Wenn eine Marke 70 Jahre am Markt bestehen kann, ist das keine Selbstverständlichkeit. In kritischen Zeiten kann es durchaus eng für Tradition werden. Es ist oft ein stetes Auf und Ab. Die wechselvolle Geschichte von Tabbert begann 1953, als Alfred Tabbert den ersten Wohnwagen-Prototypen namens Ideal vorstellte. Zuvor hatte Alfred Tabbert in Bad Kissingen bereits eine Firma für Wagen- und Möbelbau, aber mit dem Erfolg des Wohnwagens etablierte er sich als führender Pionier im Caravaning.
Das Wirtschaftswunder lief auf Hochtouren und weil das Reisen in Europa immer beliebter wurde, konnte Tabbert auch gehobene Gesellschaftsschichten ansprechen. Bereits 1957 bot Tabbert drei verschiedene Baureihen an und präsentierte auf der ersten Caravan-Messe in Essen 1962 insgesamt 14 Modelle. Die Wohnwagen beeindruckten mit einem einzigartigen Materialmix, einer hochwertigen Verarbeitung und eher konservativem Design, das später als Gelsenkirchner Barock einen ganz eigenen Ruhm erlangte.
Namen wie Comtesse, Markgraf, Kurfürst oder Grandseigneur zeugten vom Selbstbewusstsein des Firmengründers, der später auch den Titel Don Alfredo bekam. Bereits im Jahr 1959 wurde es in Bad Kissingen zu eng und Tabbert baute im hessischen Mottgers in der Rhön ein neues Werk.
Das Unternehmen expandierte stetig und erreichte im Jahr 1971 einen ersten Höhepunkt mit der Jahresproduktion von 9.300 Wohnwagen. Zu dieser Zeit hatte Tabbert das vielseitigste Lieferprogramm in Europa und den sagenhaften Marktanteil von fast 75 Prozent im Bereich der Tandemachser.
1972 verkaufte Alfred Tabbert, damals fast 65 Jahre alt, sein Unternehmen an die Castrol GmbH, eine Tochtergesellschaft von Burmah-Oil. Am 31. Oktober 1973 stirbt Alfred Tabbert an einem Herzschlag mitten bei der Arbeit. In den Achtzigern wurde unter dem neuen Besitzer Dr. Gerd Sanmann die Marke FFB zugekauft, um die Produktpalette um hochwertige Reisemobile zu erweitern. Außerdem wurde der ewige Rivale Wilk übernommen. Beide Unternehmen wurden 1987 in die TIAG Tabbert Industrie AG eingegliedert.
Filialen in Bad Kreuznach und Dresden werden geschlossen, was den Verlust von 200 Stellen bedeutet. 1992 übernimmt die TIAG mit Weinsberg einen weiteren Wohnmobilhersteller. Unter dem Sanmann-Nachfolger Thomas Dickenberger kam es zu einer engeren Zusammenarbeit mit der Knaus AG, die unter anderem dazu führte, dass Weinsberg 1998 zu Knaus wurde.
1996 verlässt der hunderttausendste Tabbert das Band. Die größte Jahresproduktion aller Zeiten betrug 15.000 Einheiten. Bereits 1997 hatte Knaus 27 Prozent der Anteile an der TIAG erworben und wenig später auf 77 Prozent aufgestockt. 2001 erfolgt eine Fusion zwischen der TIAG Tabbert Industrie AG und der Knaus GmbH Jandelsbrunn zur Knaus Tabbert Group GmbH. Im Jahr 2002 freut sich Tabbert über den 250.000sten produzierten Wohnwagen und stellt das Modellprogramm auf modern um und benennt es nach alten Meistern. Außerdem betrat man mit dem trendigen Lifestyle-Caravan T@B neues Terrain.
Das sympathische Retro-Designs ist bis heute erfolgreich. 2004 präsentierte Tabbert das moderne Luxus-Modell Paganini, das einen neuen gestalterischen Weg einschlug, aber auch den Weg in die Pleite.
2008 musste die Knaus Tabbert Gruppe Insolvenz anmelden, nachdem das Management um Dickenberger keine angemessenen Rückkaufplan bei den Banken hatte. Am 1. Januar 2009 wurde Knaus-Tabbert von der HTP Investments BV aus Venlo übernommen und somit auch die Marke Tabbert gerettet.
Da ein Großteil des Erfolges der Marke Tabbert im Export, insbesondere nach Frankreich, verankert war, machte sich die Schwächung durch die Insolvenz dort besonders bemerkbar. Fast der gesamte Marktanteil fiel an den Wettbewerb. Mit dem neuen Investor wurde wieder mehr in dieses Segment investiert, was bis heute Früchte trägt und die Strategie des heutigen Tabbert-Produktmanagers Armin Mäder bestätigt. Die unglaubliche Erfolgsstory von Knaus Tabbert, der Umsatz wurde in elf Jahren verfünffacht, ist auch ein Erfolg von Tabbert.
70 Jahre Tabbert: Jubiläumsplakette zum Modelljahr 2024
Mit Modellen wie dem Cellini, der als erster deutscher Wohnwagen einen elektrisch betätigten Slide-Out hatte, strahlte der Tabbert-Stern mehr denn je, und Alfred Tabbert, der charismatische Gründer und Visionär der deutschen Wohnwagenbranche, würde sich heute darüber freuen, dass sein Name für handwerkliche Qualität und erstklassige Wohnwagen steht.
„Wer fortschrittlich denkt“, hatte der Macher einst in einem Gruß an seine Mitarbeiter geschrieben, „darf sich der Tradition nicht verschließen.“ Zum Modelljahr 2024 ziert jeden Tabbert eine Jubiläums-Plakette, die ihn zum Unikat machen. www.tabbert.com