> Unterwegs entdeckt: Ultner Urlärchen in Südtirol

Die ältesten Nadelbäume Europas

01.10.2024
Bild & Text: Simon Ribnitzky

Bei einer Wanderung im Ultental nicht weit von Meran stoßen Urlauber auf die wohl ältesten Nadelbäume Europas in dem von jahrhundertealten Bauernhöfen geprägten Tal. Eine schöne Parzelle für den Wohnwagen gibt’s am Teileingang in Völlan.

Val d’Ultimo, übersetzt „Letztes Tal“, so lautet der italienische Name für das Ultental in Südtirol. Und auch wenn der Name laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen höchstwahrscheinlich auf einen Bewohner namens „ulte-nu“ zurückgeht, steckt doch ein Fünkchen Wahrheit darin. Denn Südtirol platzt zwar sommers wie winters touristisch aus allen Nähten, doch im Ultental geht es vergleichsweise beschaulich zu. Dabei sind es von der Kurstadt Meran gerade mal 17 Kilometer bis nach St. Pankratz, der ersten Ortschaft des Ultentals – es auf dem Weg durchs Etschtal und den Vinschgau links liegen zu lassen, wäre ein Fehler.

Wer die zunächst in steilen Serpentinen aufwärts führende Straße unter die Räder – ob Pkw oder E-Bike – nimmt und dem Flüsschen Falschauer über rund 40 Kilometer bis zum Talende bei St. Gertraud auf 1.501 Meter über NN folgt, entdeckt eine idyllische Landschaft inmitten sattgrüner Wiesen. Geprägt wird das Ultental vor allem durch zahlreiche, teils uralte und urige Bauernhöfe. Ein Highlight sind zudem die drei Ultner Urlärchen am Waldrand unweit von St. Gertraud. Sie gelten laut der dort aufgestellten Hinweistafel als die ältesten Nadelbäume Europas – mindestens 850 Jahre, seit etwa 1150 stehen sie hier, so die Erkenntnisse der Wissenschaft.

Bei einer 1930 umgestürzten Lärche wurden sogar mehr als 2.000 Jahresringe gezählt – Rekord. Für die Erkundung der dicken Dinger und der Bauernhöfe, parkt man sein Gefährt am Gasthaus Adlerhorst oberhalb des Zoggeler-Stausees und blickt etwas neidisch auf den Stellplatz für Reisemobile. In manchen Datenbanken dürfen hier auch Caravans stehen, aber das sind Übersetzungsfehler. Die Serpentinenstraße ins Ultental will man auch nicht unbedingt mit dem 12-Meter-Gespann fahren und wozu hat man einen Zugwagen oder ein E-Bike. Im Etschtal gibt es ja zahlreiche Campingplätze, wovon der schöne Campingplatz in Völlan sicherlich den optimalen Einstieg für die mobile Erkundung des Utentals darstellt. Hier ist für Komfort und gemütlichkeit samt platzeigenem Pool gesorgt.

Schön angelegt und top ausgestattet: der Campingplatz in Völlan direkt am Taleingang.
Foto: Campingplatz Völlan

Aber zurück ins Tal. Ab Adlerhorst geht es dann per pedes weiter und man folgt dem Ultner Höfeweg, der in der Ortschaft Kuppelwies beginnt und auf insgesamt 18 Kilometern bis zum Talschluss in St. Gertraud und wieder zurückführt. Einmal wandert man auf der linken Talseite, einmal über die Wiesen und durch Wald entlang der Hänge auf der gegenüberliegenden Seite. Der Weg führt vorbei an Bauernhöfen in historischer Holzbauweise samt typischen Schindeldächern und vermittelt so einen sagenhaft guten Eindruck von der stets präsenten bäuerlichen Kultur im Ultental.

Am Waldrand auf der Schattenseite des Tals, nicht weit vom Ortszentrum von St. Gertraud entfernt, führt der Weg an den Ultner Urlärchen vorbei. Die drei Bäume stehen auf 1.430 Meter Meereshöhe und waren einst Teil einer ganzen Gruppe von Lärchen. Der dickste Baum, zu erkennen an seiner auffälligen, knollenförmigen Wucherung, bringt es auf einen Stammumfang von mehr als acht Metern, seine Krone reckt sich rund 35 Meter über dem Boden.

Kurios: Ein Baum ist innen hohl, dennoch treibt jedes Jahr frisches Grün.

Besonders auffällig ist der dritte Baum: Er ist innen hohl, es steht quasi nur ein Mantel. Schon vor Generationen in sechs Meter Höhe geborsten, hat ein Nebenast daraufhin die Wipfelrolle übernommen. Obwohl nur in diesem schmalen Strang Leben pulsiert, treibt auch dieser Baumtorso frisches Grün und hat bereits eine Höhe von mehr als 20 Metern erreicht.

Bergab geht es nun weiter auf dem Ultner Höfeweg zurück zum Adlerhorst. Hier ist ein deftiges Vesper angesagt, denn die taltypischen Spezialitäten sind legendär. Die gibt es im kleinen Hofladen am Adlerhorst mit frischem Ultner Brot aus dem Steinofen – ein leckeres Roggen-Fladenbrot mit Kümmel, Fenchel und Brotklee.

So gestärkt kann dann auch noch talauswärts weitergewandert werden. Nach wenigen Kilometern erreicht man nahe des Pankratzer Stausees das verfallene Mitterbad. In dem Kur- und Heilbad kurierten einst Berühmtheiten wie Kaiserin Sisi oder Heinrich und Thomas Mann ihre Leiden aus. Das Ultental – ein Ort voll spannender Entdeckungen in wunderschöner Natur.

Buchtipp: Die Stille der Lärchen

Eine spannende Rolle spielen sowohl die Ultner Urlärchen als auch das einstige Heilbad Mitterbad im Südtirol-Krimi „Die Stille der Lärchen“ von Lenz Koppelstädter. Hat Thomas Mann damals einen Mord beobachtet und in seinem Tagebuch festgehalten? Lenz Koppelstädter: Die Stille der Lärchen. Ein Fall für Commissario Grauner. Kiepenheuer & Witsch. Mehr Infos hier.

Infobox

Infos

Ultner Urlärchen in I-39016 St. Gertraud, Südtirol, Italien. Die Bäume stehen am Waldrand, etwas außerhalb der Ortschaft auf etwa 1.430 Meter Höhe über NN. Der gut ausgeschilderte Ultner Höfeweg führt direkt an den Urlärchen vorbei.

Gastro-Tipp: Der Hofschank bei den Urlärchen serviert leckere, traditionelle Südtiroler Küche.

Camping Völlan, Zehentweg 6, I-39011 Völlan/Lana, Tel.: 0039- 0473/568056, info@camping-voellan.com, www.camping-voellan.com. Der Platz von Familie Holzner liegt oberhalb von Völlan in den Weinbergen. Zur Passstraße ins Ultental sind es nur wenige Kilometer. Der Platz bietet eine Top-Ausstattung und ein sehr sauberes Sanitärgebäude. Mit Poolbereich und schöner Bepflanzung. ADAC-Vergleichspreis: ab 55 Euro.

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