> Städtetipp Bad Gandersheim

Zauber der Vielfalt

21.04.2023
Text: Claus-Georg Petri | Bild: Stadt Bad Gandersheim, Michael Mehle, Regenbogen AG

Mehr als 1.200 Jahre Kunst & Kultur: 2023 kommt in Bad Gandersheim im westlichen Harzvorland noch die Landesgartenschau dazu.

Wer mit seinem Gespann von der Autobahn 7 an der richtigen Ausfahrt abbiegt, erreicht eine der sehenswertesten Städte im niedersächsischen Harzer Vorland. Bad Gandersheim garantiert mit seinem mittelalterlichen Kern Kunst und Kultur – und 2023 obendrein mit der verschobenen Landesgartenschau von 2022 ein besonderes Highlight. Camper richten sich vor den Toren der Stadt auf dem Regenbogen-Camp ein. Das moderne Camp verläuft am Flüsschen Eterna, den es als Quell für einen Naturbadesee auf dem zehn Hektar großen Gelände mit seinen 200 Touristenplätzen nutzt. Für Naturfreunde und Ruhesuchende eignet sich dieser Platz besonders. Von hier starten Urlauber gern zu Wanderungen zu den Hotspots wie dem Nationalpark Harz.

Nach der Corona-Zwangspause freut sich Bad Gandersheim auf die Landesgartenschau.

In diesem Jahr kommt ein Pluspunkt dazu: Direkt vor dem Regenbogen-Camp findet für 185 Tage vom 14. April bis 15. Oktober die 7. Niedersächsische Landesgartenschau statt. Motto: „Garten. Fest. Spiele.“ Sie umfasst die Flüsse Eterna und Gande sowie die Osterbergseen mit schwimmenden Gärten und einem großen begehbaren Rundsteg. So entsteht mit dem Sole-Naturbad ein blaues Band, das sich östlich der Stadt windet. Tatsächlich bietet Bad Gandersheim allein schon jede Menge Sehenswertes, blickt die Stadt doch auf eine mehr als 1.200-jährige Geschichte zurück.

Die Tallandschaft von Gande und Eterna wurde ganz neu gestaltet.

Sie begann, als Sachsenherzog Liudolf im Jahr 852 das Frauenstift Gandersheim gründete und schon vier Jahre später anfing, die Stiftskirche St. Anastasius und St. Innocentius zu bauen. Der Gandersheimer Dom ist bis heute sichtbares Zeichen dieser Zeit. Das Gebäude im romanischen Stil bildet die Keimzelle der Stadt und ist heute evangelisches Gotteshaus.

Tipp: Der Besuch lohnt sich: Die gotischen Dreikönigs- und Marienaltäre zeigen filigrane Schnitzarbeit und bemalte Flügel. Ein prunkvoller Marmorsarkophag bildet die letzte Ruhestätte der Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen. Ein Triumphkreuz stammt aus dem Jahr 1500. Roswitha von Gandersheim (um 935 bis 973), sie gilt als erste deutsche Dichterin, hat in dem Stift gelebt, aus dem die Stadt hervorgegangen ist. Sie hat acht christliche Legenden hinterlassen, sechs Dramen und zwei historische Schriften über das Leben Kaisers Otto I. sowie die Gründungsgeschichte des Stifts Gandersheim. Ihr Werk ist so bedeutend, dass Bad Gandersheim den Beinamen Roswithastadt trägt.

Der Stiftsdame und Dichterin zu Ehren steht hinter dem Gandersheimer Dom nahe einem Gedenkstein der Roswitha-Brunnen. Er zeigt den historisch nicht belegten Moment, in dem Roswitha vor Otto I. kniet und dem Kaiser ihr Werk überreicht – Ausdruck ihrer Verehrung für den Herrscher aus dem Geschlecht der Liudolfinger. Auf der anderen Seite des Doms finden seit 64 Jahren stets im Sommer die Gandersheimer Domfestspiele statt. Dann wird die ohnehin mittelalterliche Stiftskirche zur beeindruckenden Kulisse. Tipp: 2023 läuft Niedersachsens größtes Freilichttheater vom 11. Juni bis 13. August.

Im Sommer finden die Gandersheimer Domfestspiele statt. Eindrucksvoll sind die Buntglasfenster.

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Bad Gandersheim

Die Kurstadt im niedersächsischen Landkreis Northeim hat 9.500 Einwohner. Kurgäste kommen wegen des Solebades ins westliche Harzvorland, wo die Stadt auf 143 Meter Meereshöhe im Tal des Flusses Gande liegt. Bekannt ist die Dichterin Roswitha von Gandersheim (geboren um 936 bis nach 973), dank ihr trägt der Ort den Beinamen Roswithastadt. Zudem wird hier jährlich der Roswitha-Literaturpreis ausschließlich an Frauen vergeben.

Termine zur Landesgartenschau: Vom 14. April bis 15. Oktober 2023 richtet die Stadt die Landesgartenschau aus. Sie findet auf einem 30 Hektar großen Gelände entlang der Flüsse Gande und Eterna sowie an den Osterbergseen statt. Das Motto lautet „Garten. Fest.Spiele.“ Der Eintritt kostet 19 Euro für Erwachsene, Jugendliche zahlen 5 Euro. Die Kassen- und Einlasszeiten: 09:00 bis 18:30 Uhr, aber bis zum Einbruch der Dunkelheit können die Besucher die Atmosphäre im eintrittspflichtigen Gelände erkunden und genießen. Das Landesgartenschau-Gelände kann nach Kassenschluss über barrierefreie Drehtore verlassen werden.

Kultur auf der Landesgartenschau: Vor der Stiftskirche von Bad Gandersheim finden regelmäßig die Domfestspiele statt. Niedersachsens größtes Freilichttheater im Sommer läuft 2023 in der 64. Spielzeit vom 11. Juni bis 13. August mit Robin Hood, My Fair Lady, Der Graf von Monte Christo, Dancing Queen und Frühstück bei Tiffany.

Markant ist der Renaissancegiebel der Abtei.

Zusätzlich bringen die Gandersheimer Dommusiken das ganze Jahr über bei hochkarätigen Konzerten verschiedener Stil-Epochen ihr Können zu Gehör. Doch Kunst und Kultur offenbart sich in Bad Gandersheim nicht nur rund um den Dom. Den weltlichen Gegenpart bildet das Historische Rathaus, entstanden im Stil der Weser-Renaissance nach dem Stadtbrand von 1580 aus Moritzkirche und Rathaus. Der Kirchturm ist als Wächterstübchen ausgebaut.

Am Eingang zur Gaststätte Ratskeller – La Piazza sind als Relikte mittelalterlicher Gerichtsbarkeit Halseisen und Lästersteine zu sehen, an der Ecke zur Moritzstraße ein Pestkorb. Im Rathaus befindet sich das Stadt-Museum. Von dem aus ist der Aufstieg zu besagtem Wächterstübchen möglich. Unübersehbar ist in der Altstadt das prächtige Fachwerk, Ausdruck der Stärke der Stadt seit ihren Anfängen. So gilt der Marktplatz durch die Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechts an das Stift Gandersheim als innerstädtisches Handelszentrum seit 990.

Tipp: Am Marktplatz stehen der Bracken (Markt 8, heute Landessparkasse/Nord/ LB) als älteres Fachwerkhaus von 1473 mit reichem Schnitzwerk, und Fachwerkhaus Markt 9 von 1552, Restaurant Zur Ecke von 1581, Hotel Weißes Roß, bereits im 16. Jahrhundert als Gasthaus erwähnt.

Nachtwächter führen Gäste durch die Winkel der mittelalterlichen Stadt.

Hier zu bummeln ist eine Freude: Das Abteigebäude mit seinem markanten Renaissancegiebel, die Burg der Braunschweigischen Herzöge oder die Klosteranlagen Brunshausen und Clus sind ideal für eine historische Entdeckungsreise – und machen Lust auf regionale Köstlichkeiten: Deutsche und internationale Küche machen die Wahl nicht leicht. Das gilt auch für Getränke: Ob Cocktail, Longdrink, Wein, Bier oder Mineralwasser– für jeden Geschmack ist etwas dabei. Tipp: Mancherorts gibt es sogar eine Kostprobe prickelnder Sole.

Natürlich steht Gesundheit ganz hoch im Kurs in Bad Gandersheim. Seit 1932 trägt die Stadt die Bezeichnung „Bad“ vor ihrem Ortsnamen, seit 1967 ist sie staatlich anerkanntes Heilbad. Im Gesundheitszentrum Vitalpark unweit der Altstadt genießen Erholungssuchende Bäder, Massagen und viele weitere Anwendungen. Die 32 Grad warme Sole direkt auf der Haut entspannt Körper und Seele. Wer sportlich aktiv sein möchte, bringt sich im Fitnesspark in Form. Die Saunalandschaft bietet drei Sauna-Typen.

Das gesamte Jahr ist das Sole-Waldschwimmbad geöffnet. Die ortseigene Sole empfinden Badegäste als wohltuend. Im Sommer erweitert das großzügig im Rahmen der Landesgartenschau neu angelegte Natur-Freibad das Angebot. Auf der großen Liegewiese relaxen Gäste oder spielen Volleyball.

Kloster Brunshausen vor den Toren der Kurstadt ist ein Ziel für Wanderer.
Die Skulpturen finden sich im Klostergarten.

Sich fit zu halten, funktioniert auch vor den Toren von Bad Gandersheim: Die waldreiche Hügellandschaft ist durchzogen von Wander- und Radwegen. Beliebt sind natur- und campingplatznahe Spaziergänge rund um die Osterbergseen. Achtung: Den Skulpturenweg zwischen den beiden ehemaligen Klöstern Brunshausen und Lamspringe frequentieren Wanderer und Walker, Skater und Radfahrer – hier ist immer was los.

Sogar geschichtlich Interessierte kommen auf ihre Kosten: Das römisch-germanische Schlachtfeld am Höhenzug Harzhorn im Grenzgebiet zur Gemeinde Kalefeld gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Neuentdeckungen heutiger Zeit. Tatsächlich waren noch 235 nach Christus römische Truppen in Germanien unterwegs. Am Harzhorn ereignete sich eine dramatische Schlacht, aus deren Verlauf mehr als 2.700 Fundstücke aus dem Waldboden geborgen wurden. Weite Teile der Kampfhandlungen konnten daraus modellhaft rekonstruiert werden.

Tipp: Das moderne Informationsgebäude, ein Themenpfad mit fünf Stationen und angebotene Führungen informieren über das spannende Ereignis der Antike. Es befindet sich nahe der Autobahn A7. Das Gute: All das lässt sich gut vom Campingplatz aus erleben, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Und nach einem erlebnisreichen Tag in Bad Gandersheim gibt es in trauter Runde vor dem Wohnwagen immer genug zu erzählen.

Gemütlich und gut ausgestattet ist das Regenbogen-Camp Bad Gandersheim.
Die Anlage erstreckt sich nahe der Landesgartenschau.

Stellplatzinfos Regenbogen-Camp Bad Gandersheim

Der Kur-Campingpark grenzt direkt an den Seekurpark, durch welchen die Kuranlagen in wenigen Minuten Fußweg zu erreichen sind. Am Platz gibt es 200 Parzellen, davon sind 50 mit Dauercampern belegt. Das Sanitärangebot umfasst 50 Toiletten, 16 Einzelwaschkabinen, 40 Duschen und 64 Waschgelegenheiten. Am Platz gibt es Brötchenservice, einen Naturbadesee und auch ein Kinderspielplatz ist vorhanden. Restaurants und Einkaufsmög- lichkeiten sind fußläufig erreichbar. ADAC-Vergleichspreis: 31-37 Euro.

Infos und Kontakt: Regenbogen-Camp Bad Gandersheim, Braunschweiger Straße 112, Tel.: 05382/1595, www.regenbogen.ag, Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober 2023.

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Adressen und Termine

Tourist-Info: Stiftsfreiheit 12, 37581 Bad Gandersheim, Tel.: 05382/73700, www.bad-gandersheim.de

Domfestspiele Bad Gandersheim: www.gandersheimer-domfestspiele.de

Landesgartenschau Bad Gandersheim: www.laga-bad-gandersheim.de

Gandersheimer Dom: Stiftsfreiheit 1, Tel.: 05382/2714, www.stiftskirchengemeinde.de

Roswitha-Brunnen: hinter Dom Rathaus/Stadtmuseum: Markt 10, Tel.: 05382/73110

Gesundheitszentrum Vitalpark, Hildesheimer Straße 7A, Tel.: 05382/955480, www.vital-park.com

Info-Gebäude am Harzhorn: www.roemerschlachtamharzhorn.de

Ratskeller La Piazza: Markt 10, Tel.: 05382/9582230, www.lapiazza-ratskeller.de

Termine: Frühlingsfest: 23. April Theaterfest: 28. Mai Altstadtfest: 1. und 2. September Tag des offenen Denkmals mit Sonderführungen: 10. September Bauernmarkt: 1. Oktober Weihnachtsmarkt: 30. November bis 10. Dezember

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Redaktion
Claus-Georg Petri
Claus-Georg ist seit 1995 bei Camping, Cars & Caravans und ist Experte für Reisen und Hintergründe und alles Mögliche.
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