Die Normandie feierte gerade 80 Jahre D-Day, aber nicht alles dort ist kriegerisch angehaucht. Wir reisen entlang der Küste und machen Zwischenstation in 9 Camps in der Normandie.
Herrlich duftende Croissants mit normannischer Butter zum Frühstück, charmante Dörfer mit prächtigen Apfelbäumen, schöne Strände, ohne Betonburgen wie mancherorts am Mittelmeer und meist eine frische Brise – die Normandie ist immer eine Reise wert. Dieses Mal haben wir uns zwei Küsten ausgesucht, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Côte d’Albâtre und nur gut 100 Kilometer weiter westlich die Côte de Nacre. Die Côte de Nacre, die Perlmuttküste, ist geprägt von langen Sandstränden. Hier landeten am D-Day im Juni 1944 die Alliierten. An den steilen, bis zu 110 Meter hohen Klippen der Côte d’Albâtre wäre das gar nicht möglich gewesen.
Den Elefantenrüssel in Fels vor der Küste von Étretat kennt man von unzähligen Fotos. Klar, dass jeder Normandie-Urlauber den prägnanten Felsen auch in natura sehen will. Entsprechend voll ist es auf den Aussichtsplattformen in Ortsnähe, entsprechend teuer der Kaffee – 6,50 Euro die Tasse.
Aber sobald man ein paar Hundert Meter weiter auf dem GR 21 gelaufen ist, lichtet es sich merklich. Dieser GR – die Abkürzung für Grande Randonnée (Fernwanderweg) – führt von Tréport nach Le Havre, oft unmittelbar an der Steilküste entlang. Früher hielten auf dem Pfad die Zöllner Ausschau nach Schmugglern, heute beobachten Urlauber fasziniert, wie die Gischt die großartigen Felsformationen umspülen. Bis hinauf zu den Klippen hört man dabei das Klackern der Kieselsteine, wenn die Wellen zurückschwappen.
Auch Étretat selbst ist mit seinen Fachwerkhäusern im typisch normannischen Stil sehenswert. Man kann sich auf dem passablen städtischen Camping am Ortsrand einquartieren, um den Ort vor und nach dem Ansturm der Tagestouristen zu erleben. Für einen längeren Aufenthalt bietet sich das ruhigere Yport an. Der Nachbarort liegt an einer kleinen geschützten Bucht, in der die blau-weiß gestreiften Badehäuschen dekorativ im Halbkreis arrangiert sind. Yport ist Teil der Impressionisten-Route. Die Felsen der Alabasterküste inspirierten Maler wie Monet und Renoir.
Auf dem Camping Le Rivage oberhalb des Ortes kann der Gast den Panoramablick genießen. Um etliches größer und lebhafter zeigt sich Fécamp, ein paar Kilometer weiter in Richtung Dieppe. Fécamp war mal der Heimathafen einer bedeutenden Fangflotte, die vor den Küsten Neufundlands nach Kabeljau fischte. Das ist Geschichte. Die ehemalige Kabeljau- und Heringsfabrik beherbergt nun ein sehenswertes Fischereimuseum mit einer großartigen Panorama-Glaskuppel, die einen 360°-Blick auf die Alabasterküste bietet.
Sehenswert ist auch das Palais Bénédictine, Destillerie des gleichnamigen Kräuterlikörs und Museum in einem. Auf der Strecke nach Dieppe lohnen noch viele zauberhafte Orte einen Abstecher, etwa Veules-les-Roses. Das Rosendorf an der Veules gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Auch einen empfehlenswerten Camping gibt es hier: Les Mouettes. Doch wir schlagen die andere Richtung ein: nach Osten, zuerst nach Le Havre und dann weiter zur Perlmuttküste.
Die Hafenstadt an der Seine-Mündung hat alle meine – zugegeben vagen – Erwartungen übertroffen. Le Havre ist die Stadt der Architekten. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten bombardiert, denn im Hafen ankerte die deutsche Flotte. Auguste Perret, ein Meister seiner Zunft, baute die zu 90 Prozent zerstörte Stadt neu auf. Streng gegliedert, wohl proportioniert, eine Schönheit in Beton, die die Unesco 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.
Mit Oscar Niemeyer war ein weiterer Start am Werk. Der Chef-Architekt der brasilianischen Hauptstadt Brasilia schuf in den 80er-Jahren einen echten Hingucker in Le Havre, das futuristische Kulturzentrum Le Volcan (Der Vulkan). Dies und noch viel mehr macht die oft unterschätzte Stadt zu einem lohnenswerten Reiseziel.
Eine architektonische und vor allem technische Meisterleistung ist auch die elegante Pont de Normandie. Die zwei Kilometer lange Brücke führt seit 1995 über die Seine und verbindet Le Havre mit Honfleur. Sie kostet Maut: 6,80 bis 7,40 Euro, je nach Länge des Gespanns. Wer mehr über den Bau der Brücke erfahren möchte, kann sich kostenlos im Besucherzentrum am Brückenkopf in Le Havre informieren.
So eine Bibliothek, wie Oscar Niemeyer sie im Kulturzentrum Le Volcan (Der Vulkan) geschaffen hat, hätte ich gerne in der eigenen Stadt. Eine Mediathek eingebettet in eleganter Architektur, lichtdurchflutet, mit vielen Rückzugs-Inseln, um in Büchern zu blättern oder akustische Medien anzuhören. Allein hier kann man sich als Tourist stundenlangen aufhalten.
Aber es gibt ja noch all die anderen Werke, die es in der Stadt der Architekten zu besichtigen gibt. Die Kirche Saint Joseph von Auguste Perret, das Museum für Moderne Kunst, die Container-Skulptur am Eingang zum Hafen. Wer all das in Ruhe anschauen und auch noch im ebenfalls architektonisch sehr gelungenen Bains des Docks schwimmen möchte, sollte am besten ein bis zwei Tage einplanen. Der nächste empfehlenswerte Campingplatz liegt in Saint-Jouin-Bruneval, gut 30 Minuten mit dem öffentlichen Bus entfernt.
Die Côte fleurie lassen wir dieses Mal aus und fahren direkt weiter zur Côte de Nacre. Den Charme der Belle Époque findet man an der Küste von Ouistreham bis Pointe du Hoc nicht. Dafür ist es ruhiger und deutlich preiswerter als in Deauville oder Honfleur an der Blumenküste. Und reichlich Sandstrand gibt es hier auch. Der Strand bei Vierville ist so lang und breit, dass sich Badegäste und Strandsegler nicht in die Quere kommen.
Unbeschwertes Strandleben im Jahr 2024 – vor 80 Jahren sah das ganz anders aus an dieser Küste. Am 6. Juni 1944 starteten die Alliierten hier die größte Militäroperation aller Zeiten. Sie leiteten damit die Niederlage des Nazi-Regimes und so das Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Der Tag ist als D-Day (Decision Day, Tag der Entscheidung) in die Geschichte eingegangen.
Längst ist der Begriff Landungsstrände bekannter als der Name Perlmuttküste. Die einzelnen Strandabschnitte haben die Codenamen der Militäroperation übernommen: Omaha Beach, wo die US-Army landete, oder Gold Beach, wo die Briten an Land gingen. Nicht nur am D-Day-Jahrestag kommen die Nachfahren der gefallenen Soldaten, inzwischen die Enkel oder Großneffen, in Scharen. Die Schauplätze des Landesmanövers sind Touristenmagnet Nummer eins in der Normandie geworden.
Der Besucher kann sich der Geschichte kaum entziehen. Am Strand von Arromanches tauchen bei Ebbe die Überreste des künstlich angelegten Versorgungshafen Mulberry auf. Auf dem Küstenwanderweg am Pointe du Hoc stößt man auf Reste von Panzerstellungen und Bunkeranlagen.
Irgendwann kommt der Punkt, wo auch Touristen, die sich ursprünglich nicht mit dem Thema beschäftigen wollten, mehr wissen möchten. Gelegenheit dazu gibt es in den Museen und bei den Führungen auf den Soldatenfriedhöfen. Hier steht sachliche Information klar im Vordergrund. Auch als deutscher Urlauber hat man das Gefühl, willkommen zu sein. Besonders berührt hat mich der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville. Die anderen Besucher offenbar auch. Es herrscht eine respektvolle Stille zwischen knapp 10.000 weißen Kreuzen. Jedes Kreuz steht für einen gefallenen Soldaten, manche wurden nicht mal 18 Jahre alt.
Bayeux, zehn Kilometer landeinwärts, war die erste Stadt Frankreichs, die von den Alliierten befreit wurde und die einzige Stadt der Normandie, die nicht zerstört wurde. Die herrliche Kathedrale und die prächtigen Adelspaläste haben den Krieg weitgehend unbeschädigt überstanden. Der bekannteste Schatz ist der Teppich von Bayeux. Der wertvolle Wandteppich erzählt in 58 Szenen die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm im 11. Jahrhundert und ist damit der erste Comic Strip der Geschichte.
Bayeux und die Perlmuttküste gehören zum Département Calvados. Und natürlich wachsen hier jede Menge Apfelbäume, Grundlage für Calvados und Cidres. Kühe grasen auf saftigen Weiden, in der Ortsmitte steht zuverlässig ein Gasthaus neben der Kirche – ein glücklicher Gegensatz zum D-Day-Geschehen.
Camping Omaha Beach, Rue de la Herode, F-14710 Vierville-sur-Mer, Tel.: 0033-231/224173, contact@camping-omaha-beach.fr, www.camping-omaha-beach.fr
Camping Le Robinson, Route d’Omaha Beach 24, F-14710 Colleville-sur-Mer, Tel.: 0033-231/224519, info@campinglerobinson.com, www.campinglerobinson.com
Camping Château de Martragny, Hameau Saint-Léger 52, F-14740 Martragny, Tel.: 0033- 231/802140, chateau. martragny@wanadoo.fr, www.chateau-martragny.com
Camping Le Grand Hameau, Rue des Oeillets 20, F-76280 St. Jouin Bruneval, Tel.: 0033-235/558841, campinglegrandhameau@orange.fr, www.camping-le-grand-hameau.fr
Camping Municipal d’Etretat, Rue Guy de Maupassant 69, F-76790 Etretat, Tel.: 0033-235/2707 67, camping.etretat@orange.fr, www.lehavre-etretat-tourisme.com
Camping Le Rivage, Rue André Toutain, RD 211, F-76111 Yport, Tel.: 0033-235/273378, contact@camping-lerivage.com, www.camping-lerivage.com
Camping Sandaya Côte de Nacre, 17 Rue du Général James Moulton, F-14750 Saint-Aubin-sur-Mer, Tel.: 0033-231/971445, cotedenacre@sandaya.fr, www.sandaya.de
Camping de Renneville, Chemin de Nesmond, F-76400 Fécamp, Tel.: 0033-235/282097, booking@campingfecamp.fr, www.campingfecamp.fr
Camping Huttopia Les Falaises, Rue du Camping 130, F-76540 Saint-Pierre-en-Port, Tel.: 0033-235/295158, lesfalaises@huttopia.com, www.europe.huttopia.com
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Vom wilden Atlantik oder der Côte d’Azur über die Alpen bis zu glamourösen Städten und süßen Fachwerkdörfern ist in Frankreich für jeden etwas dabei. Auf bordatlas.de finden sich hilfreiche Tipps und Stellplätze für die Camping-Reise nach Frankreich.
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