Welch eine Laune der Natur: Plötzlich teilt sich die Spree auf ihrem Weg nach Berlin zwischen Vetschau im Süden und Leibsch im Norden in Hunderte Fließe – das sind kleine Flüsse, Kanäle und Gräben. 1.000 Kilometer Wasserläufe, davon 550 Kilometer schiffbar, durchziehen den Spreewald von Nord nach Süd, Ost und West. Ein Labyrinth aus Wasser.
Die Fließe entstanden in der Weichseleiszeit, die das Land flach hobelte. Die Spree fächerte sich mit vielen Nebenarmen ihren verästelten Weg durch Geröll und Schwemmsandgebiete des Urstromtals. So entstand der 75 Kilometer lange und bis zu 16 Kilometer breite Unter- und Oberspreewald.
Die geringen Erhebungen zwischen den Fließen wirkten sich positiv aus auf Landwirtschaft und Hausbau. Bei der Besiedlung griff der Mensch in die Naturlandschaft ein und schuf Kanäle, Wehre sowie Beund Entwässerungsgräben, um sich vor Hochwasser und Dürre zu schützen. Heute gehört das knapp 500 Quadratkilometer große Biosphärenreservat zum UNESCO-Welterbe.
Derweil die Hauptspree zwischen 1,80 und 2,50 Meter Tiefe erreicht, sind die oft schnurgeraden Fließe nur 0,50 bis 1,50 Meter tief. Hier kommen die sehr flachen, kiellosen Spreekähne zum Einsatz. Manövriert von Fährleuten mit dem vier Meter langen Rudel, so heißt die Stakstange, die auf dem Gewässerboden aufsetzt und das Boot vorwärts drückt.
Die Fließe säumen Erlen, Pappeln, Weiden und Birken. Der Spreewald beheimatet Europas größten Erlenwald. Erlenholz aus dem Spreewald gilt als das beste weltweit.
Früher arbeiteten die Bewohner als Bauern, Handwerker und Fischer. Heute ist der Tourismus ein willkommenes Zubrot. Im Winter finden Tagesgäste hierher, wenn die Fließe gefroren sind und den Schlittschuhläufern als unendliche Eisfläche dienen.
Nicht nur Wälder, auch Streuobstwiesen, Gemüsegärten, Erdbeer- und Gurkenfelder durchziehen den Spreewald. Die Spreewaldgurke mit geschütztem Markennamen ist allerorten erhältlich – abgefüllt in Gläsern oder frisch vom Fass: Salz-Dillgurken, Senfgurken, Pfeffer- und Knoblauchgurken. Eingelegt in Wasser und Salz, Dill, Zwiebeln, Lorbeerblättern, dazu wahlweise Meerrettich, Senfkörner, Chili oder Knoblauch.
Im Frühjahr kommen Kraniche aus dem Süden, Singschwäne machen sich wieder auf in die Taiga. Im Spreewald finden Schwarzstörche und 100 Weißstörche ihre Brutheimat. Die Fließe bevölkern Fischotter und Bisam (eine Wühlmausart), im Sommer schwirren blaue Libellen über das Wasser, Wasserläufer jagen kleine Insekten auf dem Wasser. Einziger Wermutstropfen: Im Sommer plagen Mücken und Bremsen Mensch und Tier.
Eine Besonderheit des Spreewaldes: Hier lebt eine sorbische Minderheit, deren Sprache dem Polnischen, Tschechischen und Slowakischen ähnelt. Im Unterspreewald zwischen Leibsch und Lübben wird seit knapp 170 Jahren kein Sorbisch mehr gesprochen, im Oberspreewald nur noch von den Älteren. Dennoch: Alle Ortsschilder sind zweisprachig ausgewiesen: Lübbenau alias Lubnjow, Burg alias Borkowy. Besonders in Burg, Raddusch und Cottbus lässt sich heute noch den Nachfahren der zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert ansässig gewordenen westslawischen Stämme begegnen. Schön anzuschauen bei Spreewaldfesten sind die aufwendigen Stickereien der bunten sorbischen Trachten, besonders an den typischen weißen Hauben.
Camping am Schwielochsee, Zaue
Der Campingplatz Zaue befindet sich unmittelbar am Westufer des Großen Schwielochsees, liegt idyllisch im hochstämmigen Kiefernwald und ist in zehn Platzteile gegliedert. Ein 150 Meter langer und 25 Meter breiter Sandstrand versüßt den Aufenthalt am Wasser. Sportmöglichkeiten und Spielgeräte für die Kinder sorgen für Kurzweil. Für FKK-Anhänger ist ein gesonderter Badebereich reserviert.
Ruder- und Tretboote sowie Fahrräder können die Gäste in der Rezeption ausleihen. Zaue ist ein idealer Ausgangspunkt für Wasserwanderer und Freizeitkapitäne. Der Platz verfügt über ein Restaurant mit Hausmannskost aus dem Spreewald.
Info: Camping am Schwielochsee, Ludwig-Leichhardt-Weg 1, 15913 Zaue, Tel.: 034578/522, www.camping-am-schwielochsee.de
Erlebnis-Camping Spreewaldfließen, Burg
Der Ort gilt mit seinen verstreuten Gehöften auf 55 Quadratkilometern flächenmäßig als größtes Dorf Deutschlands. In der weitverzweigten Fließlandschaft finden sich gut ausgebaute Radwege und Walkingstrecken. Der Bismarckturm auf dem sagenumwobenen Schlossberg bietet einen weiten Blick über den Spreewald.
Ein tolles Basislager für Ruhesuchende ebenso wie für sportlich Aktive bietet das Erlebnis-Camping Spreewaldfließen. Der mit hohen Kiefern bestandene Campingplatz am Ortsrand bietet Kneipp-Becken und -Anwendungen, außerdem hat er im Heuschober einen Wellnessbereich geschaffen. Hier relaxen Campinggäste bei Massagen und Packungen in uriger Atmosphäre.
Kanufahrer wassern ihr Boot auf dem Campingplatz direkt an einem Fließ, Radler zieht es zum Gurkenradweg, der den gesamten Spreewald durchzieht. Sehr schöne Sanitäranlagen, auch die Freundlichkeit des Personals überzeugte.
Info: Kneipp- und ErlebnisCamping Spreewaldfließen, Vetschauer Str. 1a, 03096 Burg, Tel.: 035603/750966, www.caravan-kurcamping.de
Spreewald-Naturcamping am Schlosspark, Lübbenau
In der touristischen Hochburg Lübbenau wählen Caravaner zwischen zwei Campingplätzen. Als erste Option steht Spreewald-Naturcamping am Schlosspark offen. Der parkähnlich angelegte, sehr ruhige Platz liegt zwischen einem Fließ und dem klassizistischen Schloss. Das Zentrum des 16.000-Einwohner-Städtchens Lübbenau erreicht der Camper in fünf Minuten.
Anregend und entspannend zugleich: Einmal Saunieren im Spreewalddorf Spreewelten in Lübbenau mit 14 von Künstlern gestalteten Themensaunen im urigen Ambiente. Zum Abkühlen geht’s hinaus ans Fließ auf Spreewaldkähne oder auf die Liegewiese.
Etwas außerhalb von Lübbenau, in Hindenburg, liegt Spreewald-Naturcamping am See, die zweite Option, ebenfalls zentral im Spreewald gelegen.
Info: Spreewald-Naturcamping am Schlosspark, Schlossbezirk 20, 03222 Lübbenau/Spreewald, Tel.: 035423533, www.spreewaldcamping.de/schloss/
Spreewald-Camping, Lübben
In Lübben, der Grenze zwischen Ober- und Unterspreewald, empfiehlt sich Spreewald-Camping. Die Spree fließt, nur durch einen kleinen Damm getrennt, am Campingplatz vorbei. Auf einem Fußweg entlang Grünflächen und Flussarmen schlendern Campinggäste in fünf Minuten zum Kahnfährhafen und Bootsverleih – 400 Meter vom Ortszentrum entfernt.
Lübben zeigt sich städtisch. Als wehrhaftes Wahrzeichen gelten die Stadtmauer und Reste der Stadtbefestigung aus dem 15. Jahrhundert. An dem weitläufigen Marktplatz zieht die dreischiffige, spätgotische Hallenkirche von 1607 Blicke auf sich.
Info: Spreewald-Camping, Am Burglehn 10, 15907 Lübben, Tel.: 03546/7053, www.spreewald-camping-luebben.de
Infobox
Infos zu weiteren 3 Campingplätzen im Spreewald (Spreewald-Naturcamping am See in Hindenberg, Camping Tropical Island in Krausnick und Eurocamp Spreewaldtor in Groß Leuthen) mit Bewertungen und Charakteristika und Tipps der Autorin finden Sie in der Juni-Ausgabe 2016 von Camping, Cars & Caravans. Die digitale Ausgabe (ePaper) können Sie hier kostenpflichtig downloaden.