Der Pickup an sich war ja eigentlich nie ein Fahrzeug welches mit außergewöhnlichem Komfort und Luxus aufwarten konnte. Der Isuzu konnte das Thema karge Ausstattung und Arbeitstier lange Zeit mit am besten. Der D-Max war besonders bei denen beliebt, die auf alles verzichten wollten. Robust, haltbar und zur Not mit der Hochdruckreiniger von außen und innen zu reinigen – also kein Showcar für die Eisdiele. Als er irgendwann mehr oder weniger von der Bildfläche verschwand, war es bei der inzwischen übermächtigen Konkurrenz der Mitbewerber gefühlt kein allzu großer Verlust. Die dritte Generation, natürlich Euro 6d-konform, steht seit 2020 bei den Händlern.
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Arbeitstier oder Weichei? Unser Testareal für den Isuzu DMAX V-Cross 4×4 Pick-Up war das Mangfallgebirge in den Bayerischen Voralpen, rund um den Schliersee und den Spitzingsee. Video in freundlicher Zusammenarbeit mit der Motor-Zeitung.
Unaufgeregt - aber stoisch
Der Reihenvierzylinder-Turbodiesel mit 1,9 Litern Hubraum ist baulich ein alter Bekannter der schon seit 2017 eingesetzt wird, nur jetzt eben mit zusätzlicher Abgasreinigung. Wo der D-Max zu Anfang mit seinem kernigen 3,0-Liter Motor und später mit 2,5-Litern Eindruck machte muss heute die Ausstattung glänzen. Denn besonders beim Thema Nutz- oder hier Zugfahrzeug gilt ja oft noch die Annahme das Hubraum durch nichts zu ersetzen ist. Trotzdem sieht es mit seinen 163 PS und 360 Nm-Drehmoment im Vergleich zu den Mitbewerbern nicht so schlecht aus. So sehr Design und Ausstattung beim Topmodell V-Cross auch ablenken, die Fahrleistungen sind eher mäßig. Man hat so das Gefühl als würde die Sechsgang-Automatik viel der Leistung schlucken, denn auch mit knapp 2,2 Tonnen Leergewicht könnte man bei der Leistung etwas mehr erwarten. Beim Losfahren klingt der Vierzylinder recht angestrengt, die Drehzahl steigt aber richtig vorwärts geht es nicht. Auf die Habenseite kann man aber schreiben: An dem Eindruck ändert sich auch nichts wenn 2,2 Tonnen am Haken hängen. Unaufgeregt, aber stoisch zieht der Isuzu D-Max jeden Wohnwagen einfach weg. Und dank Alrad auch von jeder nasser Campingwiese.
Genügsames Zugpferd
Positiv überraschend ist dagegen der Verbrauch: Trotz der Drehzahlorgien kommt der D-Max mit gut neun Litern solo und runden 12 mit Wohnwagen aus. Dem Verbrauch kommt natürlich zugute, dass ein Pickup nun mal kein Rennwagen ist. Man schwimmt im Verkehr mit und selbst ein LKW auf der Landstraße – der D-Max ist ja selbst ein LKW bis eine Tonne Nutzlast – ist eher Freund als Feind. Langsam fahren ist aber nicht schlimm, je langsamer umso gemütlicher, stressfreier. Denn auch die Scheiben- und Trommelbremse, der standardmäßige Heckantrieb mit wenig Last auf der blattgefederten Hinterachse und der Bremsweg verleiten nicht zum Rasen. Auch mit dem Wohnwagen ändert sich nicht viel an den Fahrleistungen. Alles scheint auf die mögliche Tonne Zuladung ausgelegt, da sind rund zwei Tonnen am Haken auch kein Problem. Beschleunigen, bremsen, Fahrverhalten, Fahrwerk und Geradeauslauf sind gut. Allrad und Untersetzung gibt es für den Notfall auch noch, aber mit 100kg Stützlast, maximal sind 245 kg erlaubt, kommt der D-Max überall durch.
Komfortables Raubein
Der D-Max tut sein Bestes um den Passagieren die gemütliche Fahrt so angenehm wie möglich zu machen: Bequeme, elektrisch einstellbare Sitze vorne, sogar hinten kann man ordentlich sitzen. Die Ausstattung mit Bi-LED-Scheinwerfern, Soundsystem, Licht- und Regensensor, Zweizonen-Klimaautomatik, Keyless-Go, Notbremsassistent, adaptiver Abstandskontrolle, Einparkhilfe, Verkehrszeichenerkennung und Spurhalteassistent ist schon sehr vollständig. Die normale Problematik dieser Fahrzeuggattung, dass man zwar einen riesigen und doch keinen Kofferraum hat umgeht man hier mit einem Hardtop – sogar mit per Fernbedienung zu öffnenden Klappen. Dennoch bräuchte es noch ein ordentliches Stausystem um Einkäufe und Getränkekisten unbeschadet nachhause zu bekommen und natürlich, was beim Bremsen die 1,5 Meter Ladefläche noch vorne rutscht, muss man erst wieder zu fassen bekommen.
Fazit
Klar bleibt der D-Max ein Arbeitstier. Trotz Metallic-Lack, Leder und Teppichboden ist die Basis – in der der D-Max das meistverkaufte Fahrzeug im Herstellungsland Thailand ist – ein Nutzfahrzeug. Aber der Isuzu schafft es, komfortable Alltagstauglichkeit in das Fahrwerk zu bringen und glänzt mit einem sparsamen Motor. Im direkten Vergleich zu den Mitbewerbern ist er günstiger und einen Fünfsitzer mit 3,5 Tonnen Anhängelast und Allradantrieb gibt es selten für knapp 35.000 Euro. Wer es natürlich so exklusiv und top ausgestattet wie beim V-Cross haben möchte zahlt bis zu 50.000 Euro für den Isuzu. Da gäbe es vielleicht auch SUV-Alternativen. Aber nicht mit dieser Anhängelast – und erst Recht nicht mit dieser erstaunlichen Offroad-Qualität.
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