Taugt ein Balkonkraftwerk auch zum Camping? Jein wird der Fachmann sagen, wenn man fragt, ob so ein Balkonkraftwerk von Lidl oder Aldi auch fürs Camping taugt. Grundsätzlich sind die Teile ja so zusammengestellt, dass sie im Dauerbetrieb an einem Balkon, einer Hauswand oder auf dem Garagendach stehen und den produzierten Strom direkt in eine Steckdose der Hausversorgung einspeisen. Wer mehr will, kann noch eine Batterie, ein sogenanntes Solarkraftwerk, dazwischenschalten. Dazu bedarf es aber eines Wechselrichters, der das auch kann, und einige Überlegungen vorab.
Photovoltaik auf dem Campingplatz: Dies gilt es zu beachten
Vor allem steht die Frage im Raum: Kann so ein preiswertes Balkonkraftwerk auch mit in den Urlaub? Panel einpacken, im Caravan einstecken und fertig? Ganz so einfach ist es sicher nicht, denn es müssen einige wichtige Überlegungen vorab durchgegangen werden. Sie betreffen die Mobilität, die Aufstellmöglichkeiten, den eigenen Energiebedarf und die Speichermöglichkeiten.
Ein typisches Balkonkraftwerk ist nicht unbedingt für Mobilität ausgelegt. Es besteht aus Solarmodulen, die relativ groß und schwer sein können, sowie einem Wechselrichter. Am Campingplatz braucht es eine geeignete Fläche, um die Solarmodule dort aufzustellen, wo eine gute Sonneneinstrahlung gewährleistet ist. Dies kann eine Herausforderung sein, ist aber auch mit auf dem Caravandach montierten Solarzellen nicht einfacher.
Ein Balkonkraftwerk liefert normalerweise eine begrenzte Leistung – typischerweise um die 300 bis 800 Watt – je nach Anzahl der Panels. Das reicht für grundlegende elektrische Geräte wie Lampen, Ladegeräte und kleinere Küchengeräte, aber nicht für größere Verbraucher und schon gar nicht immer. Wenn keine Sonne scheint, fließt kein Strom. Ohne eine geeignete Speicherlösung, z. B. eine tragbare Powerstation oder ein Solargenerator mit Batterie, kann die produzierte Energie nur direkt genutzt werden. Nachts oder bei schlechtem Wetter steht man ohne Strom da, respektive hängt am Landstrom.
Nicht alle sind geeignet
Total gegen den Camping-Einsatz spricht, dass Balkonanlagen mit 800 W Leistung meist mit Solarpanels für die Einmalmontage ausgeliefert werden. Die wiegen je Panel dann über 20 Kilo – macht mal 2 plus Kabel und Wechselrichter fast 50 Kilo. Also nicht für Reisecaravans geeignet. Es gibt auch leichtere Panels wie die flexiblen SolarFlow von Zendure oder biegbare 200-Watt-Module ohne Glas von BougeRV.
Durch Zufall sind wir auf den Hersteller Sunology gestoßen. Die Franzosen haben so ein leichtes Balkonkraftwerk und nennen es City. Die Installation am Balkongeländer dauert nur fünf Minuten. Es besteht aus zwei 150-Watt-Panels. Jedes Solarmodul ist 115 Zentimeter hoch, 68 Zentimetern breit und zwei dick. Es besteht aus ETFE, einem fluorbasierten Kunststoff. Dieses Material ist leicht, und ein Modul wiegt nur 4 Kilogramm. Das ist schon mal sehr entscheidend für den Transport. Eine passende Tragetasche könnte man/frau sich ja selbst nähen.
Aber wie steht es um die Aufstellmöglichkeiten? Ein Mikro-Wechselrichter ist im Lieferumfang enthalten und wird am Rahmen eines der Panels verschraubt. Dann werden die Kabel einfach miteinander verbunden – fertig. Das Balkonkraftwerk wird mit Gurtbändern aus Polyester ausgeliefert, was eine variable Montage am Geländer ermöglicht. Das ist praktisch, sieht gut aus, aber wer hat beim Camping ein Geländer?
Allerdings können sie mit den Bändern an der Markise, dem Vorzelt oder der Reling befestigt werden. Die Alurahmen sind jedoch scharfkantig und könnten den Lack oder Stoff beschädigen. Alternativ könnten sie mit den mitgelieferten kleinen Füßen, die am Rahmen verschraubt werden, am Boden liegen. Hier sind die Rahmen wiederum sinnvoll.
Obwohl ganz ohne Rahmen, sind die SolarFlow-Panels von Zendure nicht leichter, aber leistungsfähiger. Sie leisten 210 Watt, wiegen 4,5 Kilo bei 108 x 110 Zentimeter. Es können mehrere Panels gekoppelt werden, und im Paket gibt es vier flexible Solarpanels von Zendure mit 800 Watt Mikrowechselrichter für 599 Euro. Fürs Camping ist das schon geeigneter, aber alles nicht wirklich optimiert. Mit kleinen Modifikationen könnten die Leichtsysteme im Staufach gelagert werden, die an die Caravanwand gehängt werden oder einfach als Reiter auf der Parzelle aufgestellt werden.
Sunology liefert eine Steckdose mit, die über eine App gesteuert werden kann und dann die Überwachung des Stromverbrauchs ermöglicht. City kostet 450 Euro zuzüglich 29 Euro Versandkosten und ist für die maximale Leistung von 300 Watt dann schon eher teuer als die Discount-Balkonkraftwerke. Allerdings hebt es sich durch das geringe Gewicht, das Design und das verstellbare Gerüst von anderen deutlich ab. Sunology gewährt außerdem 15 Jahre Produktgarantie für die Solarmodule und eine 25-jährige Leistungsgarantie, während der die Photovoltaik-Module mindestens 80 Prozent ihrer Leistung beibehalten müssen.
150 Euro mehr kostet das Zendure Balkonkraftwerk mit 800 Watt. Auch hier ist das Gewicht der Gamechanger. Die flexiblen Solarpanels leisten 210 Watt, können gebogen oder gerollt werden und wiegen nur 4,5 Kilo. Dies macht die Installation flexibler Solarpanels oft einfacher und schneller als die Installation von starren Modulen. Ein einzelnes Solarpanel von Zendure hat eine maximale Leistung von 210 Watt. Es können jedoch bis zu acht Module kombiniert werden, um die Gesamtleistung auf 1.680 Watt zu erhöhen. Dazu werden die einzelnen Panels in Reihe geschaltet.
Die Panels bestehen aus monokristallinen Zellen, die einen Wirkungsgrad von 23 Prozent erreichen. Das System ist IP67 geschützt und kann somit bedenkenlos auf dem Balkon installiert werden. Auch eine Montage an gekrümmten Flächen ist möglich, da die Panels bis zu 213 Grad gebogen werden können. Diese Solarpanels sind derzeit als Kombipaket mit vier flexiblen 210 Watt Solarpanels und 800 Watt Mikrowechselrichter im Ausverkauf für 599 Euro erhältlich. Für den Campingurlaub wären dann zwei Module sinnvoll, die durch ihre Abmessungen ins Staufach unterm Bett passen, wenn eine Serviceklappe quer eingebaut ist.
Noch leichter verräumt, da noch flexibler, ist das Solarmodul Yuma von Bouge RV. Es kann aufgerollt werden und passt so in fast jedes Staufach oder sogar den Deichselkasten. Prinzipiell ist es bei Auslieferung mit Klebestreifen versehen, um es aufzukleben, aber das kann man sich ja sparen, und das Modul bei Bedarf abrollen.
Diese hochmodernen CIGS-Solarmodule verwenden die Kupfer-Indium-Gallium-Selenid-Technologie (CIGS), was Biegbarkeit, Haltbarkeit, Lichtempfindlichkeit und Lebensdauer verbessert. Es kostet derzeit aber solo 470 Euro. Wechselrichter bietet der Hersteller nicht an. Es muss also der passende Stecker für den Speicher angeschlossen werden. Doch dazu später mehr.
Verstauen der Panels
Die starren Panels der Balkonkraftwerke mit auf Reisen zu nehmen, erfordert passende Abmessungen. Logisch, das Green-Akku-Balkon-System sprengt jeden Rahmen, ist auch nicht für den Transport gedacht. Der Hersteller hat hierfür perfekt geeignete Campingsysteme im Programm. Dieses Modell sehen wir stellvertretend für alle Baumarkt-, Aldi- und Lidl-Anlagen. Also Finger weg.
Viel besser verpackt sich das Balkonmode City von Sunologdy. Es ist kompakt und leicht. Dennoch ist es ein Kabelgewirr, Sperrgepäck und einfach zu unhandlich für schnelles Camping. Als Mobileinheit zu Hause und beim Camping könnte es trotzdem eingesetzt werden, wenn man sich zwei Anlagen sparen will. Zu bedenken ist, dass die Balkonanlage während der Urlaubszeit zu Hause auch sinnvoll sein kann, da es ja genügend Kühl- oder Standby-Geräte gibt, die immer Strom ziehen.
Heimlicher Favorit in unserem Teilnehmerfeld ist das flexible Solarmodul von Zendure. Die Abmessungen sind nicht ganz optimal, aber es ist leicht und flexibel. Einzeln kostet es derzeit 250 Euro und ist so robust, dass es den Campingalltag problemlos übersteht. Es kann auch mal eine Nacht im Gras oder auf einem Stein liegen, um am nächsten Tag wieder einen sonnigen Platz stehend oder hängend zu finden. Voraussetzung ist aber ein langes Kabel mit Stecker für einen Solarspeicher.
Unsere Anschlusstest mit einem reinen Balkonkraftwerk waren nicht zielführend. Der CEE-Stecker im Caravan wird ja auch mit Schuko-Dose angeboten, und hier haben wir das Balkonkraftwerk eingesteckt. Der erzeugte Strom genügte aber nicht, um die Anlage im Caravan zu starten. Erst mit einer Batterie dazwischen ward Licht im Caravan und der im Panel erzeugte Strom lud dann die Batterie.
Stichwort Speicher
Richtig Sinn macht so ein mobiles Balkonkraftwerk beim Camping also erst mit einem Speicher. Neudeutsch heißen diese Solargeneratoren und sind in mannigfacher Ausführung am Markt zu haben. Eines scheint aber allen gemeinsam: Sie kommen durchweg aus China, arbeiten meist mit moderner Batterietechnik auf Lithium-Basis und sind mit allem ausgestattet, was der Camper an unterschiedlichen Stromquellen so brauchen könnte (siehe Kasten).
Drei recht unterschiedliche Speicher haben wir in der CCC-Redaktion im Einsatz: seit fast zwei Jahren den Jackery, seit Anfang des Jahres den Vigor Pool von Re-Volt und ganz aktuell die Delta 2 von EcoFlow. Alle drei sind Speicher und Stromwandler (5, 12, 230 Volt) in einem und können per Landstrom, Solarpanel oder Automotor geladen werden. Die unverbindlichen Preisempfehlungen rangieren zwischen 600 und 1.200 Euro, aber im Internet gibt es sie deutlich günstiger. Meist werden sie auch im Bundle mit geeigneten Solarpanels angeboten. Es können aber alle oben erwähnten verwendet werden – vorausgesetzt, der Anschluss passt. Unsere drei Probanden haben alle verschiedene Anschlüsse.
Beim Einsatz eines Solargenerators beim Camping können folgende Probleme auftreten:
- Bei schlechtem Wetter oder wenig Sonnenlicht ist die Energieerzeugung begrenzt.
- Kleinere Modelle haben möglicherweise nicht genug Kapazität, um alle Geräte gleichzeitig zu betreiben.
- Das vollständige Aufladen des Generators kann lange dauern, insbesondere bei schwachem Sonnenlicht.
- Leistungsstarke Solargeneratoren und Solarpanels können sperrig und schwer sein, was den Transport erschwert.
- Zudem schrecken die hohen Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Batterien etwas ab.
Ein Solargenerator kann auf verschiedene Weise mit einem Caravan verbunden werden, um eine effiziente Stromversorgung zu gewährleisten. Die Verkabelung des Solargenerators mit dem 12-Volt-System des Caravans würde Batterie und Geräte versorgen. Hierfür müssen aber Kabel verlegt werden. Einfacher ist die Verbindung des Solargenerators mit dem CEE-Stecker. Die Solarpanels versorgen dann über geeignete Kabel den Solargenerator. Es ist darauf zu achten, dass die Kabel für die Stromstärke und Spannung der Panels geeignet sind. Außerdem ist alles im Freien und damit diebstahlgefährdet.
Ein Ladeüberwachungssystem, meist per App, ist sinnvoll, um die Ladezustände der Batterie und den Energiefluss zu überwachen. Überspannungsschutzvorrichtungen schützen die Geräte und den Solargenerator. Alle Kabel müssen gut isoliert und vor Beschädigungen geschützt werden. Verlängerbare Kabel sind sinnvoll, um die Panels bei Bedarf vom Caravan zu entfernen und an einem besseren Standort aufzustellen.
EcoFlow Drive & Charge: Plug-In & Power Lösung
Damit die Solarspeicher auch während der Fahrt geladen werden können, bietet EcoFlow seit kurzem ein spezielles System fürs Schnellladen. Das Batterieladegerät wird direkt an die Starterbatterie des Fahrzeugs angeschlossen und lädt dann 1 kWh Energie während einer 1,3-stündigen Fahrt. Das ist 8-mal schneller als die 12-Volt-Steckdose im Fahrzeug. Das EcoFlow Batterieladegerät 800 W dient dank seiner bidirektionalen Ladefunktion auch als Ladegerät für Fahrzeugbatterien, um die Lebensdauer der Starterbatterie des Fahrzeugs zu verlängern. Das EcoFlow Batterieladegerät ist für 329 Euro erhältlich.
Preisfrage
Bleibt am Ende die Sache mit dem Geld. Während Solarpanels in den letzten Jahren einen steten Preisverfall verzeichnen, sind die Solarspeicher oder -generatoren noch recht teuer. Allerdings zeichnet sich auch hier ab, dass die Preise bröckeln – Konkurrenz belebt den Markt. Wer auf Nummer sicher gehen will, ist mit einer fest montierten Anlage im Caravan gut beraten, dann sind alle Komponenten immer an Bord und meist auch gut aufeinander abgestimmt. Probleme macht hier nur das schattige Plätzchen unter Bäumen. So eine Anlage gibt es bei Frankana zwischen 370 und 1.040 Euro als Markenprodukt mit unterschiedlicher Leistung von 100 bis 240 Watt.
Ein Mobilkraftwerk auf Basis eines Balkonkraftwerks ist ein verlockender Gedanke und 600 bis 800 Watt für unter 500 Euro klingt interessant. Es ist aber nur die halbe Wahrheit. Die Anlagen der Discounter oder aus dem Baumarkt taugen nicht fürs Camping. City von Sunlogy macht hier eine Ausnahme, aber auch hier müssen Abstriche gemacht werden. Balkonkraftwerke fürs Camping sind meist mit einem Speicher erweitert und daher deutlich teurer, aber auch mobiler. Wenn es ums Verstauen geht, bieten die Solartaschen große Vorteile. Das Modell Cowboy von Bosswerk leistet 200 Watt, ist dreifachfaltbar, misst 55 x 55 oder 217 x 55 Zentimeter und kostet 329 Euro. Die Solarpanels im Test sind alle sperriger, aber eben auch fürs Balkongeländer im Dauerbetrieb geeignet.
Runhood FX: Mobile Batteriespeicher
Wer eine Solaranlage auf dem Hausdach hat, besitzt in der Regel auch eine Batterie im Keller. Und wer gerne campen geht, nimmt eine mobile Batterie mit. Bisher mussten Konsumenten dafür zweimal in die Tasche greifen. Hersteller Runhood will das kombinieren. Das Batteriemodul F3600 lässt sich sowohl zu Hause als stationärer Energiespeicher als auch als mobile Energieversorgung verwenden.
Der Besitzer muss sich nicht vorab entscheiden. Er stapelt einfach im Keller eine F3600 sowie bis zu sieben Erweiterungsbatterien B3600 für eine Kapazität bis zu 28,8 kWh und verbindet sie mit seinem Hybrid-Wechselrichter, Bohrungen in der Wand braucht es nicht. Und für den Campingurlaub nimmt er eine F3600 aus dem Stapel und fügt sie später per Plug and Play wieder ein. Das Gewicht von 48 Kilogramm ist dabei kein Hindernis. Tragemulden, robuste Rollen und ein Teleskopgriff machen die Batterie zu einem mobilen Trolley. F3600 und B3600 kosten 3.600 Euro beziehungsweise 2.800 Euro.
Solarspeicher gibt es ab 100 Euro, aber auch bis über 3.000 Euro. Es ist hier immer die Frage der Speichergröße. Als Faustformel gilt: eine Wattstunde kostet grob einen Euro. Die Qualitätsunterschiede sind hier groß, vor allem was die Bauteile und die Speicherart betrifft. Grandios ist die Flexibilität der Speicher mit Wechselrichter, da vom Handy bis zur Kreissäge alles betrieben werden kann. Es ist immer eine Frage der Dauer und der maximalen Leistung. Die Revolt Vigorpool konnte sogar eine Frühjahrsaktion im Garten mit Sägen, Schneiden und Schleifen stemmen. Den Wohnwagen hält sie bis zu drei Tage autark.
EcoFlow versorgt den Apero #Connect von Fendt als mobiles Büro und hat auch bei uns sehr gut abgeschnitten. Die Power Station gibt es in zwei Versionen (Delta und River) und mit Kapazitäten von einer Kilowattstunde bis zu 25 und Ausgangsleistungen von 1,8 bis 3,6 Kilowatt. Neuste Option ist ein spezielles Ladegerät für Autos. Drive & Charge soll die Ladezeiten während der Fahrt verachtfachen – der Test läuft gerade.
Fazit
Der Sonne gehört die Zukunft, aber wie? Sicher nicht über Balkonkraftwerke aus dem Baumarkt. Das ist nur was für Dauercamper. Aber manche Campingplätze verbieten diese in der Hausordnung, da wohl Wildwuchs befürchtet wird. Trotzdem sollte ein Solarpanel zur Grundausstattung eines Caravans gehören. In Kombination mit einem Solarspeicher macht es nicht nur ein ruhiges Gewissen, sondern kann clever eingesetzt und gekauft auch richtig beim Sparen helfen.