Was wäre Weihnachten ohne einen festlich geschmückten Christbaum? Lauschaer Christbaumschmuck, natürlich mundgeblasen und handveredelt, das ist das Hauptgeschäft vieler Glasbläser rund um Lauscha und Neuhaus am Rennweg, und es ist auch das Hauptgeschäft der Firma Greiner-Mai, die den Christbaum sogar im Namen trägt. Hier ist das ganze Jahr Weihnachten. So wie die Erzgebirgler mit Pyramiden und Nussknackern ganzjährig für weihnachtliche Stimmung in den kleinen Manufakturen sorgen, so tun das die Thüringer Glasbläser mit ihrem glitzernden Schmuck für die Weihnachtsbäume.
Zu den bekanntesten unter ihnen gehört die Firma Greiner-Mai „Der Christbaum“. Zwar 1995 von Lauscha ins benachbarte Neuhaus am Rennweg gezogen, der Platz am Ursprungsort wurde zu knapp, ist „Der Christbaum“ eine der Top-Adressen rund um den Weihnachtsbaumschmuck. Noch bevor man den Verkaufsraum betritt, wird man vom Weihnachtsmann mit festlichem Flair begrüßt. Egal, ob es schneit oder die Sonne lacht.
Schmunzelnd kommentiert Ines Zetzmann, in der sechsten Generation verantwortlich für den Betrieb, das Erstaunen der Besucher. „Auch unsere kleinen Besucher brauchen etwas für die Augen“, so die Chefin, nachdem sie die Kunden im Schauraum begrüßt hat. „Aber auch die Außenwirkung als Werbung ist nicht zu unterschätzen.“ Kein Wunder, ein Weihnachtsmann auf dem Hausdach ist ja nicht selbstverständlich. Doch zurück beim eigentlichen Thema hat Ines Zetzmann viel zu Erzählen.
Die Geschichte der Glasbläserei im grünen Herzen Deutschlands ist lang, sehr lang. Seit über 170 Jahren ist die Firma Greiner-Mai ein Teil davon. „Aber das reicht noch viel weiter zurück“, so Ines Zetzmann. „Bereits 1597 ließen sich erste Glasbläser in Lauscha nieder. Einer davon war Hans Greiner“, ergänzt sie nicht ohne Stolz. 1847 war es dann, als Christian Greiner-Mai, ob seines eher finsteren Gemütes auch „Finstermai“ genannt, so arm war, dass kein Geld für den damaligen Baumschmuck aus Äpfeln und Nüssen vorhanden war. So wird erzählt, dass sich nur noch ein paar Glasrohlinge fanden und der „Finstermai“ daraus zur Freude von Frau und Kindern kleine Glasfrüchte blies. Soweit die Legende. Fakt ist, dass bereits ein Jahr später der gläserne Christbaumschmuck aus Lauscha über Verleger in Sonneberg den Weg in die weite Welt nahm. Und so ist das bis heute geblieben. Export ist auch heute ein wichtiger Teil des Geschäfts.
Handarbeit ist die Grundlage der faszinierenden Schmuckstücke aus hauchzartem Glas. Auch daran hat sich nichts geändert. Gern zeigt Ines Zetzmann in ihrer kleinen Manufaktur, wie aus den Glasrohlingen, die aus einer benachbarten Glashütte geliefert werden, die so begehrten Kleinodien entstehen. Zuerst werden sie über den Glasbrenner auf 1.300 Grad erhitzt, und dann sind geschickte Hände und kräftige Lungen gefragt.
Toni Weigelt und Rudi Leipold gehören zu der immer kleiner werdenden Schar derer, die dieses Handwerk (Mundwerk) beherrschen. Schnell erhält das erhitzte Glas die gewünschte Form. Eine Leere hilft, dass die Größe immer stimmt. Für ausgefallene Modelle, seien es Engel, Kapellen oder Tiere, presst der Glasbläser das heiße Material in Keramikformen. Davon gibt es im Hause Greiner-Mai Hunderte. Viele davon an oder über 100 Jahre alt. Tradition wird groß geschrieben. Dann folgt als nächster Arbeitsschritt das Versilbern. Jedes Stück erhält einen Tropfen Silbernitrat. Wieder ist Erfahrung, Können und Fingerspitzengefühl gefragt, damit sich das Silber perfekt gleichmäßig in der Kugel verteilt.
Manuela Geißler hat das – im wahrsten Sinne des Wortes – im Griff. Für den Feinschliff sorgen Glasmalerinnen wie Bettina Winkler. Pinsel aus den Haaren der Schwanzspitze eines Eichhörnchens sind deren Werkzeug. Dann ist es geschafft, wieder ist ein kleines Stück Weihnachtszeit entstanden, das später am Baum nicht nur Kinderaugen glänzen lässt.
Traditionell bis hochmodern ist das, was die Manufaktur verlässt. Wobei die Tradition wohl doch die Oberhand behält. Und diese Traditionen werden auch im Schauraum lebendig. Dabei hat jede Kugelfarbe und jede der mundgeblasenen Figuren ihre Bedeutung. So steht das Gold für die Farbe der Sonne und Blau für ewige Treue. Der Gläserne Engel am Baum soll trösten, die Fliegenpilze sind ein Symbol der Hoffnung und die verschiedenen Glasvögel symbolisieren das Erwachen der Natur. Da wandert dann so manch Karton voller bunter Wunderwerke aus Glas in die Taschen der Kunden und später an deren Weihnachtsbäume. Zum Abschluss setzt sich Ines Zetzmann auch mal selbst an eine Werkbank und gibt mit dem „Eichhörnchen-Pinsel“ Glaskugeln den letzten Schliff.
Da rund um Lauscha und Neuhaus am Rennweg ein ganzer Landstrich von diesen Traditionen geprägt ist, verwundert es nicht, dass es auch noch andere Ziele rund um den Weihnachtsbaumschmuck gibt. Waren es vor Jahrzehnten rund dutzende kleine Manufakturen, kann man sie jetzt wohl fast an zwei Händen abzählen. Doch ob Elias Glashütte, Krebs Glas, das Glaszentrum in Lauscha und nicht zuletzt das Museum für Glaskunst – auf dem „Holzweg“ ist man sicher nicht, wenn man den einen oder anderen Urlaubstag im Thüringer Wald auf den Spuren des Glases verbringt.
Infobox
Campingplätze (ganzjährig) nahe Neuhaus am Rennweg
Ferienpark Thüringer Wald
Im Waldgrund 1, 96528 Schalkau, Tel.: 036766/84762, www.ferienpark-thueringer-wald.de
Naturcamping Meyersgrund
Schmückerstraße 91, 98693 Manebach, Tel.: 036784/50636, www.meyersgrund.de