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Cool Camper - Klamotten von Campern für Camper

24.04.2025
Text: Tibor Kovacs-Vass | Bild: Eckl, Kovacs-Vass

Wie kommt man auf die Idee, fahrender Händler zu werden? Welche Motive gefallen Campern am meisten? Und wie schläft es sich 254 Nächte im Verkaufsanhänger?

Es hat mit Hobby zu tun. Und mit der Arbeit, klar. Denn zum ersten Mal sah ich den grünen Beachy von Bernd Grote auf dem Stand von Hobby in der Halle 5 der CMT Stuttgart, als wir auf der Jagd nach neuen Caravans für unsere CCC waren. Inmitten der ganzen Weißware aus Fockbek wirkte der grün-weiß folierte Wohnwagen von Bernd Grote wie das gallische Dorf im Reich der Römer. Dass es sich um eine Kombination aus Verkaufs- und Wohnanhänger handelt, fiel mir erst auf, als ich das Schild „Tagesmenü“ zu sehen bekam. 48 verschiedene Motive für T-Shirts oder Kapuzenpullover haben Bernd und Astrid aufgezeichnet – manch eines nicht unbedingt jugendfrei, aber doch ziemlich lustig. „Wir sind Camper und versuchen den Humor der anderen Camper einzufangen“, wird mir Bernd später erklären. „Die Ideen für die Motive entstehen meist beim gemeinsamen Grillen oder beim Bier unter der Markise. Deshalb war es mir auch so wichtig, direkt auf den Campingplätzen zu sein. Da trifft man die verschiedensten Menschen. Und die meisten haben Urlaub, haben gute Laune und sind immer zum Plausch bereit. Ich habe einfach den besten Job der Welt.“ Doch was genau ist der Job von Bernd? Und wie kommt man auf sowas?

Wie kommt man auf die Idee, Camper-Merchandise zu verkaufen?

„Eigentlich habe ich jahrelang Webseiten und Onlineshops entwickelt, doch ein schwerer Motorradunfall hat mich dann zu einer längeren Pause gezwungen. Während ich mich erholt habe, ist es mir aufgefallen, dass es für alle Hobbys den einen oder anderen Spruch auf dem T-Shirt gibt. Nur für Camper gab’s das damals noch nicht. Es lag also nahe, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. So entstand der Cool Camper Onlineshop. Wir verkaufen T-Shirts, Pullis und andere Accessoires mit lustigen Sprüchen oder witzigen Bildern zum Thema Camping.“ Wenn Bernd von seinem Herzensprojekt erzählt, hat er ein Funkeln in den Augen, und es fällt einem immer wieder das Wort „lausbubenhaft“ ein. Kein Wunder also, dass es dem umtriebigen Hamburger nicht gereicht hat, von zu Hause den Onlineshop zu managen. „Vorletztes Jahr habe ich gemerkt, dass ich raus muss. Raus auf die Campingplätze, mich noch mehr unter die Camper mischen. Auf den Campingplätzen fühle ich mich fast mehr zu Hause als in den eigenen vier Wänden.“

Als Astrid und Bernd beschlossen, ihre Ware direkt auf den Campingplätzen zu vertreiben, suchten sie zuerst nach einem geeigneten Verkaufsanhänger. „Wir haben zwar ein Wohnmobil, aber zum Verkaufen ist es einfach nicht geeignet. Meine erste Idee war dann, mir einen alten Wohnwagen zu kaufen, um ihn umzubauen.“ Die erste Wahl fiel auf einen Nagetusch, einen Caravan der 60er-Jahre aus DDR-Produktion. Doch das Projekt erwies sich als ungeahnt große Herausforderung. Denn ein Nagetusch ähnelt zwar einem Eriba Touring, verfügt jedoch nicht über einen Stahl-, sondern nur über einen Holzkäfig, der dann mit Aluminium beplankt wurde. Erst als Bernd den Innenausbau entfernt hatte, wurde der Ausmaß der Wasserschäden klar. „Ich habe den Nagetusch noch nicht ganz aufgegeben, er steht aktuell in einer Halle und wartet auf die Wiederbelebung. Aktuell habe ich aber wirklich keine Zeit für ihn.“ Den Beachy, der jetzt als mobiler Verkaufsstand für Cool Camper dient, entdeckt Bernd irgendwann rein zufällig, als er wegen einer Reparatur an seinem Wohnmobil bei seinem Händler vorbeifährt.

Bernds Beachy, den er als Verkaufswagen nutzt, haben wir auf der CMT abgelichtet.
Foto: Tibor Kovacs-Vass

Aus dem Beachy wird ein Laden

„Der Beachy hat mich mit seiner Form überzeugt, aber es gab noch einiges zu tun. Zum Beispiel musste ein größeres Fenster rein, damit wir verkaufen können. Das ist jetzt ein Dometic S4 mit 145 mal 70 Zentimetern.“ Doch damit war es noch nicht getan, schließlich brauchten Astrid und Bernd auch noch eine Theke. „Die rechte Sitzbank und das originale Sideboard hatte ich in einer halben Stunde draußen gehabt“, erklärt der fahrende Händler den weiteren Umbau. „Beim Bau der Theke, die jetzt fast die gesamte rechte Seite vom Wagen füllt, habe ich schon darauf geachtet, im Beachy-Stil zu bleiben. Und aus der langen rechten Sitzbank habe ich einen kleinen Sitz gemacht, damit meine Frau und ich im Wagen frühstücken können, wenn wir wollen.“ Die Sitzgruppe wird von einem Tisch abgerundet, der auch beim Sortieren der Pullover und TShirts nützlich ist. In den Kleiderschrank in der linken vorderen Ecke hat Bernd ein Regalsystem eingebaut. „Wir haben T-Shirts und Pullis von Kindergröße 126 bis 3XL ausreichend da. Für die besonders kräftigen Camper nehme ich immer noch paar Klamotten in 4- und 5XL mit, aber da ist die Farbauswahl eben etwas eingeschränkt. Mir ist es wirklich ein Anliegen, niemanden wegschicken zu müssen.“

Jedes Motiv kann auf Cappies, T-Shirts oder Schlüsselanhänger gedruckt werden.
Foto: Tibor Kovacs-Vass

Anspruch und Qualität

Man wird nicht nur nicht weggeschickt, sondern bekommt auch keinen Schrott. „Die Klamotten haben gute Qualität, sie sind 100 Prozent aus Baumwolle und nicht aus dem billigen Polyester-Scheiß. Manche Kunden trifft man dann auch wieder, und es spricht sich auch schnell herum, wenn man Mist anbietet.“ Doch wie genau läuft die Planung und der Verkauf ab? Wie entscheidet Bernd, welchen Campingplatz er als Nächstes anfährt? Und was halten die Campingplätze von Cool Camper? Hokus-Pokus, Campingmodus? Bernd Grote arbeitet, wo andere Urlaub machen. Das „Tagesmenü“ wird immer wieder durchgemischt und erweitert. Jedes Motiv kann auf jedes Produkt, egal ob Cap, Pulli, T-Shirt oder Flachmann.

Die Planung für die Saison

„Die Planung für die Saison findet von November bis März statt. Natürlich muss ich schauen, dass ich Plätze anfahre, die gut besucht sind oder die etwas Besonderes bieten. Manchmal wird ja ein Jubiläum gefeiert oder es findet ein Event wie zum Beispiel ein California-Treffen statt. Dann schaue ich, dass ich vorbeikommen kann. Die Campingplätze erhalten von mir eine Anfrage, und wenn sie Ja sagen, komme ich vorbei. Wenn ich dann auf dem jeweiligen Campingplatz T-Shirts oder Pullover verkaufe, drucke ich das Logo des Platzes auf den Ärmel.“ Dauert der Aufenthalt länger als ein paar Tage, reisen Astrid und Bernd gerne mit dem Wohnmobil an und hängen ihren Beachy hinten dran. Doch geht es für Bernd allein auf die Reise, schläft er im Verkaufswagen, den er dann mit seinem Pkw zieht. „Letztes Jahr habe ich 254 von 365 Nächten auf dem Campingplatz verbracht. Ich liebe es, morgens auszuschlafen, mich frisch zu machen und dann das fenster aufzuklappen. Dann geht die Arbeit los. Die meisten Menschen, die ich treffe, sind gut gelaunt, weil sie gerade Urlaub machen. Und man kann sich unterhalten, austauschen, abends zusammen essen oder ein Bier trinken. Diese Nähe zu seiner Zielgruppe hat kaum einer. Wie gesagt, der beste Job der Welt.“

Sonst stehen die Kunden da und Bernd hinter der Theke.
Foto: Tibor Kovacs-Vass

Die Freude als Motivator

Wie es ihn auf die CMT und zu Hobby verschlagen hat, will ich noch von Bernd wissen, bevor ich die Kamera einpacken und weiterziehen muss. „Hobby kam auf mich zu, ich bin wohl irgendwo irgendwem aufgefallen. Man hat mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, ein paar Hobby-spezifische Motive zu zeichnen und mich auf ihren Messestand zu stellen. So kam das hier zustande. Sonst bin ich kaum auf Messen unterwegs. Aber ich habe das Gefühl, dass meine Produkte auch hier gut ankommen.“ Tatsächlich ist der grün folierte Beachy während der gesamten Messe gut besucht und Bernd muss zwischendurch sogar Nachschub an Materialien besorgen.

Es gibt aber etwas, das ihm nie auszugehen scheint: die lausbubenhafte Freude an seinem Job und das Lächeln in seinem Gesicht.

www.cool-camper.de

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