Die Landschaften von Lolland-Falster sind Dänemarks südlichster Punkt und bieten tiefe Wälder, steile Klippen sowie breite, weiße Sandstrände, aber auch Deichradwege am Wasser.
Erstmal ein Selfie oder zwei. Danach kann man sich die Dodekalitten genauer anschauen, so machen es die meisten Besucher. Die gigantischen Skulpturen in Kragenaes ist Lollands neues Highlight. Dänemarks Stonehenge sozusagen: zwölf Figuren aus massivem Gestein – daher der Name: Dodekalit ist griechisch und bedeutet zwölf Steine. Die steinernen Gesellen fordern quasi dazu auf, sich einfach mal hinzusetzen, die Ostsee, die Felder und natürlich die Skulpturen anzusehen und den sphärischen Klängen, die eigens für die Kunstinstallation komponiert wurden, zu lauschen.
Fast ein Sinnbild für einen Urlaub an der dänischen Südsee: zur Ruhe kommen, die Natur auf sich wirken lassen. Lolland und Falster werden stets im Doppelpack genannt. Die beiden Inseln sind nur durch den schmalen Gulborgsund getrennt. Zu erreichen sind sie mit der Fähre ab Fehmarn nach 45 Minuten Überfahrt. In naher Zukunft soll es noch schneller gehen, durch den Fehmarnbelt-Tunnel von Puttgaden nach Rødbyhavn – angeblich ab 2029, wobei auf den Inseln niemand so recht daran glauben mag, zu oft wurden die Termine schon verschoben.
600 Kilometer Küste, wahlweise an der Ostsee und am Fjord, haben die Inseln zu bieten. Und ganz viel Himmel, denn natürlich ist es überwiegend flach – ideal zum Weitgucken und Radeln. Überwiegend flach geht’s auch ins Wasser hinein – angenehm für kleine Kinder und entspannend für ihre Eltern. Schwimmer nutzen gerne die Badestege, die an vielen Stränden weit ins Wasser ragen.
Der 20 Kilometer lange Sandstrand von Marielyst an der Ostküste von Falster wurde mehrfach als bester Strand Dänemarks ausgezeichnet. Zu Recht: feiner Sand, unverbauter Strand, zu erreichen über einen aussichtsreichen Rad- und Wanderweg. Auch der Ort hat sich in den letzten Jahren herausgeputzt. Die größte Terrasse Dänemarks ist hier entstanden. Auf den Holzbohlen läuft man vom Ortskern direkt zur schicken Badeplattform.
Und auch gute Gastronomie hat sich angesiedelt, etwa Café Mynte am Strandvej. „Das liegt an den Kopenhagenern“, sagt Lene Siel, die Chefin vom ebenfalls empfehlenswerten Bistro „Tante Karla“. Die Hauptstädter, die traditionell eher in Richtung Norden zum Bade-Wochenende fahren, entdecken nun auch Lolland/Falster. Übrigens: Lene ist in Dänemark eine bekannte Sängerin, sie hat auch schon im Duett mit Roger Whittaker gesungen.
Østersøparken Camping liegt ein Stück außerhalb, nur durch den Rad- und Wanderweg vom Strand getrennt. Es ist herrlich frühmorgens, wenn der Campingplatz noch schläft, den ersten Kaffee am Meer zu trinken. Dann gehört einem quasi der Strand allein – ansonsten sind nur ein paar Frühschwimmer, die um diese Zeit gerne unbekleidet ins Wasser hüpfen, und einige Gassi-Geher unterwegs. Das sind die Momente, von denen man zehren wird, wenn zu Hause der November-Nebel wabert. Vom Campingplatz kann man eine schöne Wanderung zur Gedser Odde, dem südlichsten Punkt Skandinaviens, unternehmen.
In Hesnæs, ein Stück nördlich von Marielyst, waren ursprünglich nicht nur die Dächer, sondern auch die Hauswände mit Reet gedeckt. Das sollte die Fronten zusätzlich vor dem Ostseeklima schützen. Einige der alten Häuser stehen noch. Der kleine Ort ist ein guter Ausgangspunkt für schöne Wanderungen mit Meerblick.
Ein Weg führt oberhalb der Küste, die hier als Steilküste daherkommt, durch den wunderbaren Buchenwald von Corselitze. Unterwegs kommt man am Pomle Nakke vorbei, einem angesagten Lokal oben auf den Klippen, das kreative Smörrebröd in allen möglichen Variationen anbietet – Kopenhagen meets Falster. Gartenfreunde werden den Park schätzen, der das Herrenhaus von Corselitze umgibt. Ulslev Strand Camping in Idestrup ist ein idealer Standort.
Der Wechsel von einer zur anderen Insel fällt kaum auf. Eine kurze Brücke über den Guldborg Sund verbindet Falster mit Lolland. Im Zentrum der Insel Lolland liegt der Naturpark Maribo Seen – also zur Abwechslung Süß- statt Salzwasser. Käpt’n Nils kennt beides. Früher ist er zur See gefahren, heutzutage tuckert der 77-Jährige Touristen im Ausflugsboot über die Seen. Von der Anlegestelle am Dom von Maribo schippert die „Anemonen“ eine gute Stunde über die vier Seen mit insgesamt 22 Inselchen.
Manche Passagiere, zu erkennen an Fotoapparaten mit riesigen Objektiven, lauern vor allem auf den Seeadler. Bei unserer Tour hat er sich leider nicht blicken lassen, dafür entdeckten die Experten Lappentaucher im Schilf. Alternativ kann man die Seenplatte erwandern, mit dem Rad umrunden (36 Kilometer) oder sich ins Kanu setzen. Einen Kanuverleih gibt es auch am Maribo Sø Camping, eine gute Adresse zum Übernachten.
Vom Platz sind es nur wenige Minuten Fußweg zur hübschen Innenstadt. Auf dem Marktplatz, dänisch Torvet, soll es im Café Vin & Brod das beste Brot Dänemarks geben. Nakskov und Albuen Verlaufen kann man sich nicht auf dem Weg zum Leuchtturm von Albuen – rechts und links Wasser, in der Mitte ein schmaler Pfad.
Wer ganz besonders viel Ruhe sucht, ist auf der Halbinsel Albuen im Nordwesten Lollands gut aufgehoben. Hier am Ellebogen, so die Übersetzung, ist nichts als Natur. Der freundliche Mann vom Albuen Strand Camping sagt, dass manche Gäste in der ersten Nacht vor lauter Stille nicht schlafen können.
Wer irgendwann doch ein bisschen mehr Zivilisation sucht, kann nach Nakskov fahren, der größten Stadt auf Lolland mit knapp 13.000 Einwohnern. Vor den Toren der Altstadt liegt die Zuckerfabrik mit dem dänischen Zuckermuseum. Rund 30 Kilometer weiter nördlich wird auf Gut Frederiksdal der preisgekrönte Kirschwein hergestellt.
„Zu uns kommen die Leute, denen es an der deutschen Küste zu voll ist“, sagt Henrik, Chef des sehr empfehlenswerten Nysted Camping. Nysted – früher eine Handelsstadt, heute vor allem ein hübscher Urlaubsort mit Jachthafen – hat einen der schönsten Strände im Süden Lollands zu bieten, und außerdem das Restaurant „Ö“. Ö steht unter anderem für ökologisch. Es gibt ausschließlich regionale Bioprodukte hier, hervorragend zubereitet. Wer in den Genuss kommen will, muss am besten frühzeitig reservieren.
Nysted ist auch ein guter Standort für kunstsinnige Camper. Im nahe gelegenen Guldborgsund sind das Fuglsang Kunstmuseum und das gleichnamige Herrenhaus eine ausgefallene Allianz eingegangen. Das Museum im Bauhausstil zeigt zeitgenössische Kunst, im Herrenhaus im Renaissancestil kann man zur Teatime einkehren.
Eine weitere Adresse für Kunstfreunde: die Galerie von Heike Arndt in Kettinge. Die Berlinerin hat in dem winzigen Kaff eine Galerie aufgebaut, die 500 international anerkannte Künstler vertritt. Der Besucher ist schier überwältigt bis überfordert, wenn er zum ersten Mal die Galerieräume betritt. „Man muss den Leuten was zeigen, wenn sie schon hier herkommen“, sagt Heike Arndt. Kettinge an sich hat ansonsten wirklich nicht viel zu bieten.
Trotzdem kann sich die Galeristin, die selbst als Künstlerin arbeitet, nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Sie hat inzwischen die dänische Staatsbürgerschaft angenommen. Warum? „Aus Überzeugung.“ Ihr gefällt die dänische Gelassenheit, das Grundvertrauen der Menschen, die positive Gesamtstimmung. Das färbt auch auf ihre Gastkünstler ab, die sie gelegentlich beherbergt. „Nach einem Monat auf der Insel macht sich das bei denen auch äußerlich bemerkbar. Der Gesichtsausdruck ist entspannter.“ Ob der Effekt auch bei Campern einsetzt?
In Dänemark zahlt man zwar mit Dänischen Kronen, aber mittlerweile hauptsächlich per Smartphone. Für dieses gibt es auch die gut gemachte App Naturlandet Lolland-Falster. Sie bietet eine Fülle von Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Gastronomie, Karten für Wander- und Radtouren. Toll ist auch die Seite www.visitlolland-falster.de.
Die Überfahrt für ein Gespann von Puttgarden nach Rodby gibt es ab 50 Euro und dauert 45 Minuten, aber die Kategorie Early Booker ist oft ausgebucht. Also frühzeitig mit einem festen Termin für An- und Abreise buchen. Normale Preise sind gestaffelt nach Länge des Gespanns. 12 Meter kosten im Standardtarif dann 210 Euro. www.scandlines.de.
Prima für Familien ist der Knuthenborg Safaripark bei Bandholm, nördlich von Maribo. Der Schlossherr hat die Idee in England geklaut, um damit die Instandhaltung seines Herrensitzes zu finanzieren. Neben Giraffen, Wasserbüffeln und Co. gibt’s auch Dinos zu bestaunen. Die einen sind lebendig, die anderen täuschend echt nachempfunden.
Bøtøvej 243, DK-4873 Væggerløse, Falster, Tel.: 0045-541/367- 86, info@ostersoparken.dk, www.ostersoparken.dk
Strandvejen 3, DK-4872 Idestrup, Falster, Tel.: 0045-541/48350, info@ ulslevstrandcamping.dk, www.ulslevstrandcamping.dk
Bangshavevej 25, DK-4930 Maribo, Lolland, Tel.: 0045-547/80071, info@maribo-camping.dk, www.maribo-camping.dk
Skansevej 38, DK-4880 Nysted, Lolland, Tel.: 0045-548/70917, info@nystedcamping.dk, https://nystedcamping.dk
Hestehovedet 2, DK-4900 Nakskov, Lolland, Tel.: 0045-549/51747, info@ nakskovfjordcamping.dk, www.nakskovfjordcamping.dk
Kragenæsvej 84, DK-4943 Kragenæs, Lolland, Tel.: 0045-549/37056, info@kragenaes.dk, www.marinalystcamp.dk
Vesternæsvej 70, DK-4900 Nakskov, Falster, Tel.: 0045-29104751, albuencamping@gmail.com, www.albuencamping.dk
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