Als Frank Sargent 1963 in den USA die tragbare Campingtoilette erfand, war die Basis für die Erfolgsgeschichte der modernen Campinghygiene geschaffen. Als anerkannter Spezialist für tragbare Toiletten kam Thetford dann 1973, also vor 50 Jahren, auch nach Europa und die Porta Potti wurden hier schnell zum Verkaufsschlager. Der europäische Hauptsitz von Thetford befindet sich seitdem im niederländischen Etten-Leur und wurde Ende 2021 sogar zum weltweiten Hauptsitz ausgebaut. Aber dazwischen liegt eine lange Geschichte, die hier kurz umrissen werden muss.
Die tragbaren Toiletten waren zwar die Basis, aber erst mit der Entwicklung der Kassettentoilette Ende der 1980er-Jahre konnte sich Thetford als Sanitärspezialist auf dem Freizeitmarkt wirklich etablieren. Hier darf Harald Striewski von Hobby als Steigbügelhalter bezeichnet werden, denn er machte die Kassettentoilette zur Serienausstattung in Wohnwagen. Das Unternehmen entwickelte sich in kurzer Zeit zum unumstrittenen Marktführer bei mobilen Campingtoiletten, Kassettentoiletten für Caravaning und auch Toilettenzusätzen. Auch Zerhackertoiletten aus US-Produktion waren im Angebot, wurden in Europa aber nur spärlich eingesetzt.
Wettbewerber konnten lange klein gehalten werden, bis sich Thetford 2002 entschied, den Caravanproduzenten auch Kühlschränke im Europa-Sortiment anzubieten, denn Thetford hatte 1997 das US-Unternehmen Norcold gekauft. Das rief den damaligen Marktführer bei Kühlschränken mit Sitz in Deutschland auf den Plan und im Gegenzug wurde dort eine Kassettentoilette entwickelt. Nun gibt es zwei Marken, die sich den Markt teilen.
Der Erfolg gab Thetford aber recht. Unterstützt von Marktteilnehmern, die aus Tradition ungern mit Monopolisten arbeiten, konnte Thetford seit 2002 seine Marktanteile in den neuen Segmenten steigern und bei den Toiletten die Nummer Eins bleiben.
Mit der umfangreichen Palette an Absorberkühlschränken in allen Größen und dem wachsenden Erfolg bei den Kompressorkühlschränken sieht sich Thetford heute sogar als Marktführer in diesem Bereich.
Mit dem Erwerb des in Großbritannien ansässigen Spinflo-Werks im Jahr 2006 konnte Thetford einen weiteren Markt öffnen, denn mit der Produktion von Kochgeräten wurde das Portfolio sinnvoll erweitert. Kocher und Backöfen von Thetford in vielen Größen und Formen bereichern heute die Freizeitfahrzeuge weltweit.
Aktuellstes Projekt ist Indus, das smarte Toilettensystem, das eine Zerhackertoilette mit verschiedenen Tanks und Entleerungssystemen clever kombiniert und alles über App steuerbar macht. In Etten-Leur im niederländischen Nord-Brabant liegen heute das europäische Vertriebs- zentrum und die Produktion für Kühlschränke, Kassettentoiletten, Servicetüren sowie Toilettenzusätze und -Pflegeprodukte. Nur die Kocher kommen aus England.
Gewachsen ist Thetford Europe besonders durch grenzüberschreitende Expansion. Das erste Büro und Lager in Australien wurde 2006 eröffnet, anschließend folgten 2013 ein Verkaufsbüro und Lager in China. In beiden Regionen wird Thetford heute durch starke lokale Teams vertreten. Mit dem Erwerb der italienischen Firma Tecma im Jahr 2004 entwickelte sich Thetford auch auf dem Marinemarkt zu einem bedeutenden Akteur. Inzwischen ist Thetford Marine eine ausgewachsene Geschäftseinheit, die den weltweiten Marinemarkt mit den Zerhackertoiletten von Tecma, Porta Potties und Zusätzen von Thetford sowie Kühlschränken von Norcold erobert.
Wachstum wird vorangetrieben, indem sich Thetford auf seine Kunden fokussiert und Kundenbeziehungen pflegt. Corona hat die Entwicklung neuer Produkte gebremst, dafür wurde die Nachfrage gedeckt. Das hat Thetford viel Anerkennung eingebracht, weil das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten ein zuverlässiger Lieferant geblieben ist.
Heute beschäftigt Thetford über 1.000 Mitarbeiter weltweit, 570 davon in den Niederlanden. Seit 2021 hat der Investor Monomoy Capital Partners das Unternehmen übernommen und Etten-Leur zur Konzernzentrale gemacht.
Bei den Campingtoiletten beansprucht Thetford 90 Prozent Marktanteil für sich, bei den Kühlschränken in Freizeitfahrzeugen immerhin 40 und bei den Kochern und Öfen sind es 20 Prozent. Trotzdem sucht Thetford auch mit Endnutzern den Dialog, sowohl live vor Ort bei Messen als auch digital. Thetford Friends zählt rund 30.000 Mitglieder, die ihre Ideen und ihr Feedback mit dem Unternehmen teilen und neue Ideen hervorbringen.
Mit neuen Produkten für den Caravan Salon hält das Unternehmen noch hinterm Berg, denn die Hersteller müssen derzeit Just-in-time versorgt werden, wenn andere Lieferengpässe beseitigt sind. Eine große Herausforderung wird Indus bleiben, denn das geniale System, derzeit nur für große Wohnmobile tauglich, braucht ein Minimizing, will heißen, dass es auch in kleinen Fahrzeugen einsetzbar ist. Corona war hier ein Bremsklotz. Aber es liegen auch noch andere Themen auf dem Weg. Mit der Klimaveränderung wird Kühlen beim Camping immer wichtiger, aber hier kann Thetford auf einen starken australischen Markt blicken, der schon viele Dinge umsetzt, die europäische Kunden bald fordern werden.