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Ostbayern – Eine Urlaubsregion wie aus dem Bilderbuch

20.09.2024
Text: Yvonne Lippss | Bild: Frank Heuer, Thomas Kujat, Joska Glas, Wild-Berghof Buchet, Tourismusbüros Ostbayern, Oberpfälzer Wald, Bayerischer Wald, Bodenmais, Waldkirchen, Passau, Schwandorf.

Ruhe, verschwundene Dörfer und Gold finden? In Ostbayern lässt es sich abseits der Massen herrlich naturnah entschleunigen. Teils mediterran, weitläufig, saftig grün – eine Urlaubsregion wie aus dem Bilderbuch.

Ein sonniger Morgen in Weiden, der Himmel wolkenlos, die Vögel zwitschern: der perfekte Auftakt, um die landschaftliche und kulturelle Vielfalt der Oberpfalz und Niederbayerns zu erkunden. Weite Wälder, stille Flusstäler, idyllische Seen und ganz viel Platz zum Träumen finden wir auf der abwechslungsreichen und rund 250 Kilometer langen Route von Weiden nach Passau.

Im Kleinod Weiden gruppieren sich prachtvolle Renaissancehäuser um das Alte Rathaus mit Glockenspiel.
Foto: Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald/Landkreis Neustadt an der Waldnaab

Störche und feinstes Porzellan

Mit historischem Flair und malerischen Altstadtgassen ist Weiden ein wahres Kleinod. Man fühlt sich direkt zu Hause und genießt die typisch Oberpfälzer Gastfreundschaft. Prachtvolle Renaissancehäuser gruppieren sich um das Alte Rathaus mit Glockenspiel, auf welchem hoch oben bereits seit dem 16. Jahrhundert regelmäßig Weißstörche ihre Jungen aufziehen. Eines der wenigen barocken Gebäude ist der beeindruckende Waldsassener Kasten. Der ehemalige Getreidespeicher beherbergt das Internationale Keramik-Museum mit Objekten aus sieben Jahrtausenden, von mesopotamischen Keilschrifttafeln über feinstes Porzellan aus China bis zu modernem Geschirrdesign.

Idyllisch im Grünen gelegen schmiegt sich das kostenlose Weidener Stadtbad an die Waldnaab. Von hier führt ein Zuweg zum Goldsteig – einem der schönsten Wanderwege Deutschlands. Die Goldsteig-Panorama-Tour ist mittelschwer und ideal, um den beliebten Fernwanderweg „auszuprobieren“. Auf den alten Pfaden des Sautreiberweges gelangt man zum Burgstall Wildstein mit traumhaftem Blick über den Oberpfälzer Wald.

Lebkuchen, Kanu und Gold

In Amberg finden hungrige Wanderer – außer gotischem Stadtturm, der Basilika St. Martin und schönen mittelalterlichen Bauwerken um den quirligen Marktplatz – die als regionale Spezialität bekannten Amberger Lebkuchen. Sehr lecker mit einem erfrischenden Eiskaffee. Das Kurfürstenbad mit Rutschen und Wellenbecken ist bei Familien besonders beliebt.

Mitmachaktionen im Nabburger Museumsdorf machen das frühere Leben lebendig.
Foto: Oberpfälzer Wald/Landkreis Schwandorf

Mit Schwimmbecken und Liegewiese punktet auch der zentral in der Region gelegene Campingpark Nabburg. Er ist ans Freibad angeschlossen und nur einen Steinwurf vom gleichnamigen Ort entfernt. Hier lohnt sich ein Spaziergang auf die Burg. Man hat einen tollen Blick auf die malerische Altstadt. Auch das Freilandmuseum Oberpfalz ist fußläufig erreichbar: In 50 wiedererrichteten Gebäuden wird das Bauen, Wohnen und Wirtschaften der letzten 300 Jahre in den verschiedenen Regionen der Oberpfalz erlebbar.

Eine wohl ungewöhnliche, aber auch besonders schöne Art, die Region zu erleben, ist eine Kanufahrt. Nur 300 Meter vom Campingplatz entfernt schlängelt sich die Naab malerisch durch die Landschaft, vorbei an Wiesen, Wäldern und kleinen Dörfern. Auf gut 100 Kilometern kann der Fluss von Luhe-Wildenau bis Regensburg mit dem Kanu befahren werden. So erkundet man Plätze, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto gar nicht zu erreichen wären. Was für ein Spaß, die Seele baumeln zu lassen und beim Picknick an einem idyllischen Uferplatz ins Wasser zu springen.

Der weltgrößte Bierkrug in Oberviechtach mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern symbolisiert die lokale Brautradition.
Foto: Tourismus Oberviechtal

Grad so vergnüglich wie mit Waschpfannen und Sieben durchs Wasser zu stapfen und dabei Gold zu suchen. Wer an einen Goldrausch denkt, dem schwebt normalerweise Amerika vor. Aber auch mitten im Oberpfälzer Wald suchten Menschen ihr Glück – und manche fanden es auch.

Die Goldsteig-Panorama-Tour belohnt mit herrlichen Ausblicken und ist ideal, um den beliebten Fernwanderweg auszuprobieren.
Foto: Thomas Kujat
Spannend: Goldwaschen in Oberviechtach
Foto: Thomas Kujat

Auf dem Goldlehrpfad können Interessierte viel über das Edelmetall erfahren und sogar mit ausgebildeten Goldwäschern auf Beutefang ziehen. Auskunft gibt’s im Tourismuszentrum von Oberviechtach, wo man zudem auf den weltgrößten Bierkrug trifft. Vorsicht! Der macht sofort Lust auf ein frisches Zoigl. Dieses untergärige, unfiltrierte Kultbier des Oberpfälzer Waldes wird in 16 Privatbrauereien und fünf Kommunbrauhäusern zum Teil schon seit über 600 Jahren gebraut. Das und mehr von der uralten Brautradition erfährt man in den historischen Felsenkellern in Schwandorf.

Spannende Einblicke in die Kultur bieten Führungen durch das weitläufige Labyrinth der Schwandorfer Felsenkeller, die im 15. Jahrhundert zur Lagerung von Bier und Lebensmitteln angelegt wurden.
Foto: Stadt Schwandorf

Verschwundene Dörfer

Geschichte hautnah erleben kann man auch in Waldmünchen, nahe der tschechischen Grenze, wo die „verschwundenen Dörfer“ liegen. Das ehemalige Grafenried, heute tschechisch Lucina, ist eines davon. Nach der Sperrgebietsverkündung im zweiten Weltkrieg wurden 1945 alle von deutscher Seite einsehbaren Orte geschliffen, das heißt Häuser, Schulen und Kirchen wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Mystische Stille umgibt die teilweise freigelegten Überreste des verschwunden Dorfes Grafenried.
Foto: Bayerischer Wald

Ein grenzüberschreitender Wanderweg und die Schmugglertour, eine von zwei neuen Mountainbiketouren, führen zu den von Moos und Strauchwerk bedeckten Überresten des Ortes, die teilweise freigelegt und renoviert wurden. Die Stille und Mystik sind beeindruckend und bedrückend zugleich, wenn man sich die Schicksale der damals hier lebenden Menschen vor Augen führt, die auf tragische Weise ihre geliebte Heimat verloren.

Beeindruckend weiter geht’s in Bodenmais, im historischen Besucherbergwerk tief im Inneren des Silberbergs, mit Einblick ins Leben der Bergarbeiter. Außen auf dem Aussichtssteg wartet ein faszinierendes Farbspiel aus Blau-, Gelb-, Weiß-, Braun- und Rottönen beim Blick auf die Gottesgab, den größten Übertageabbau. Auf den 955 Meter hohen Gipfel des Hausbergs schwebt man mit dem überdachten Sessellift, oder noch besser: Man erwandert sich das grandiose Rundum-Panorama über die malerische Rißlochschlucht mit den höchsten Wasserfällen des Bayerischen Waldes.

Der Blick vom Aussichtssteg in Bodenmais auf den größten Übertageabbau Gottesgab bietet ein faszinierendes Farbenspiel.
Foto: Bodenmais Tourismus und Marketing

Skypool und Sternefunkeln

Camping Bodenmais mit Skypool und Wellness-Oase sowie das Adventure Camp Schnitzmühle im nahen Viechtach mit Tipis, Naturbadeplätzen und zahlreichen Outdoor-Aktivitäten wie Rafting, Mountainbiking oder Sternegucken beim Stockbrotgrillen bieten eine gute Basis für Erkundungen in dieser reizvollen Region.

Der familienbetriebene Erlebnisbauernhof Wild-Berghof Buchet bei Deggendorf bietet außer Wildspezialitäten im mehrfach ausgezeichneten Gasthof aufregende Nächte im mobilen Scheunenhäuschen mitten im Hirschpark.
Foto: Wild-Berghof Buchet

Ein lohnendes Ziel ist der Wild-Berghof Buchet in Bernried: Hier erleben Gäste den Alltag auf einem Bauernhof hautnah. Kinder streicheln und füttern hingebungsvoll die zahlreichen Tiere. Und stecken die Erwachsenen unweigerlich mit ihrer Begeisterung an, wenn sie auf den geführten Wanderungen durch die umliegenden Wälder hüpfen, bei denen es spannende Einblicke in die heimische Flora und Fauna gibt. Am Abend wartet ein köstliches Wildessen im hofeigenen Restaurant, das regionale Spezialitäten aus eigener Produktion serviert. Wer will, kann im preisgekrönten Scheunenhäuschen oder im Design-Cube übernachten.

Auch bei Kultur- und Kunstinteressierten kann die Region punkten. Viele Ortschaften wurden durch die jahrhundertealte Glasmachertradition geprägt. Nirgends sonst in Deutschland gibt es so viele glasverarbeitende Betriebe. Zwar weicht das traditionelle Handwerk immer mehr der industriellen Produktion, doch sind die Kunstwerke renommierter Glaskünstler in zahlreichen Museen präsent.

Bildergalerie

So auch in Passau, dem südlichen Ende unserer Ostbayern-Tour, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen. Der Campingplatz Passau ist nur ein paar Minuten entfernt von der barocken Altstadt. Es lohnt sich, um 12 Uhr im beeindruckenden Dom St. Stephan zu sein, um die Klangfülle der weltweit größten Domorgel zu genießen. Eine der größten erhaltenen Burganlagen Europas, die imposante Veste Oberhaus, thront majestätisch über der Dreiflüssestadt. Der Panoramablick vom Aussichtsturm ist atemberaubend.

Tipp zum Abschluss: Eine abendliche Bootsfahrt auf der Donau. Die beleuchtete Altstadt vom Wasser aus zu bewundern, ist der perfekte Ausklang dieser abwechslungsreichen und doch entspannten Entdeckungsreise durch Ostbayern.

Infobox

Infos und Adressen

Tourismusverband Ostbayern, Im Gewerbepark D 04, 93059 Regensburg, Tel.: 0941/585390, info@ostbayern-tourismus.de, www.ostbayern-tourismus.de

Gratis-Campingkarte: Die neue großflächige Campingkarte für den Oberpfälzer Wald, mit einem Überblick über die Vielfalt der Region, ihre Freizeiteinrichtungen und Campingplätze samt Ausstattung, gibt es gratis unter Tel.: 09631/88223 oder www.oberpfaelzerwald.de/prospekte.

Wild-Berghof Buchet, Buchet 2, 94505 Bernried, Tel.: 09905/7248, info@wildberghof-buchet.de, www.wildberghof-buchet.de, Tiere erleben auch in der Nacht, denn im weitläufigen Wildpark kann übernachtet werden. Entweder gemütlich eingekuschelt im Design-Cube sleeperoo oder im preisgekrönten Scheunenhäuschen mit Toilette, Waschgelegenheit, Holzofen und bis zu fünf Schlafgelegenheiten. Der Traktor befördert die Gäste an ihren Wunschort. An jedem Standort freuen sich diese über einen neuen Blick in den natürlichen Lebensraum von 200 Wildtieren.

Kanufahren auf der Naab: Auf gut 100 Kilometern von Luhe-Wildenau bis nach Regensburg haben insbesondere Familien und Einsteiger auf dem langsam dahinfließenden Gewässer Spaß. Infos und Broschüre: www.oberpfaelzerwald.de.

Mountainbike-Tour: 35 Kilometer lange Schmugglerroute von Waldmünchen über den schön gelegenen Perlsee und die tschechische Grenze zum untergegangenen Dorf Grafenried. Tourist-Info Waldmünchen, Marktplatz 16, 93449 Waldmünchen, Tel.: 09972/30725, tourist@waldmuenchen.de, www.waldmuenchen.de.

Wandern auf dem Goldsteig: Die Goldsteig-Panorama-Tour ist eine mittelschwere Tour, um einen der schönsten Wanderwege Deutschlands „auszuprobieren“. Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald, Tel.: 09433/203810, info@oberpfaelzerwald.de, www.oberpfaelzerwald.de/goldsteig-panorama-tour.

Freilandmuseum Oberpfalz, Neusath 200, 92507 Neusath bei Nabburg, Tel.: 09433/24420, freilandmuseum@bezirk-oberpfalz.de, www.freilandmuseum-oberpfalz.de. Das Museumsdorf mit rund 50 wiedererrichteten alten Gebäuden zwischen Streuobstwiesen und Feldern erlaubt tiefe Einblicke in die Oberpfälzer Seele. Besucher erleben im Mühlental, Stiftland-, Waldler-, Jura- und Naabtaldorf das bäuerliche Leben früherer Zeiten nach.

Goldlehrpfad: Erlebnisreiche Naturwanderung, auf der man lernt, mit der Goldwaschpfanne richtig umzugehen, um dann mit etwas Glück auch Gold zu ziehen. Start: Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum, Mühlweg 7, 92526 Oberviechtach, Tel.: 09671/30716, tourismus@oberviechtach.de, www.oberviechtach.de,
www.oberpfaelzerwald.de/goldlehrpfad-ovi.

Felsenkeller von Schwandorf, Kirchengasse 1, 92421 Schwandorf, Tel.: 09431/45550, tourismus@schwandorf.de, www.schwandorf.de. Ein Spaziergang durch das größte Felsenkeller-Labyrinth Bayerns führt tief in die „Unterwelt“. Bis zu 500 Jahre alte Felsenkeller zeugen von einem ehemals blühenden Braugewerbe.

Herrlich entspannen mitten im Waldmeer.
Foto: djd/Ferienregion Natiopnalpark Bayerischer Wald

Camping in Ostbayern

  • Campingpark Nabburg, Neusather Straße 26, 92507 Nabburg, Tel.: 09433/7999320, info@campingpark-nabburg.de, www.campingpark-nabburg.de, mit Blick auf die historische Stadt. Die Naab ist nur 300 Meter entfernt, das Freilandmuseum Oberpfalz ist fußläufig erreichbar. Freibad direkt angebunden. 15.3.-15.10., 25,50 Euro, 70 Plätze.
  • Wohnmobilstation Oberviechtach, Im Wiesengrund 20, 92526 Oberviechtach, www.oberviechtach.de/Tourismus/Wohnmobilstation, kostenlose Ver- und Entsorgungsstation (Typ St-San) für Wohnmobilisten und Wohnwägen an einem reizvollen Abschnitt der „Glasstraße“, eine der schönsten Ferienrouten Deutschlands.
  • Camping Resort Bodenmais, Regener Str. 45, 94249 Bodenmais, Tel.: 09924/9432080, info@campingresort-bodenmais.de, www.campingresort-bodenmais.de, die terrassierten Stellplätze des 50.000 Quadratmeter großen Fünf-Sterne-Resorts am Ortsrand blicken nach Süden. Skypool mit Sonnenterrasse und Liegen ist frei verfügbar, zudem 850 Quadratmeter Wellnesslandschaft mit Spa-Bereich.
  • Adventure Camp Schnitzmühle, Schnitzmühle 1, 94234 Viechtach, Tel.: 09942/94810, info@schnitzmuehle.de, www.schnitzmuehle.de, direkt am Fluss Regen, 120 Stellplätze und ein 80 Quadratmeter großer Zeltplatz liegen malerisch auf einer Campinginsel zwischen zwei Flussarmen. Im „Urwald“-Restaurant serviert man Thai Food und lokale Leckereien. Saunen und Relax-Bereiche gibt es im Emoji-Spa.
  • Dreiflüsse-Camping Passau, Am Sonnenhang 8, 94113 Irring, Tel.: 0049-8546/633, info@dreifluesse-camping.de, www.dreifluesse-camping.de, direkt am Donau Radweg und nur ein paar Minuten von Passau entfernt. 1.4.-31.10., 42 Euro, 180 Stellplätze auf 3 Terrassen.
Redaktion
Yvonne Lippss
Yvonne Lippss ist seit 2022 beim DoldeMedien Verlag als Expertin für Reisen, Produktmanagerin und Testfahrerin.
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