Annette Weber ist seit vielen Jahren als Autorin tätig. Gleichzeitig betreibt sie mit ihrer Familie einen Campingplatz im Spreewald. Dieser Platz wird nun der Schauplatz für ein Verbrechen.
Zum Inhalt: Tote brauchen keinen Zeltplatz
Die Dauercamperin Rieke Riemann findet bei einem Spaziergang in einem Moorloch eine Tote. Bald stellt sich heraus, dass die junge Frau – ebenfalls Camperin – ermordet wurde. Rieke und ihr Platznachbar Michael beginnen gemeinsam zu ermitteln. Und dann schlägt der Mörder erneut zu.Â
Prolog
Er beugte sich über sie und lauschte. Kein Atem war mehr zu hören. Er hielt seine Hand vor ihren Mund. Spürte keinen Hauch. Ein Schauer kroch über seinen Rücken. Dass ihm das passiert war, konnte er selbst nicht fassen. Er hatte doch nur gegen ihren Hals gedrückt. Nicht wirklich fest. Noch nicht mal mit seiner ganzen Kraft. War es so einfach, einen Menschen umzubringen? Sie war in seinen Armen gestorben. Mit einem Lächeln, das sich immer mehr zu einem Erstaunen entwickelte. Dann hatte er die Angst in ihren Augen gesehen. Und die Fassungslosigkeit. Kurz hatte er sie an sich gedrückt, hatte ihren Körper ein letztes Mal gespürt. Dann hatte er sie losgelassen. Ein leises Platschen im Wasser. Sie hatte ihm ihr schönes Gesicht zugewandt. Der Körper sank tiefer und tiefer. Das schwarze Wasser erreichte ihr Gesicht.
In leisen Rinnsalen zog es über ihre Wangen, verfing sich dann in ihren Haaren und zog sie mit sich in die Tiere. Schließlich war nichts mehr von ihr zu sehen als die Schwärze des Sees. Er schnaufte. Versuchte, die Panik zu unterdrücken, die in ihm aufstieg. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Er brauchte Ruhe, um über alles nachzudenken. Im Grunde war sie selbst schuld. Sie hatte seine Nerven bis zum Äußersten gereizt. Und nun war sie tot.
Er musste zur Polizei gehen. Der Mond hing bleich über der kargen Landschaft. Spiegelte sich in den moorigen Seen. Der Wind strich sanft durch die Äste der Birken. Die Gräser wiegten sich in stiller Übereinstimmung hin und her. Von Ferne hörte er das klagende Schluchzen einer Nachtigall. Kurz wurde es lauter. Dem wehmütigen Hui folgte ein knarzendes Karr. Dann war alles wieder still. Er spürte sein Herz schlagen. Vorsichtig sah er sich um. Er war allein. Keine weiteren Zeugen. Nur der Mond.
Leseprobe aus dem Buch
Drei Fahnen flatterten im Wind, die Fahne des Spreewaldcamps, die der Märkischen Heide und die Landesfahne von Brandenburg. Rieke begann, sich auf das Wiedersehen mit den anderen Dauercampern zu freuen. Sie hielt vor der Schranke und drückte ihren Chip gegen den Schrankenscanner. Die Schranke öffnete sich. Langsam fuhr Rieke auf den Campinglatz ein. Hier traf sie auf eine neue Lebendigkeit.
Kinder waren auf Rädern, Inlinern oder Skateboards unterwegs, Paare saßen Eis essend in der Sonne, und im Schwimmbad kraulten die Menschen von einer Beckenseite zur anderen. Der gepflasterte Hauptweg führte auf einen kleinen Kreisverkehr zu, auf dem ein hoher Mast mit einem Storchennest stand. Dieser Mast war ebenfalls teuer mit EU-Mitteln angelegt worden, in der Hoffnung, dass hier eines Tages ein Storch sein Nest bauen würde.
Doch die Störche hatten kein Interesse gezeigt, und so hatte der Campchef Dieter Gerke einen Plastikstorch aus Polen besorgt und in das Nest gedübelt. Außerdem war hier als höchster Punkt des Campingplatzes die WLAN-Antenne angebracht. Verglichen mit den anderen Orten Brandenburgs hatte man dadurch auf diesem Platz einen einigermaßen geregelten Internetempfang – jedenfalls wenn man nicht gerade geplant hatte, einen Film zu streamen. Auf der linken Seite des Hauptweges befand sich der »Marktplatz«. Er wurde von einem reetdachgedeckten Rezeptionsgebäude, einem kleinen Shop und einem Restaurant eingerahmt. Die Mitte des Platzes bildete eine Bühne, auf der im Sommer zahlreiche Veranstaltungen stattfanden. Auf der rechten Seite lag der Pool mit den Liegestühlen.
Jemand winkte. Rieke erkannte die Schierlings aus dem Rosenweg. Und da war ja Günther, wie so oft mit seinem Chemieklo unterwegs zum Sanitärhäuschen. Er klappte nun die Sonnengläser seiner Brille nach oben, damit er besser sehen konnte und nickte Rieke lächelnd zu. Sofort ging es Rieke besser. Sie war nicht allein, und das tat ihr gut.
Jetzt kam der kleine Camperweg »Schwalbennest« in Sicht. Rieke verzichtete auf den Blinker und bog schwungvoll in die Straße ein. Schließlich war sie hier zu Hause. Ihr Dauercamperdomizil sah noch genauso aus, wie sie es in Erinnerung gehabt hatte. Der Rasen war sogar gemäht, und jemand hatte gelbe und violette Stiefmütterchen gepflanzt. Ausgerechnet Stiefmütterchen. Die führten Riekes No-Go-Liste an. Doch darüber wollte sie gerne heute hinwegsehen. Schließlich wusste sie, dass jemand sie extra gepflanzt hatte, um ihr eine Freude zu machen.
Kaum öffnete Rieke die Autotür, standen Helga und Horst Weichert vor ihr, nebeneinander, als wenn sie ein Gedicht aufsagen wollten. »Ich habe mir schon gedacht, dass du heute kommst!«, rief Helga. »Nicht wahr, Horst? Das habe ich doch gesagt.« »Das hat sie«, bestätigte ihr Mann. »Und darum haben wir schnell noch alles hergerichtet.« Rieke schluckte. Ihr wurde ganz warm ums Herz. »Ich habe es gleich gesehen. Alles ist so ordentlich. Der Rasen gemäht, die schönen Stiefmütterchen …« Die Lüge fiel ihr leicht. Sie sah, wie Helga strahlte.
….
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Hier gibt es das Buch:
Tote brauchen keinen Zeltplatz, Camping Krimi von Annette Weber, ISBN 978-3-7408-1908-8, Preis 13 Euro
Ãœber die Autorin
Annette Weber, 1956 in Lemgo geboren, hat lange als Lehrerin gearbeitet und war nebenberuflich als KInder- und Jugendbuchautorin tätig. Seit 2002 widmet sie sich ganz dem Schreiben und veröffentlicht auch Romane für Erwachsene. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie einen Campingplatz im Spreewald – der Schauplatz ihres Krimis ist.