> Praxis: Heizen mit Strom

Heizen mit Strom im Wohnwagen – ist das Geld verbrannt?

04.12.2024
Text: Raymond Eckl | Bild: Hersteller, Pixabay

Immer mehr Caravanhersteller bieten Modelle ohne Gasanlage an. Heizen mit Strom wäre dann die Alternative. Kann das auch in älteren Modellen klappen und was kostet das Ganze? Das Ergebnis ist fast vorhersehbar.

Ein CCC-Leser wies uns vor Kurzem auf eine Kostenfalle hin: Zum Thema ‚immer mehr gasfrei‘ im Heft schrieb er, dass bei den derzeit aufgerufenen Preisen für eine Kilowattstunde von 80 Cent die Heizperiode mit dieser Art der Energieversorgung teuer kommen kann und forderte von der Redaktion die Aufklärung der anderen Leser. Das Heizen mit Gas sei nach seiner Erfahrung wesentlich effektiver, auch bei –15 bis –20 Grad verbraucht er in sechs Tagen nur 11 kg Gas, um 20 Grad Innentemperatur zu erreichen.

Die elektrische Zusatzheizung für Truma S-Heizungen beschleunigt das Aufheizen bei jeder Witterung. Sie wird im Einbaukasten der S-Heizung montiert und kann allein oder zusammen mit der S-Heizung betrieben werden.

Grundsätzlich ist Heizen mit Strom eine saubere Sache – einstecken, anschalten, läuft. Aber in Sachen Wirkungsgrad und Wirtschaftlichkeit ist Strom beim Heizen tatsächlich grenzwertig. Truma bietet seit Jahrzehnten seine Ultraheat als Ergänzung zur Trumatic S. Besonders in der Übergangszeit soll sie ein perfektes Mittel sein, um Gas zu sparen, und wenn es eiskalt wird, ist sie ein gern genutzter Booster für die optimale Raumtemperatur. Fest eingebaut im Heizgehäuse ist sie im Caravan perfekt verstaut, und wenn ein Warmluftgebläse installiert ist, kann die erzeugte Raumluft mit elektrischem Strom auch im ganzen Caravan gut verteilt werden. Bis zu 2.000 Watt Heizleistung kann die Ultraheat erzeugen und so mittlere Caravans bis knapp vor dem Gefrierpunkt noch gut elektrisch erwärmen.

Mit der E-Airtronic EHV1 bringt Eberspächer sein Know-how aus der E-Mobilität nun auch ganz gezielt in den Caravan.

Durch die Elektrifizierung der Mobilität werden derzeit immer mehr elektrische Heizungen entwickelt, die besonders sparsam sind, da der Wirkungsgrad optimiert wird. Jüngstes Beispiel ist die EHV1 von Eberspächer. Sie wurde als Heizer für E-Autos entwickelt und kann auch in Wohnwagen adaptiert werden. Mit der E-Airtronic EHV1 überträgt Eberspächer die Airtronic-Reihe auf die E-Mobilität.

Die eigens für batterieelektrische Fahrzeuge entwickelte elektrische Luftheizung mit 1 kW Heizleistung sorgt als 230 V für zielgerichtete Wärme in gewünschten Bereichen. Das kompakte modulare Design der Heizung mit 20 x 14 cm vereinfacht die Montage, lässt die Wahl zwischen verschiedenen Auslässen und Luftführungen zu, spart mit 1,45 kg Gewicht und sorgt mit dem stufen- und bürstenlosen Gebläse für leisen Betrieb.

Das Truma E-Kit könnte als Stromheizung ins bestehende Warmluftsystem eingebaut werden. Eigentlich braucht das E-Kit eine Heizung mit Gebläse, wie es Truma mit der Varioheat vorsieht, aber es würde auch ein Rohrlüfter genügen, um die Warmluft zu bewegen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Truma E-Kit. Es wird eigentlich in Verbindung mit der kompakten Truma-Gasheizung VarioHeat eingebaut. Im reinen Elektrobetrieb schafft das E-Kit bis zu 1.800 Watt, was wie bei der EHV1 für die Übergangszeit ausreichen würde. Für die Warmluftverteilung ist aber noch ein Gebläse erforderlich, das in die bestehende Warmluftverteilung im Caravan eingebaut werden kann.

Die Wärmepumpe Breezonic 2500 eignet sich mit 2,5 kW Kühl- und 2,2 kW Heizleistung für den Einsatz in mittelgroßen Wohnwagen im Sommer und Winter.

Die Anbieter von gasfreien Caravans setzen auf moderne Wärmepumpen, die auf dem Dach oder in der Staukiste montiert werden. Sie können wärmen und kühlen und dies mit bis zu 4.000 Watt. Wärmepumpen sind wesentlich energieeffizienter als Klimaanlagen, aber bei Dachanlagen ist die Warmluftverteilung ein Problem. In kleineren Wohnwagen noch akzeptabel, stellt dies bei Mehrraumlösungen ein Problem dar.

Was kostet das Heizen mit Strom?

Aber wie steht es mit den Kosten? Die Rechnung ist einfach: Wenn eine Heizung, wie in etwa die Ultraheat, mit durchschnittlich 1.000 W arbeitet, um einen kleineren Caravan auf Temperatur zu halten, wären das in einer Stunde ein Verbrauch von 1 kWh, also 24 kWh am Tag. Macht zwischen 50 und 90 Cent pro Stunde. Ein Wintertag im mollig warmen Caravan käme so auf mindesten 12 Euro bei durchgängigem Betrieb.

Nun läuft so eine Elektroheizung ja nicht permanent. Gute Systeme haben Temperaturfühler und regeln sich selbstständig. Trotzdem bleibt der Stromverbrauch recht hoch. Eine Alternative wäre selbst erzeugter Strom, der über ein Solarpanel oder sogar ein Windrad entsteht. Zwingend ist dann natürlich eine Speichermöglichkeit. Momentan kosten 1.000 W Speicherkapazität rund 500 Euro. Nun könnte jeder selbst errechnen, was dann eine durchwärmte Nacht kosten würde.

Bevor jetzt aber der Taschenrechner gezückt wird, hier Beschränkung der Kalkulation: Wie oben beschrieben könnte im Schnitt ein Kilowatt reichen, um den Caravan mollig warm zu halten. Diese Energie im Winter zu erzeugen, ist aber fast unmöglich oder sehr teuer. Allein der Speicher für den sonnen- und windlosen Zeitraum würde über den Daumen gepeilt 5.000 Euro kosten und muss dann ja auch noch in wenigen Stunden gefüllt werden. Ein fast sinnloses Unterfangen im Winter.

Fazit: Die Übergangsphase beim Heizen kann mit Strom realisiert werden, wer Wintercamping machen will, kommt an Gas nicht vorbei. Die Energiedichte von Gas ist einfach unschlagbar, denn in einem Kilogramm Propangas sind 12,87 kWh Energie gespeichert. Das Gewicht einer LiFePO4-Batterie wird in der Regel mit knapp 10 kg pro kWh angegeben – noch Fragen?

Foto: Hersteller

Lesen Sie auch: Heizlüfter beim Camping

Heizlüfter sind ein Dauerthema beim Camping – vor allem beim Wintercamping. In der Übergangszeit können sie schnell und einfach die Luft im Caravan erwärmen, ohne dass die Gasheizung angeworfen werden muss. Allerdings sind sie auch echte Stromfresser. Hier hilft nur eine genaue Kosten-Kalkulation.

Redaktion
Raymond Eckl
Raymond Eckl ist schon seit 1994 bei Camping, Cars & Caravans und wurde bereits ein Jahr später zum Chefredakteur.
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