> 30 Jahre CCC: Die Wegbegleiter in der Branche

Große Köpfe der Caravaning-Branche

11.09.2024
Text: Raymond Eckl | Bild: Archiv

30 Jahre CCC sind auch 30 Jahre Campinggeschichte, und diese Geschichte wurde von besonderen Menschen geprägt. Hier eine unvollständige Aufstellung.

Als Camping, Cars & Caravans 1994 an den Start ging, war die Branche im Umbruch – und dies nicht nur wegen des Umzugs des Caravan Salons von Essen nach Düsseldorf. Das Wohnmobil rückte immer mehr ins Interesse des Geschehens und beeinflusste auch den Wohnwagenbau. Das Schlüsselwort hieß Stückzahlen und die damit verbunden Produktions- und Einkaufsvorteile. Bereits in den Achtzigern hatten sich Gruppen gebildet, die nun immer stärker zusammenwuchsen. Hinter all dem Wandel steckten natürlich maßgebliche Köpfe, die mit ihrem Wirken der Branche das Gesicht für die nächsten Jahrzehnte geben sollten.

Die großen Drei

In den Neunzigern wurden die Grundsteine für die drei großen deutschen Caravaning-Konzerne gelegt. Seit Jahren hatte Erwin Hymer Marken gesammelt wie andere Bierdeckel. Aus seiner CMC, da waren Marken wie Dethleffs, Bürstner oder LMC drin, und der Hymer AG entstand die größte Gruppe und bis ins neue Jahrtausend ein Megakonzern, der im großen Stil Einkaufsvorteile nutzte und in der Branche stetig wuchs. Dies alles obwohl der Besitzer fast zwei Jahre wegen eines Schlaganfalls außer Gefecht gesetzt war, denn in Bad Waldsee hatte man frühzeitig an den richtigen Stellhebeln gezogen.

Marktführer bei den Caravans in Europa war vor 30 Jahren aber Hobby und mit dem Kauf von Fendt entstand hier ein weiterer Stückzahlgigant. Die Besonderheit in diesem Geflecht war es, Einkaufsvorteile zu nutzen, aber die Marken nicht zu vermischen. Auch dies gelang, weil in den Führungsetagen Menschen saßen, die über den Tellerrand hinausblickten.

Die Fusion von Tabbert und Knaus Ende der Neunziger war der dritte Schritt zur Marktaufteilung in Deutschland. Ein dritter Big Player entstand und damit drei Orte, wo die Geschicke der deutschen Caravaningszene gesteuert wurden und die wichtigsten Köpfe dort waren maßgeblich beteiligt.

Tolles Gespann, die Erste: Erwin Hymer und Hans-Peter Burkert machten aus dem Caravan- und Reisemobilhersteller Hymer ab den Neunzigern einen Weltkonzern, der heute mit 15 Marken und acht Dienstleistern zum großen US-Konzern Thor gehört.

Bad Waldsee, Isny, Kehl und Sassenberg

Erwin Hymer gründete Eriba im Jahr 1957 zusammen mit Erich Bachem und war bis zu seinem Tod im Jahr 2013 die prägende Figur in der Branche und vor allem für die Hymer AG. Er war bekannt für seine Innovationskraft und sein unternehmerisches Geschick, was den Hymer-Konzern mit den Marken Hymer, Eriba, Dethleffs, Bürstner LMC und TEC zu einem der führenden Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen in Europa machte. Bis zu seinem Schlaganfall Ende der Achtziger war er Macher und Gestalter. Mit den Neunzigern kamen andere Persönlichkeiten hinzu, die den Konzern prägten. Heute gehört das Unternehmen zum US-amerikanischen Konzern Thor, dem unter anderem Airstream gehört. Einer der ersten großen Veränderer war ein Franke in den Diensten von Knaus.

Hans-Peter Burkert wickelte für die Bank die erste Insolvenz von Knaus in den Achtzigern sehr erfolgreich ab, um dann fast 20 Jahre Chef bei Hymer zu werden, zu dieser Zeit war er auch Präsident des CIVD. Er baute den Konzent in eine AG um.

Fast zeitgleich war Thomas Fritz ab 1991 bei Dethleffs verantwortlich für Personal und anderes. Da er mit Kollegen in einem Machtkampf kam, machte ihn Erwin Hymer 1995 zum Chef bei TEC in Sassendorf. Die Marke war gerade von Mülheim nach Sassenberg umgezogen und wuchs mit LMC zusammen.

1997 holte ihn Erwin Hymer wieder zu Dethleffs, wo er bis 2012 Geschäftsführer gemeinsam mit Dieter Riegel war. Dann nahm sich der Geschäftsführer Thomas Fritz eine Auszeit, die er bis heute nicht beendete. Dieter Riegel war bei Dethleffs ab 1994 verantwortlich für die Produktion, setzte die Gedanken seiner Mitstreiter gekonnt um und brachte sie aufs Band. Der leidenschaftliche Motorradfahrer zog nach seiner Karriere mit dem eigens für sich gebauten AeroTourist spezial durch Europa und schrieb für CCC.

1998 kam Bürstner zu Hymer. Klaus-Peter Bolz war ein Bürstner Urgestein. Er war schon Lehrling unter Firmengründer Gerhard Bürstner, wurde in den Achtzigern bei Knaus Vertriebsleiter, um dann 1999 wieder Chef bei Bürstner zu werden. Als Geschäftsführer lenkte er den angeschlagenen Hersteller in ruhige Bahnen und entwickelte den Wohnfühlwert im Caravan mit bekannten Designerinnen. Aber alles hat ein Ende, heute gehört das Erwin Hymer-Konglomerat, es besteht aus 15 Marken, zum US-Giganten Thor.

Fockbeck und Mertingen

Der Ingenieur Harald Striewski startete 1967 mit Hobby und ist heute der letzte lebende Caravan-Pionier. Was Hymer bei den Wohnmobilen war, ist Striewski bei den Caravans: prägend. Er stand für Preiskampf und Vollausstattung, was Hobby zum europäischen Marktführer bei den Wohnwagen machte. 1998 kaufte er die Marke Fendt, der er gleich ein neues Werk spendierte und die Wohnwagen der Oberklasse an die Spitze führte. Noch heute ist er an vielen Entscheidungen beteiligt und sein Wort hat in Fockbeck immer noch Gewicht.
Sein langjähriger Mitstreiter war Karl Heinz Janiak. Der Ingenieur war Harald Striewskis ausführende Hand. Einen besonderen Meilenstein setzte er aber durch seine Arbeit beim CIVD, für den er über 30 Jahre die Reparaturbücher für alle Werkstätten betreute.

German Mensch war bis zum Start von CCC der Chef bei Fendt Wohnwagen und auch acht Jahre Präsident des VDWH. Unter seiner Ägide wechselte der Salon 1994 von Essen nach Düsseldorf. Bei Fendt schied er 1996 aus Altersgründen vor der Übernahme von Hobby aus, hatte aber auch ein Problem mit dem Wasserwerk. Sein Nachfolger wurde Dr. Alfons Hierhammer, der mit 34 ein sehr junger Geschäftsführer bei der Fendt Caravan GmbH war, aber zum 1. Dezember 1999 wieder ausschied.

Klaus Förtsch, der langjährige Geschäftsführer von Tabbert kam mit der zweiten Insolvenz unter die Räder, wurde dann aber bei Fendt rehabilitiert und 1999 mit Volkmar Geier und dem technischen Leiter Wolfgang Späthe ein Führungstrio. 2002 wurde er Präsident des CIVD und dies für drei Legislaturperioden, obwohl nach zweien eigentlich Schluss war.

Tolles Gespann, die Zweite: Klaus Förtsch und Hans-Karl Sternberg, Präsident und Geschäftsführer beim CIVD, brachten den Caravaning-Weltkongress nach Deutschland.

Jandelsbrunn und Mottgers

Das Knaus-Wohnwagenwerk im Bayerischen Wald erlebt seit seiner Eröffnung in 1970 ein auf und ab. 1994 als CCC startete, war die erste Insolvenz gerade überstanden und Franz E. Cürten war Geschäftsführer. 2009 kaufte es der Niederländische Investor Wim de Pundert mit seiner Investmentfirma HVP aus der nunmehr dritten Insolvenz. Entgegen den allgemeinen Erwartungen, dass er das Unternehmen nach der Sanierung wieder abstößt, führte er es in fünfzehn Jahren zu unerwarteter Größe und wurde 2022 erstmals Umsatz-Milliardär mit einem Unternehmen an drei Standorten. Verantwortlich ist hierfür aber auch sein Team, das von einem Quereinsteiger angeführt wird.

Wolfgang Speck hatte für Wim de Pundert schon einige Firmen auf Vordermann gebracht, um dann alsbald den nächsten Job anzutreten. Bei Knaus Tabbert wurde es anders. Der eloquente Kaufmann geht nun ins zwölfte Jahr und hat im Unternehmen gemeinsam mit seinem Team an den richtigen Stellschrauben gedreht.
Zuvor hatte das Unternehmen Thomas Dickenberger immens geprägt. Er kam auch als Quereinsteiger in die Branche und sanierte ab 1999 als Chef die Marke Tabbert mit Wilk und FFB. Er setzte viele Ideen bei Tabbert um, um dann eine Elefantenhochzeit zu realisieren, indem er Knaus und Tabbert fusionierte. Er konnte den Giganten aber nie in wirklich sichere Gewässer führen, sodass die Wirtschaftskrise 2009 das Unternehmen mit in die Insolvenz nahm.

Diese Persönlichkeiten dürfen nicht unerwähnt bleiben

Renate Schimmer-Wottrich ist die Grande Dame der Zubehörbranche. Seit 1988 stand sie dem Heizungspezialisten Truma in Putzbrunn vor, bis sie 2019 das Amt an ihren Sohn Alexander abgab. Mit spektakulären Zukäufen, neuen Themenfelder und viel sozialem Engagement prägte sie die letzten 30 Jahre.

Die andere große Dame der Branche ist Maria Dhonau. Händlerin der ersten Stunde und auch heute noch aktiv auf Messen, hat sie den Verkauf von Wohnwagen geprägt.

Eine Grande Dame der Branche ist Maria Dhonau, die seit den 60ern Wohnwagen und Reisemobile sehr erfolgreich verkaufte und auch heute noch aktiv im Handel verankert ist.

Hans-Karl Sternberg machte aus dem Verband der Wohnwagenhersteller den Caravaning Industrieverband zuerst in Kriftel, dann in Frankfurt am Main. Der studierte Jurist war ebenso charismatisch wie egozentrisch, wenn es um die Verbandsangelegenheiten ging. Er führt ihn als Geschäftsführer aus der Kreisliga in die Champions League und verstarb plötzlich in 2016.

2015 verstarb Kurt Kober und das Lebenswerk von ihm und seinen Brüdern geriet in amerikanische Hand.

Ein Jahr zuvor war Kurt Kober gestorben. Der Vorstand von Chassis-Spezialist Al-Ko war ein gewiefter Geschäftsmann, aber auch die gute Seele der Branche. Bei allem Erfolg des Unternehmens predigte er Demut und lebte soziales Engagement aktiv vor.

Dagegen war Gerhard Reisch fast 60 Jahre das Sprachrohr der Branche. Der Chef von Freizeit Reisch und deutscher Statthalter von Alde war immer und überall dabei. Er konnte für sich alle Caravan Salons verbuchen und war mit seinen Säulen für Stellplätze wegweisend. 2020 wurde er eines der ersten Corona-Opfer.

Wegbegleiter in der Branche von 1994 - 2024

1994

Fendt-Chef German Mensch brachte als Präsident des VdWH den Caravan Salon nach Düsseldorf.

1997

Thomas Fritz machte Dethleffs als Geschäftsführer zum Freund der Familie und brachte jugendlich frischen Wind ins Unternehmen. Heute genießt er das Leben als Privatier.

1999

Klaus-Peter Bolz war der Gestalter des Wohnfühlens bei Bürstner im neuen Jahrtausend. Der Powerseller verstarb 2016.

1999

Klaus Förtsch führte unter Harald Striewski die Marke Fendt an die Spitze der Popularität und war drei Legislaturperioden Präsident des CIVD.

2001

Thomas Dickenberger fusionierte 2001 Knaus mit Tabbert, gründete 2002 die Knaus Tabbert Group, steuerte aber auch in die dritte Insolvenz.

2006

Dieter Riegel baute bei Dethleffs alles, was der Markt sich wünschte – oder auch nicht. Einen Wohnwagen durfte er auch dem Heiligen Vater in Rom überbringen.

2008

Hans-Peter Burkert machte Hymer 1990 zu einer erfolgreichen AG und war 18 Jahre Vorstand.

2009

Wim de Pundert ist mit seiner niederländischen HVP Invest seit 15 Jahren Besitzer von Knaus Tabbert.

2011

Wolfgang Speck kam 2011 als schnelle Eingreiftruppe zu Knaus und führte das Unternehmen zu bislang unbekannter Größe.

2013

Erwin Hymer war Eigentümer mehrere Caravanmarken, Vorstand und Hauptaktionär der Hymer AG. Außerdem war er Präsident des VDWH (später CIVD) in den Achtzigern. Obwohl er mehr Caravans als Wohnmobile bauen ließ, war sein Nickname Mister Reisemobil und sein Nachname europaweit ein Synonym für dasselbe.

2016

Hans-Karl Sternberg hat den Caravaning Industrieverband in neue Dimensionen geführt und verstarb plötzlich in 2016.

2019

Renate Schimmer-Wottrich gibt nach 30 Jahren die Truma Geschäftsführung an ihren Sohn ab.

2020

Gerhard Reisch war Brachenurgestein der ersten Stunde und versäumte keinen Caravan Salon.

2021

Karl Heinz Janiak betreute neben seiner Arbeit bei Hobby über
30 Jahre die Reperaturbücher des CIVD, die jeder Händler braucht. Er verstarb 2021.

2024

Harald Striewski ist der letzte lebende Firmengründer im Caravanbereich. Seine Modelle sorgten für den europaweiten Erfolg des Caravans, da er immer erschwingliche, voll ausgestattete Fahrzeuge baute. Erst mit dem Premium, für den er den European Innovation Award bekam, änderte sich sein Anspruch, auch mal was Außergewöhnliches zu bauen, aber vielleicht schon auch früher mit dem Kauf von Fendt.

Redaktion
Raymond Eckl
Raymond Eckl ist schon seit 1994 bei Camping, Cars & Caravans und wurde bereits ein Jahr später zum Chefredakteur.
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