Drei Berge, ein Begriff: Top of Europe. Aber eigentlich sind Eiger, Mönch und Jungfrau im Berner Oberland gar nicht das Top of Europe. Das liegt 150 Kilometer südwestlich in Frankreich und heißt Mont Blanc. Top ist aber die höchstgelegene Eisenbahnstation auf 3.454 Metern, direkt unter dem Jungfraujoch.
Genau vor 111 Jahren fertiggestellt, war die Idee 1893 von Adolf Guyer-Zeller zuerst eine Flause, dann ein Coup. Heute erreichen über den neun Kilometer langen Tunnel durch Eiger und Mönch Touristen aus aller Welt das Jungfraujoch bequem per Bahn. 16 Jahre hat der Bau gedauert, war damals eine Meisterleistung. Der Bahnhof auf der Kleinen Scheidegg für die Wengernalpbahn zwischen Lauterbrunnen und Grindelwald war 1893 bereits vollendet, aber im Winter noch gesperrt. Der Bau der Jungfraubahn kostete rund 16 Millionen Franken. Guyer-Zeller hatte mit Kosten von acht Millionen Franken gerechnet. Vor Corona waren es fast eine Million Fahrgäste jährlich. Nun ist es etwas ruhiger, aber wie lange noch?
Das Top of Europe steht auf den Wunschlisten vieler Menschen, obwohl die Berg- und Talfahrt ab Lauterbrunnen unglaubliche 221 Schweizer Franken kostet. Billiger sind Mehrtagespässe für das gesamte Netz der Jungfraubahn samt Eiger Express, Männlichen, Schynige Platte etc. Drei Tage kosten 229 Franken für Erwachsene. Kinder bis 15 zahlen immer 30 Franken. Wer dann noch einen Schweizer Sparpass hat, bekommt den Pass für 179 Franken.
Zu den günstigeren Angeboten gehört auch das Good Morning-Ticket. Damit kommt man für unter 100 Franken von Interlaken zum Jungfraujoch und zurück. Die Fahrkarten sind aber kontingentiert und der Preis ist auch von der Auslastung abhängig. Glück für alle, die länger bleiben, denn ein Ticket für acht Tage kostet nur 54 Schweizer Franken mehr – ein Tribut an alle treuen Gäste, die mehr als Once in a Lifetime wollen.
Wer das Portemonnaie geöffnet hat, wird es nicht bedauern. Schon die Fahrt ab Lauterbrunnen über Wengen zur Kleinen Scheidegg ist ein 40-Minuten-Erlebnis. Weitere 35 Minuten später – immer gerechnet ohne Wartezeiten und ohne den Stopp am Eismeer für Erinnerungsfotos vom ewigen Eis – betritt man die Bahnhofshalle auf dem Joch. Gut, dass die Fahrt sitzend verläuft, die ersten Schritte am Bahnsteig sind leicht schwindelerregend.
Die dünne Luft hier oben macht auf dem Rundgang durch die Gänge des Komplexes zum Aussichtspunkt Sphinx mit der meteorologischen Station oder auf den Gletscher zur Mönchshütte doch ganz schön zu schaffen. Gut, dass es Aufzüge und Förderbänder gibt. Überall ist der Fels Joch stark unterhöhlt und rollstuhlgerecht ausgebaut. Auf der Plattform der Sphinx kann einem aber schon der Wind um die Nase blasen. Wenn es die Wolken zulassen, reicht der Blick weit ins Berner Oberland, zum Schweizer Jura und sogar bis zum Schwarzwald im Norden.
Nach Süden strömt der Aletschgletscher dem Wallis entgegen und der Blick erfasst wohl die größtmögliche Anzahl an Viertausendern in den Alpen. Am Aletsch-Kar ist die Veränderung nur schwer sichtbar, aber die vielen anderen Gletscher an den drei berühmten Bergen sind schon erschreckend zurückgegangen. Apropos Gletscher. Auch das haben sich die Macher der Jungfraubahn nicht nehmen lassen – ein Rundgang durch das Gletschereis.
Direkt am Joch wurde der Eispalast in den Gletscher gebaut. Spiegelglatt sind Wand und Boden, in Nischen stehen Eisskulpturen, aber auch Ulkiges wie Scrat, das Eiszeithörnchen, oder drei Fässer Whiskey, alle tief eingefroren. Wer gut zu Fuß ist, wandert über den gewalzten Weg (wie haben die nur einen riesigen Pistenbully da hingebracht?) zur Mönchsjochhütte, die bis März 2023 aufwendig umgebaut wurde. Oft hängen hier aber die Wolken drin.
Wie auch der Eiger sich gern in Wolken hüllt. Seine berühmt-berüchtigte Nordwand bildet ein ganz eigenes Wetterregime, das sich durch Aufwinde seine Wolken quasi selber produziert. Nicht nur deshalb gibt es auf dem Top of Europe auch ein 360-Grad-Kinoerlebnis, damit auch bei aufliegenden Wolken jeder Besucher sehen kann, was er eigentlich sehen wollte – wenn auch nur auf der Leinwand.
Seit dem Jahr 2019 gibt es auch den Eiger Express, die wohl modernste Drei-Seil-Bahn der Alpen. Sie verkürzt die Fahrt ab der Eiger-Gletscher-Station nach Grindelwald um 45 Minuten, ermöglicht tolle Ausblicke auf die Eiger-Nordwand und eröffnet Spielraum für Touren auf den Männlichen oder den Grindelwald-First.
Wer Glück hat, trifft hier auf ganz verwegene Gesellen. Die Eiger-Nordwand ist der Hotspot für Basejumper. Das sind Todesmutige, andere sagen Verrückte, die sich vom Eiger-Pilz mit einem speziellen Anzug, dem Wingsuit, und Fallschirm in die Tiefe stürzen und einige Sekunden absolutes Adrenalin tanken.
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Top of Europe – Jungfraubahn
Die Idee für die Jungfraubahn kam dem Schweizer Unternehmer Adolf Guyer-Zeller im Jahr 1893 bei einer Wanderung auf der Kleinen Scheidegg, der Passhöhe zwischen Grindelwald und Lauterbrunnen, wo bereits seit 1892 eine Bahnstrecke existierte. Nach Erhalt der Baukonzession durch das Parlament konnte Guyer-Zeller drei Jahre später mit dem Bau beginnen. 1912 wurde die Jungfraubahn in Betrieb genommen und hat seitdem Millionen an Gästen auf 3.454 Meter ü. NN gebracht. Allein 2022 besuchten mehr als 600.000 Gäste das Jungfraujoch. Die Bahn fährt alle 30 Minuten zwischen 8 und 18 Uhr in den Sommer-Monaten, im Winter entsprechend kürzer. Die Fahrtzeit beträgt 35 Minuten.
Der Preis für eine Fahrt ist abhängig davon, in welcher Saison man das Joch besuchen möchte. So kostet eine Einzelfahrt in der günstigsten Saison nur 51 CHF und in der teuersten Saison 76 CHF. Kinder unter 6 Jahren brauchen keine Tickets. Für Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren gibt es eine sogenannte Kinder-Mitfahrkarte für 30 CHF, die für ein Jahr auf dem gesamten Streckennetz der Jungfraubahn gültig ist. Ohne diese Karte bezahlen Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren den halben Preis. Kinder ab 16 Jahren zahlen den vollen Preis.
Wer sich aber im gesamten Gebiet rund um das Top of Europe bewegen will, ist mit den Top of Europe-Tickets besser bedient. Diese starten bei 94 CHF und gelten ab Interlaken für die Schiene und die drei großen Seilbahnen Eiger Express, Männlichen und First. Aber auch ab Lauterbrunnen bis Mürren. Für 3 Tage zahlen Erwachsene 229 CHF, mit Swiss Travelpass 179 CHF. Kinder bis 15 Jahre kosten generell 30 CHF. Es lohnt sich, länger zu bleiben, denn pro weiterem Tag kommen nur 20 bzw. 10 CHF hinzu – acht Tage kosten „nur“ 283 CHF.
Info und Kontakt: Jungfraubahnen, Harderstrasse 14, CH-3800 Interlaken, Tel.: 0041-33/8287233, info@jungfrau.ch, www.jungfrauregion.swiss/de, www.jungfrau.ch
Die Campingplätze in Grindelwald und Lauterbrunnen sind die idealen Ausgangspunkte für eine Fahrt auf das Top of Europe, dem höchsten Bahnhof in Europa, aber die Region lohnt auch einen viel längeren Besuch.
Wer auf Camping Jungfrau nächtigt, kann den Fluss Lütschine per Brücke überqueren und steht dann vor dem Alpinebase Hostel Lauterbrunnen, das auch zum Campingplatz gehört. Hier treffen sich im Sommer die Abenteurer, um solch gewagte Aktionen zu unternehmen. Manche haben aber nur die Hinfahrt gebucht. Wer hier länger bleibt, kann sich anderweitig unendlich austoben.
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Campingplätze in der Region: Infos und Adressen
Camping Jungfrau, Weid 406, CH-3822 Lauterbrunnen, Tel.: 0041-33/8562010, info@campingjungfrau.swiss, www.campingjungfrau. swiss, Vergleichspreis: 66 CHF
Camping Eigernordwand, Bodenstrasse 4, CH-3818 Grindelwald, Tel.: 0041-33/8531242, camp@eigernordwand.ch, www.eigernordwand.ch, ADAC-Vergleichspreis: 68,50-78,50 €
Dany‘s Camping, Baumgarten 7, CH-3816 Lütschental, Tel.: 0041-33/8531824, info@danys- camping.ch, www.danys-camping.ch, ADAC-Vergleichspreis: 42,50-44,50 CHF
In Interlaken gibt es noch den Camping Alpenblick, Camping Manor Farm 1 und Camping Lazy Rancho 4. Sie liegen alle zwischen den beiden Seen. Am Brienzer See gibt es in nächster Nähe noch Camping Talacker, Camping au Lac und Camping Seeruhe.
Da wären noch die Gipfel des Männlichen, Schilthorns oder auch der Harder Kulm zu erklimmen – leicht gemacht mit Bahn und Lift. Grindelwald lohnt ebenso einen Besuch wie Wengen, Lauterbrunnen oder Interlaken. Das Gebiet ist Highend, was die Preise betrifft, aber auch Highend beim Angebot. Und wer campt, kann den ein oder anderen Franken auch sparen.
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