> Campingreise Nordfrankreich: 9 Camps in der Normandie

Normandie: Nicht nur D-Day

17.09.2024
Text: Gabriele Beautemps | Bild: Danielle Dumas, Thomas Le Floc, Sophie Kernen, Marie-Anais Thierry, Gabriele Beautemps, Pixabay/rauschenberger, Campingplätze.

Die Normandie feierte gerade 80 Jahre D-Day, aber nicht alles dort ist kriegerisch angehaucht. Wir reisen entlang der Küste und machen Zwischenstation in 9 Camps in der Normandie.

Herrlich duftende Croissants mit normannischer Butter zum Frühstück, charmante Dörfer mit prächtigen Apfelbäumen, schöne Strände, ohne Betonburgen wie mancherorts am Mittelmeer und meist eine frische Brise – die Normandie ist immer eine Reise wert. Dieses Mal haben wir uns zwei Küsten ausgesucht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Côte d’Albâtre und nur gut 100 Kilometer weiter westlich die Côte de Nacre. Die Côte de Nacre, die Perlmuttküste, ist geprägt von langen Sandstränden. Hier landeten am D-Day im Juni 1944 die Alliierten. An den steilen, bis zu 110 Meter hohen Klippen der Côte d’Albâtre wäre das gar nicht möglich gewesen.

 

Alabasterküste

Den Elefantenrüssel in Fels vor der Küste von Étretat kennt man von unzähligen Fotos. Klar, dass jeder Normandie-Urlauber den prägnanten Felsen auch in natura sehen will. Entsprechend voll ist es auf den Aussichtsplattformen in Ortsnähe, entsprechend teuer der Kaffee – 6,50 Euro die Tasse.

Aber sobald man ein paar Hundert Meter weiter auf dem GR 21 gelaufen ist, lichtet es sich merklich. Dieser GR – die Abkürzung für Grande Randonnée (Fernwanderweg) – führt von Tréport nach Le Havre, oft unmittelbar an der Steilküste entlang. Früher hielten auf dem Pfad die Zöllner Ausschau nach Schmugglern, heute beobachten Urlauber fasziniert, wie die Gischt die großartigen Felsformationen umspülen. Bis hinauf zu den Klippen hört man dabei das Klackern der Kieselsteine, wenn die Wellen zurückschwappen.

Auch Étretat selbst ist mit seinen Fachwerkhäusern im typisch normannischen Stil sehenswert. Man kann sich auf dem passablen städtischen Camping am Ortsrand einquartieren, um den Ort vor und nach dem Ansturm der Tagestouristen zu erleben. Für einen längeren Aufenthalt bietet sich das ruhigere Yport an. Der Nachbarort liegt an einer kleinen geschützten Bucht, in der die blau-weiß gestreiften Badehäuschen dekorativ im Halbkreis arrangiert sind. Yport ist Teil der Impressionisten-Route. Die Felsen der Alabasterküste inspirierten Maler wie Monet und Renoir.

Unweit vom Palais Bénédictine mit der weltweit einzigen Destillerie des berühmten Kräuterlikörs lockt in Fécamp die 360°-Glaskuppel auf dem Fischereimuseum.
Foto: Beautemps

Auf dem Camping Le Rivage oberhalb des Ortes kann der Gast den Panoramablick genießen.
Um etliches größer und lebhafter zeigt sich Fécamp, ein paar Kilometer weiter in Richtung Dieppe. Fécamp war mal der Heimathafen einer bedeutenden Fangflotte, die vor den Küsten Neufundlands nach Kabeljau fischte. Das ist Geschichte. Die ehemalige Kabeljau- und Heringsfabrik beherbergt nun ein sehenswertes Fischereimuseum mit einer großartigen Panorama-Glaskuppel, die einen 360°-Blick auf die Alabasterküste bietet.

Palais Bénédictine
Foto: Beautemps

Sehenswert ist auch das Palais Bénédictine, Destillerie des gleichnamigen Kräuterlikörs und Museum in einem. Auf der Strecke nach Dieppe lohnen noch viele zauberhafte Orte einen Abstecher, etwa Veules-les-Roses. Das Rosendorf an der Veules gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Auch einen empfehlenswerten Camping gibt es hier: Les Mouettes. Doch wir schlagen die andere Richtung ein: nach Osten, zuerst nach Le Havre und dann weiter zur Perlmuttküste.

Le Havre

Die Hafenstadt an der Seine-Mündung hat alle meine – zugegeben vagen – Erwartungen übertroffen. Le Havre ist die Stadt der Architekten. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten bombardiert, denn im Hafen ankerte die deutsche Flotte. Auguste Perret, ein Meister seiner Zunft, baute die zu 90 Prozent zerstörte Stadt neu auf. Streng gegliedert, wohl proportioniert, eine Schönheit in Beton, die die Unesco 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.

Mit Oscar Niemeyer war ein weiterer Start am Werk. Der Chef-Architekt der brasilianischen Hauptstadt Brasilia schuf in den 80er-Jahren einen echten Hingucker in Le Havre, das futuristische Kulturzentrum Le Volcan (Der Vulkan). Dies und noch viel mehr macht die oft unterschätzte Stadt zu einem lohnenswerten Reiseziel.

Eine architektonische und vor allem technische Meisterleistung ist auch die elegante Pont de Normandie. Die zwei Kilometer lange Brücke führt seit 1995 über die Seine und verbindet Le Havre mit Honfleur. Sie kostet Maut: 6,80 bis 7,40 Euro, je nach Länge des Gespanns. Wer mehr über den Bau der Brücke erfahren möchte, kann sich kostenlos im Besucherzentrum am Brückenkopf in Le Havre informieren.

Infobox

Autorentipp: Le Havre, die Stadt der Architekten

So eine Bibliothek, wie Oscar Niemeyer sie im Kulturzentrum Le Volcan (Der Vulkan) geschaffen hat, hätte ich gerne in der eigenen Stadt. Eine Mediathek eingebettet in eleganter Architektur, lichtdurchflutet, mit vielen Rückzugs-Inseln, um in Büchern zu blättern oder akustische Medien anzuhören. Allein hier kann man sich als Tourist stundenlangen aufhalten.

Aber es gibt ja noch all die anderen Werke, die es in der Stadt der Architekten zu besichtigen gibt. Die Kirche Saint Joseph von Auguste Perret, das Museum für Moderne Kunst, die Container-Skulptur am Eingang zum Hafen. Wer all das in Ruhe anschauen und auch noch im ebenfalls architektonisch sehr gelungenen Bains des Docks schwimmen möchte, sollte am besten ein bis zwei Tage einplanen. Der nächste empfehlenswerte Campingplatz liegt in Saint-Jouin-Bruneval, gut 30 Minuten mit dem öffentlichen Bus entfernt.

Prachtvolle Villen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts schmücken die Stadt Hermanville an der Perlmuttküste im Département Calvados.
Foto: Marie-Anais Thierry

Côte de Nacre

Die Côte fleurie lassen wir dieses Mal aus und fahren direkt weiter zur Côte de Nacre. Den Charme der Belle Époque findet man an der Küste von Ouistreham bis Pointe du Hoc nicht. Dafür ist es ruhiger und deutlich preiswerter als in Deauville oder Honfleur an der Blumenküste. Und reichlich Sandstrand gibt es hier auch. Der Strand bei Vierville ist so lang und breit, dass sich Badegäste und Strandsegler nicht in die Quere kommen.

Unbeschwertes Strandleben im Jahr 2024 – vor 80 Jahren sah das ganz anders aus an dieser Küste. Am 6. Juni 1944 starteten die Alliierten hier die größte Militäroperation aller Zeiten. Sie leiteten damit die Niederlage des Nazi-Regimes und so das Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Der Tag ist als D-Day (Decision Day, Tag der Entscheidung) in die Geschichte eingegangen.

Längst ist der Begriff Landungsstrände bekannter als der Name Perlmuttküste. Die einzelnen Strandabschnitte haben die Codenamen der Militäroperation übernommen: Omaha Beach, wo die US-Army landete, oder Gold Beach, wo die Briten an Land gingen. Nicht nur am D-Day-Jahrestag kommen die Nachfahren der gefallenen Soldaten, inzwischen die Enkel oder Großneffen, in Scharen. Die Schauplätze des Landesmanövers sind Touristenmagnet Nummer eins in der Normandie geworden.

Bildergalerie

Der Besucher kann sich der Geschichte kaum entziehen. Am Strand von Arromanches tauchen bei Ebbe die Überreste des künstlich angelegten Versorgungshafen Mulberry auf. Auf dem Küstenwanderweg am Pointe du Hoc stößt man auf Reste von Panzerstellungen und Bunkeranlagen.

Irgendwann kommt der Punkt, wo auch Touristen, die sich ursprünglich nicht mit dem Thema beschäftigen wollten, mehr wissen möchten. Gelegenheit dazu gibt es in den Museen und bei den Führungen auf den Soldatenfriedhöfen. Hier steht sachliche Information klar im Vordergrund. Auch als deutscher Urlauber hat man das Gefühl, willkommen zu sein. Besonders berührt hat mich der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville. Die anderen Besucher offenbar auch. Es herrscht eine respektvolle Stille zwischen knapp 10.000 weißen Kreuzen. Jedes Kreuz steht für einen gefallenen Soldaten, manche wurden nicht mal 18 Jahre alt.

Bayeux mit prächtiger Kathedrale und berühmtem Wandteppich wurde 1944 als erste Stadt Frankreichs von den Alliierten befreit und als einzige Stadt in der Normandie nicht zerstört.
Foto: Thomas Le Floc H
Prächtige Paläste in Bayeux
Foto: Sophie Kernen-Jumeaux

Bayeux

Bayeux, zehn Kilometer landeinwärts, war die erste Stadt Frankreichs, die von den Alliierten befreit wurde und die einzige Stadt der Normandie, die nicht zerstört wurde. Die herrliche Kathedrale und die prächtigen Adelspaläste haben den Krieg weitgehend unbeschädigt überstanden. Der bekannteste Schatz ist der Teppich von Bayeux. Der wertvolle Wandteppich erzählt in 58 Szenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm im 11. Jahrhundert und ist damit der erste Comic Strip der Geschichte.

Bayeux und die Perlmuttküste gehören zum Département Calvados. Und natürlich wachsen hier jede Menge Apfelbäume, Grundlage für Calvados und Cidres. Kühe grasen auf saftigen Weiden, in der Ortsmitte steht zuverlässig ein Gasthaus neben der Kirche – ein glücklicher Gegensatz zum D-Day-Geschehen.

9 Camps in der Normandie

Camping Omaha Beach

1. Camping Omaha Beach

Camping Omaha Beach, Rue de la Herode, F-14710 Vierville-sur-Mer, Tel.: 0033-231/224173, contact@camping-omaha-beach.fr, www.camping-omaha-beach.fr

  • geöffnet 06.04. – 03.11.
  • 225 Standplätze, davon 25 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 41 – 67 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Parzellierte Stellplätze in schöner Lage über dem Meer. Direkter Zugang zum Omaha Beach, überdachtes und beheiztes Schwimmbad. Saubere Sanitäranlagen.
Camping Le Robinson

2. Camping Le Robinson

Camping Le Robinson, Route d’Omaha Beach 24, F-14710 Colleville-sur-Mer, Tel.: 0033-231/224519, info@campinglerobinson.com, www.campinglerobinson.com

  • geöffnet 01.04. – 30.09.
  • 70 Standplätze, davon 20 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 34 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Kleiner Campingplatz in der Nähe des Omaha Beachs. Stellplätze auf Wiesen, teils parzelliert. Kleines beheiztes und überdachtes Schwimmbad. Zum Strand 1 km. WLAN kostenpflichtig.
Camping Château de Martragny

3. Camping Château de Martragny

Camping Château de Martragny, Hameau Saint-Léger 52, F-14740 Martragny, Tel.: 0033- 231/802140, chateau. martragny@wanadoo.fr, www.chateau-martragny.com

  • geöffnet 23.05. – 29.08.
  • 160 Standplätze, davon 10 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 55 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Camping im Schlosspark. Großzügige Stellplätze unter Bäumen, gepflegte moderne Sanitäranlagen, beheiztes Freibad. Tennis, Petanque, Angelteich. Gutes Restaurant. Der Ort ist 800 Meter entfernt, das Meer 13 Kilometer.
Camping Le Grand Hameau

4. Camping Le Grand Hameau

Camping Le Grand Hameau, Rue des Oeillets 20, F-76280 St. Jouin Bruneval, Tel.: 0033-235/558841, campinglegrandhameau@orange.fr, www.camping-le-grand-hameau.fr

  • geöffnet 15.03. – 30.09.
  • 72 Standplätze, keine Dauercamper
  • Preis/Nacht: 58 – 62 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Familiärer Platz zwischen Le Havre und Etretat. Stellplätze auf der Wiese. Der Ort ist 1 Kilometer entfernt. Verfügt über eine Boulebahn. Die Sanitäranlagen sind gepflegt.
Camping Municipal d’Etretat

5. Camping Municipal d’Etretat

Camping Municipal d’Etretat, Rue Guy de Maupassant 69, F-76790 Etretat, Tel.: 0033-235/2707 67, camping.etretat@orange.fr, www.lehavre-etretat-tourisme.com

  • geöffnet 01.04. – 15.10.
  • 75 Standplätze, davon 3 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 44 Euro
  • keine Hunde
  • Städtischer Platz, 1 Kilometer außerhalb vom Zentrum. Ruhig gelegen, schöne Stellplätze auf Wiesen. Einfache Ausstattung, veraltete Sanitäranlagen, die im Netz oft als ungepflegt beschrieben werden.

 

Camping Le Rivage

6. Camping Le Rivage

Camping Le Rivage, Rue André Toutain, RD 211, F-76111 Yport, Tel.: 0033-235/273378, contact@camping-lerivage.com, www.camping-lerivage.com

  • geöffnet 29.03. – 14.10.
  • 110 Standplätze, keine Dauercamper
  • Preis/Nacht: 48 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Ebene Stellplätze auf Terrassen. Von den meisten Plätzen aus Meerblick. Großzügige Anlage. Sanitäranlagen älter und einfach. Zum Strand 200, zum Ort 500 Meter auf steilem Weg.

 

Camping Sandaya Côte de Nacre

7. Camping Sandaya Côte de Nacre

Camping Sandaya Côte de Nacre, 17 Rue du Général James Moulton, F-14750 Saint-Aubin-sur-Mer, Tel.: 0033-231/971445, cotedenacre@sandaya.fr, www.sandaya.de

  • geöffnet 05.07. – 29.09.
  • 135 Standplätze, keine Dauercamper
  • Preis/Nacht: 58 Euro
  • Hunde erlaubt
  • Gut ausgestatteter Platz in der Nähe vom Ortszentrum. Zum Strand sind es 600 Meter. Viele Mietunterkünfte. Parzellierte Stellplätze auf der Wiese. Moderne Sanitäranlagen.
Camping de Renneville

8. Camping de Renneville

Camping de Renneville, Chemin de Nesmond, F-76400 Fécamp, Tel.: 0033-235/282097, booking@campingfecamp.fr, www.campingfecamp.fr

  • geöffnet 29.03. – 12.11.
  • 161 Standplätze, davon 5 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 26 Euro
  • keine Hunde
  • Sehr einfacher Platz am Hang. Tolle Lage. Veraltete Sanitäranlagen. Die Hälfte der Stellplätze ist parzelliert. Viele Plätze mit Blick aufs Meer.
Camping Huttopia Les Falaises

9. Camping Huttopia Les Falaises

Camping Huttopia Les Falaises, Rue du Camping 130, F-76540 Saint-Pierre-en-Port, Tel.: 0033-235/295158, lesfalaises@huttopia.com, www.europe.huttopia.com

  • geöffnet 28.03. – 03.11.
  • 136 Standplätze, davon 51 Dauercamper
  • Preis/Nacht: 51 Euro
  • keine Hunde
  • Gepflegte Anlage oberhalb der Steilküste. Beheiztes Frei- und Hallenbad. Parzellierte Stellplätze, teils mit Blick aufs Meer. Ruhig gelegen.

 

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