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Die Welt der Apfelmänner

05.11.2024
Text: Axel Scheibe | Bild: Axel Scheibe, Bernhard Bergmann, Regina Gmeiner, Camping Steinmann

Im Herbst wird die Oststeiermark von einer altbekannten Frucht dominiert – dem Apfel. Was dabei rauskommt, ist bemerkenswert.

Wer denkt bei einer Apfelstraße sofort an die Oststeiermark? Eher schieben sich da Südtirol, das Alte Land oder gar Neuseeland in den Vordergrund, die das Apfelangebot in unseren Supermärkten dominieren. Aber mit der Kombination Oststeiermark und Apfelstraße liegt man trotzdem goldrichtig.

Rund um Puch bei Weiz und St. Ruprecht an der Raab windet sie sich durch die hügelige Landschaft, links und rechts oft begleitet von Apfelplantagen verschiedenster Sorten. Es muss halt nicht immer Wein sein. Wobei Wein aus Äpfeln ist durchaus auch eine Delikatesse, die nicht nur als „Äppelwoi“ in Hessen für beste Stimmung sorgen kann. Doch zurück nach Puch, zur Steierischen Apfelstraße.

Mit vollem Einsatz werden die Apfelbäume und ihre kostbare Ernte von den Apfelbauern bzw. den Apfelmännern der Region gepflegt.
Foto: Ernte Pöltl Pöllauertal, Foto: Bernhard Bergmann

Denn dort stößt man relativ schnell auf den „Abakus“. Damit ist bei Weitem nicht der historische „Taschenrechner“ gemeint, sondern das edelste Getränk, das man aus einem Apfel herstellen kann. Und schon wird es mystisch: Es ist ein gutes Vierteljahrhundert her, da trafen sich einige recht weitsichtige Apfelbauer rund um das Apfeldorf Puch, vielleicht sogar mit mehr als einem Schluck vom guten Apfelwein im Glas, und überlegten, wie sie ihre Äpfel und die Produkte daraus noch besser machen könnten.

Man fand einen Weg, und so entstand die mystische und verschworene Gemeinschaft der Apfelmänner. Einem Geheimbund gleich gab sie sich ein 12-Punkte-Regelwerk, kleideten sich in Mönchkutten und kreierten den „Abakus“, die „höchste Vergeistigung des steirischen Apfels“. Seither wird in der jährlichen dreitägigen Schnaps-Konklave ganz geheim und ohne Kontakt zur Außenwelt aus der besten, vorher ermittelten Apfelsorte der Abakus gebrannt. Sie verlassen ihre Höfe, sperren Frauen und Kinder aus. Drei Tage und zwei Nächte lang gilt ihre ganze Konzentration nur dem Brennen des ganz besonderen Schnapses.

Danach reifen die exakt 1.444 Flaschen, mehr werden pro Jahrgang nicht gebrannt, für ein Jahr auf Lehmziegeln in den kühlen Kellern des Apfelhauses. Für würdig erkannt, wird der letztjährige Abakus mit einer kleine Bronzetafel an einem Apfelstamm bekannt gemacht und zum Verkauf freigegeben. Ebenso, und auch das verlangt der Brauch, werden von jedem Jahrgang 5 Flaschen des hochgeistigen Getränks auf der Südseite der Kirche von Puch eingemauert.

Bildergalerie

Foto: Apfelstraße Erlebnisstation Pangerl, Foto: Bernhard Bergmann

All das und noch viel mehr rund um die Apfelstraße erfährt man übrigens im Apfelhaus, dem Apfelmuseum, und auch bei so manchem Apfelbauern der Region. Wobei man dabei sicher auf den einen oder anderen „Apfelmann“ treffen kann, zwar in ziviler Kleidung, doch nicht weniger begeistert von seinem einzigartigen Produkt schwärmend.

Wobei der Abakus freilich nur die Spitze des Genusses darstellt, das andere, „normale“ Angebot steht dem nur bedingt nach. So zum Beispiel bei den Wilhelms am „Seppi-Peppi-Hof“. Neben frischen Äpfeln, die ganzjährig in der „Apfelvitrine“ zum Kauf locken, ist das mit der Verlockung dort immens gefährlich. Edelbrände, Liköre, Wein, Fruchtsäfte, Nektar bis hin zum Essig. Und da im Hause Wilhelm seit Generationen Schnaps gebrannt wird, verwundert es nicht, dass auch manch Abakus im Wilhelmschen Brennhaus geboren wurde. Einen Blick da rein ist natürlich gestattet.

Nur wenn die Apfelmänner am Werk sind, sieht das ganz anders aus. Der Josef, genannt Seppi, Wilhelm gehört zu den Gründern der „Apfelmänner“ und wie jeder hat auch er einen passenden Spitznamen. „Weitblickend“ wird er genannt. Wer besonders auf Weine und Säfte steht ist beim Niglbauer am richtigen Ort und für ein „apfelreiches“ Abendessen ist unter anderem der Gasthof Sixtpeter in Floing eine gute Adresse.

Steirerkraft Kernothek
Foto: Regina Gmeiner

Bei aller „Apfelei“, die Oststeiermark hat noch andere genussreiche „Markenbotschafter“. Dazu gehört auf jeden Fall Steierkraft mit der Kernothek. Der Name sagt es, hier stehen der Kürbiskern und damit das Kürbiskernöl im Mittelpunkt. Auch hier steht einer Führung nichts im Wege und man erfährt so mancherlei rund ums Öl. Außerdem, wohl weniger bekannt in unseren Breiten, auch die Steirische Käferbohne verspricht manch genussreiche Überraschung auf dem Teller.

Infobox

Infos Oststeiermark

Tourismusverband Oststeiermark
Schloss 1, A-8225 Pöllau, Tel.: 0043-3335/47147, info@oststeiermark.com, www.oststeiermark.com

Apfelstraßenherbst vom 1. September bis zum 31. Oktober. Eine Vielzahl verschiedener Veranstaltungen laden an die Apfelstraße ein. Kulinarik steht im Mittelpunkt. Nicht umsonst nennt sich die Region „Genussparadies“.

Abaus-Präsentation: Vorstellung des neuen Jahrgangs am Freitag, 15. November um 19:30 Uhr, auf der Kulmleitenwiese in Puch bei Weiz www.apfelstrasse.at

Der Hochaltar der Basilika am Weizberg ist ein Werk des bekannten Bildhauers Veit Königer.
Foto: Axel Scheibe

Nun würde man der Region unrecht tun, sie allein auf die zweifellos genussreiche Schiene zu verschieben. Auch abseits voller Gläser und Teller gibt es mancherlei zu entdecken. So zum Beispiel die Basilika der schmerzhaften Mutter Maria am Weizberg. Sie ist nicht nur eine der schönsten spätbarocken Kirchen der Steiermark, sondern, durch Papst Franziskus zur Basilika Minor erhoben, ein spirituelles Zentrum der Region.

Mit Spiritualität haben auch die Plätze der Begegnung und Einkehr in St. Ruprecht an der Raab zu tun. Zu denen, die sich besonders um solche Orte der Ruhe und vielleicht auch Besinnung kümmern, gehört der Ruprechter Holzschnitzer Hans Pendl. Mit ihm unterwegs auf seinem Wanderweg „7 Plätze, 7 Schätze“ zu sein, gehört zu den besonders eindrücklichen Erlebnissen in der Oststeiermark.

Eindrucksvoll, wenn auch in eine ganz andere Richtung, ist ein Besuch in der Tierwelt Herberstein am Stubenbergsee. (Ganz in der Nähe des Campingplatzes.) Unter dem Motto „Karneval der Tiere“ gibt es reichlich Erlebnisse mit ganz verschiedenen Vierbeinern und recht interessant auf Kinder zugeschnitten. Dort kann übrigens auch der vierbeinige Freund der Familie mit auf Tour gehen. Da sollte man schon etwas Zeit einplanen.

Inmitten der grünen Oststeiermark am Stubenbergsee liegt der Campingplatz und Gasthof Steinmann. Seit 1976 wird die Campinganlage von der gleichnamigen Familie geführt, und die hat hier ein wahres Idyll für Caravaner aufgebaut. Als Basislager im Zentrum des Apfellandes hat der Gast alles perfekt im Griff.

Vielleicht noch ein Tipp zum Abschluss. Auch wenn der nun wieder dem „leiblichen Wohl“ frönt. In St. Ruprecht haben sich sechs Gastronomen zu einer Genusstour zusammengeschlossen. Wandernd von Station zu Station warten dann auf die Gäste der Region jeweils regionaltypische Leckereien und bilden damit vielleicht den perfekten Urlaubsabschluss einer wunderschönen Reise in der Oststeiermark.

Camping Steinmann ist direkt am Waldrand gelegen.

Infobox

Campingmöglichkeit in der Region

Camping Steinmann, Buchberg 85, A-8223 Stubenberg am See, Tel.: 0043-176/8390, office@stubenberg-camping.at, www.stubenberg-camping.at
Direkt am Waldrand, ganzjährig geöffnet, wenige Gehminuten vom Stubenbergsee. Terrassenförmig angelegtes Wiesengelände auf 4,2 Hektar mit niedrigen Buschreihen in 50 Parzellen unterteilt, Schatten unter Bäumen. Komfortable Sanitärausstattung inklusive rollstuhlgerechter Toilette, kostenpflichtige Warmdusche und Waschbecken – alle immer tipptopp gepflegt. Im eignen Gasthof gibt es reichhaltige Verpflegung samt Camperfrühstück. Angrenzend Kindererlebnispark. Im Gewerbepark Stubenberg gibt es Lebensmittel- und Drogeriemarkt, Friseur und Schönheitsstudio.

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