Unweit der Autobahn, zwischen München und Rosenheim, steht eine alte Mühle – die eigentlich nicht als solche zu erkennen ist. Der Weiler am Rand der Gemeinde Aßling trägt den Namen der Mühle, Martermühle. Rein zufällig fährt hier kaum jemand vorbei, außer man sucht explizite ruhige Nebenstraßen – kein Wunder also, dass einem im zur ebenfalls gleichnamigen Kaffeerösterei gehörenden Café auf der Terrasse die wenigen Autos fast über die Füße fahren. Draußen sitzt man zwar schön, dafür verpasst man hier einen Teil des Dufts, der durch das liebevoll restaurierte Gebäude strömt. Sei es, weil gerade Kaffee frisch geröstet und gemahlen wird oder einfach Kuchen oder andere herzhafte Köstlichkeiten aus der Küche kommen.
„Früher hat es oft gar nicht so gut gerochen“, erzählen Ralf und Peter von den Anfängen ihrer „Röstkarriere“. So manches Kilo Lehrgeld mussten die Kaffeeliebhaber „bezahlen“, bis die Bohnen ihr gewünschtes Aroma preisgaben. Mit einer gebrauchten Zehn-Kilogramm-Röstmaschine hat alles begonnen. Die Anfänge in dem damals noch nicht restaurierten Hof sind inzwischen knapp 15 Jahre her. Damals beide noch mit einem festen Job, Kaffee war Leidenschaft und Hobby. Als es irgendwann mal besser gerochen hat, folgten immer mehr Neugierige dem Duft aus der alten Scheune. Anfangs nur zum Probieren. Irgendwann hat es dann richtig geschmeckt und die Leute wollten die „Privat-Röstung“ wirklich kaufen. Mundpropaganda führte schließlich dazu, dass an den Röstwochenenden – unter der Woche mussten die Freunde ja noch richtig arbeiten – in Aßling richtig was los war.
Als nächstes wollten die Besucher am liebsten noch ein Stück Kuchen zum Kaffee – und so kam es, dass aus dem Hobby-Kaffeerösten nach und nach der Sprung in die Selbstständigkeit wurde. Zuerst natürlich ganz bescheiden am ursprünglichen Standort, mit kleinem Trommelröster noch immer auf der Suche nach dem perfekten Aroma, 2019 dann der Neubau, absolut State-of-art mit allem, was es braucht, um professionell besten Kaffee herzustellen
Aber was hat das alles jetzt mit Camping zu tun? Dazu muss man einen Schritt zurück machen. Schon immer haben sich Geschäftsführer Peter Vit und seine Frau auf Reisen, speziell in Hotels, über schlechten Kaffee geärgert. Also waren der eigene Kaffee und Filter immer im Gepäck, kochendes Wasser gibt es überall. Seit sie allerdings einen Camper besitzen, hat sich das Problem gelöst. Immer und überall der passende, eigene Kaffee in der bevorzugten Zubereitungsweise. Beim Campen haben die beiden ein Blitzstart hingelegt – der Boom während Corona hat das beschleunigt.
Viel unterwegs und viele Gespräche mit anderen Campern hat ergeben, dass das Thema Kaffee nicht nur im Hause, bzw. im Mobil Vit, ein Thema ist. Also kam dem Unternehmen die Idee, einen Camper-Kaffee zu rösten. Die Beschreibung einer mittelkräftigen harmonischen Kombination aus nussig-schokoladigen Aromanoten mit einem Hauch Beere und einer Nuance Kakao kann für Nicht-Kaffeespezialisten ziemlich viel bedeuten. Es hilft also nur, den Kaffee zu probieren.
Das Problem von industriell -, also tonnenweise geröstetem Kaffee ist, dass er meist zu stark, zu dunkel geröstet ist. Außerdem sind die Bohnen in der Massenproduktion eben nicht erste Klasse, handgepflückt vom zertifizierten Biobauern, sondern Massenproduktion, die in Tonnen gehandelt wird. Das führt dazu, dass die Bohnen oft unterschiedlich groß sind. Passt der Röstgrad für die große Bohne, ist die kleine verbrannt und umgekehrt.
In der kleinen Rösterei kann man sich noch die Zeit für eine eindringliche Qualitätskontrolle nehmen. Der Kaffee ist gleichmäßig geröstet und nicht verbrannt. Der Unterschied zu den Produkten von den großen, allseits bekannten Röstereien ist auf den ersten Schluck „erschmeckbar“. Der mittelkräftige Camper-Kaffee kommt einem vergleichsweise mild vor – da man meist die brandigen Bohnen aus den Großröstereien gewohnt ist. Nach dem zweiten, dritten Schluck – oder Tasse – fängt man dann an, Nuancen herauszuschmecken.
Noch eine Besonderheit, die den Camper-Kaffee zum Camper-Kaffee macht: Man bekommt ihn perfekt für seine bevorzugte Zubereitungsmethode geliefert. Also ganze Bohne oder gemahlen für Espresso-Kocher, Stempelkanne oder Filter. Wer auf dem Weg in den Süden einen Abstecher nach Aßling macht, kann vor Ort natürlich alles probieren – am schönsten natürlich mit einem Stück frisch gebackenem Kuchen. Parkplätze gibt es auch, ein Stellplatz für Camper direkt nebenan ist schon geplant.
Infos Campercaffee
Kaffeerösterei Martermühle GmbH, Martermühle 1, 85617 Aßling, Tel.: 08092 / 33091-0, Tel. Café: 08092 / 33091-11, info@martermuehle.de, www.martermuehle.de.
Camperkaffee besteht aus Arabica, der in Brasilien, El Salvador und Indien angebaut wird. Das Aroma ist Kakao, Nuss und Schokolade bei mittlerer Intensität. 500 Gramm ganze Bohnen kosten 13,79 Euro, gemahlen für den Espressokocher 15,79 Euro.