven Geschäften, hübsche Plätze, die Gastronomie-Szene am Nytorv und dazu die Lage zwischen zwei Seen macht Viborg zu einem attraktiven Urlaubsziel für diejenigen, die sowohl Stadt als auch Natur suchen. Zur Übernachtung bietet sich der DCU-Camping Viborg an, landschaftlich schön gelegen auf der anderen Seite des Sonderso.

Mønsted Kalkgruben

Unbedingt einen Besuch wert sind die Kalkgruben in Mønsted, rund 14 Kilometer nördlich von Viborg. Es sind die größten Kalkhöhlen der Welt, die von Menschen einst in mühseliger Handarbeit aus dem Stein gehauen wurden. Das unterirdische System umfasst ein insgesamt 60 Kilometer langes Labyrinth aus Gängen. Zwei Kilometer davon sind für Besucher geöffnet.

Es ist beeindruckend, über Stege und Gestein zu laufen, in beleuchtete Nischen zu blicken und auf kleine Seen, in die beständig Wasser hineintropft. Manche Hallen sind so hoch wie das Innere eines Doms, andere so niedrig, das man nur gebückt durchlaufen kann. Über 18.000 Fledermäuse sollen in den Kalkstollen überwintern, im Herbst fliegen sie die Höhlen an. Zu ihrem Schutz stellt die Grubenbahn, die Besucher sonst in den Stollen fährt, den Betrieb am 15. August ein. Ab dem Spätsommer muss also jeder die zwei Kilometer laufen.

Fazit:

Es gibt eine Menge zu entdecken im Seenhochland, oder bei einem Regentag auf einem Ausflug nach Aarhus (je nach Standort 30 bis 70 Kilometer entfernt). Soviel, dass man sich im Anschluss bei ausgiebigen Kanutouren und Wanderungen oder beim Faulenzen am Strand am Hjarbæk Fjord erholen muss. Lone, die Chefin vom Hjarbæk Fjord-Camping, sagt nämlich: „Hier kannst Du die Stille hören“. Der Kro, der Dorfkrug, in Hjarbæk wird übrigens hoch gelobt. Sowohl das Essen als auch die authentische Atmosphäre und der Blick auf den Fjord. Zum großen Kummer der Autorin war das Gasthaus geschlossen, als sie vor der Tür stand – Montags Ruhetag.

Der ehemalige Treidelpfad entlang der Gudenå ist 70 Kilometer lang, wunderbar friedlich und doch abwechslungsreich.

Tipp der Autorin

Eine Wanderung auf dem ehemaligen Treidelpfad (Traekstien) entlang der Gudenå zwischen Silkeborg und Randers. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts haben Pferde und Treidler die voll beladenen Schiffe auf diesem Weg von Randers nach Silkeborg gezogen – sicher eine Knochenarbeit. Heutzutage sind hauptsächlich Enten, Schwäne und Kanuten auf dem Fluss unterwegs. Und die Wanderer an Land haben allenfalls einen Rucksack mit Proviant zu schleppen. Der Pfad verläuft teils über Holzstege, durch Schilf und über Kies. Zwischendurch sind Plattformen zum Vögel beobachten und Picknickplätze eingebaut. Der Weg ist insgesamt 70 Kilometer lang. Ich habe einen sehr schönen Abschnitt in der Nähe von Silkeborg ausprobiert – wunderbar friedlich und landschaftlich abwechslungsreich. Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz am Porskaervej bei Resenbro.

Infobox

Den vollständigen Artikel über die Reise unserer Autorin Gabriele Beautemps ins dänische Hochland, mit allen Informationen zu den geprüften Camping-Plätzen, lesen Sie in Camping, Cars & Caravans 03/2022.

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