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Campingtoiletten-Systeme im Vergleich

22.11.2024
Text: Maren Siepmann | Bild: Hersteller

Auf dem Markt der Campingtoiletten rumort es. Thetford bringt 2025 eine eigene Trockentrenntoilette auf den Markt. Und neben Clesana gibt es mit Knaus künftig einen großen Player, der eine eigene Einschweißtoilette anbietet. Ein Überblick.

Quo vadis Campingtoilette? Das fragen sich derzeit viele Camper, Hersteller sowie Camping- und Stellplatzbetreiber, wenn sie sich die neuesten Entwicklungen auf dem Markt der Campingtoiletten anschauen. Wie sieht die Campingtoilette der Zukunft aus? Bleibt die Kassettentoilette weiterhin erste Wahl bei der Mehrheit der Camper? Oder setzen nach und nach auch immer mehr Camper auf eine Trockentrenntoilette – so wie es sich bei den 4×4-Campern bereits abzeichnet? Und welche Rolle können  Einschweißtoiletten spielen?

Wer noch unschlüssig ist, welches das beste Toilettensystem für die eigenen Bedürfnisse ist, findet hier eine Übersicht über die einzelnen Toiletten, eine kurze Erklärung zu ihrer Funktionsweise sowie eine umfangreiche Pro- und Contra-Liste zu jedem System.

Unter der Toilette sitzt eine Kassette, in der die Fäkalien durch Chemiezusätze zersetzt werden. Entnehmen lässt sich die Kassette durch eine Außenklappe.
Foto: Thetford

Chemie-Kassettentoilette

Funktionsweise: Flüssige und feste Stoffe werden ebenso wie Klopapier in einer Kassette unterhalb der Toilette gesammelt und mithilfe von Chemie-Zusätzen zersetzt. Zum Entleeren lässt sich die Kassette durch eine Außenklappe entnehmen und dank Rollen und ausziehbarem Griff zur nächsten Entsorgungsstation ziehen. Preis: je nach Modell zwischen rund 700 und 1.100 Euro.

Pro
+ Bewährtes System
+ Drehbare Schüsseln sparen Platz
+ Wasserspülung fast wie zu Hause
+ Gutes Netz an Entsorgungsstationen europaweit
+ Einzelne Komponenten (Brille, Deckel, Kassette) lassen sich mit Renew-Kits oder Fresh-up-Sets einfach ersetzen

Contra
– Unangenehme Entleerung der schweren Kassette, möglicherweise sogar Spritzer
– Relativ kurze Entsorgungsintervalle (drei bis vier Tage), geringe Unabhängigkeit
– Chemiezusätze – auch grüne – können nie ganz umweltfreundlich sein
– Toilette muss über Kassette eingebaut sein und ist daher im Fahrzeug nicht flexibel platzierbar
– (Chemie-)Geruch breitet sich bei geöffnetem Schieber schnell in der Nasszelle aus
– Zusätze kosten Geld
– Dichtungen am Tank können spröde und undicht werden und sollten nach vier bis sechs Jahren erneuert werden

Flüssiges und Feststoffe landen in getrennten Behältern, die sich einzeln entnehmen lassen.
Foto: Wochner

Trockentrenntoilette

Funktionsweise: Urin und Feststoffe werden durch einen speziellen Einsatz mit Trichter in zwei getrennte Kanister geleitet. Der Urinkanister kann einfach in der nächsten Toilette entsorgt werden, die getrockneten Feststoffe kommen in den Restmüll oder auf den heimischen Komposthaufen. Preis: Modelle ohne Kurbel ab 350 Euro, Modelle mit elektrischem Rührwerk bis 1.350 Euro.

Pro

+ Wasserlos, ohne Zusätze
+ Hohe Unabhängigkeit dank langer Entleerungsintervalle
+ Kaum Geruchsbelästigung auch bei Entsorgung
+ Nach- und Umrüstung möglich

Contra

– Einstreu für Feststoffkanister kostet Geld, muss bevorratet werden und kann stauben
– Für Neueinsteiger möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig

Pro Toilettengang wird ein spezieller Folienbeutel eingeschweißt, der sich im Restmüll entsorgen lässt.
Foto: Knaus

Einschweißtoilette

Funktionsweise: Das Prinzip des wasserlosen Systems von Clesana und seit Neuestem auch der Cleanflex-Toilette von Knaus stammt aus der Medizin, um Gewässer vor Verunreinigungen (Medikamente) zu schützen. Fäkalien werden mittels Thermo-Druck-Verfahren sicher in Beuteln verschweißt und geruchsneutral gesammelt. Preis Clesana C1-Toilette: 1.440 Euro.

Pro:

+ Wasserlos, ohne Zusätze
+ Kein Kontakt mit Fäkalien, frei von Gerüchen, einfache Entleerung
+ Kann flexibel und frei im Raum platziert werden
+ Nachrüstung möglich
+ Drehbare Schüssel spart Platz
+ Auch für Windeln, Essensreste, Hygieneartikel, Feuchttücher etc. nutzbar
+ Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen
+ Mit Absorber kann der Camper zum Beispiel nachts mehrere kleine Geschäfte in einem Beutel sammeln und
somit Folie einsparen sowie Lärm der Schweißeinheit vermeiden
+ Schüssel kommt nicht in Kontakt mit Fäkalien und muss nicht gereinigt werden

Contra

– Schweißeinheit erzeugt einen gewissen Lärm
– Plastikbeutel sind nicht ganz umweltschonend
– Beutel müssen bevorratet werden und kosten Geld
– Beutel können in großen Containern platzen oder reißen

Das iNDUS-System bietet einen großen Fäkalientank, der sich komfortabel per Schlauch leeren lässt.
Foto: Thetford

iNDUS Eco

Funktionsweise: Spezielle Zerhackertoilette, die mit Abwasser aus Grauwassertank gespült wird und dank Luftfilter ohne Zusätze auskommt. Eine Pumpe durchmischt Abfälle im Fäkalientank vier Mal täglich. Derzeit nur für Erstausrüster.

Pro

+ Komfortable, hygienische Entsorgung dank Schlauch und Entsorgungsglocke
+ Längere Entsorgungsintervalle
+ Wassersparend: dank zweistufigem Zerhackungsprozess nur 200 bis 500 ml pro Spülvorgang
+ Flexibler Einbau

Contra

– Teuer in der Anschaffung
– Entleerung nur an Entsorgungsstationen

Messer oder Klingen arbeiten in der Zerhackertoilette, die für ihre Arbeit vergleichsweise viel Wasser braucht.
Foto: Hersteller

Zerhackertoilette

Funktionsweise: Messer oder Klingen zerhacken Feststoffe und Toilettenpapier zu einem dickflüssigen Brei, dafür werden 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Spülvorgang benötigt. Preis: ab rund 700 Euro.

Pro

+ Ohne Zusätze
+ Höhere Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen durch großen Fäkalientank
+ Separat verbauter Tank vermindert Geruchsbelästigung
+ Flexibler Einbau

Contra

– Hoher Wasserverbrauch
– Vergleichsweise laute Geräusche durch Motor und Zerhacker
– Hohes Gewicht: rund das Drei- bis Vierfache einer Chemietoilette
– Entleerung nur an Entsorgungsstationen möglich
– Geruchsbelästigung bei Entleerung unvermeidbar

Nach dem Verbrennungsvorgang bleibt im unteren Teil der Cinderella-Toilette nur ein Häufchen Asche übrig.
Foto: Cinderella

Verbrennertoilette

Funktionsweise: Der norwegische Hersteller Cinderella Eco baut Toiletten, die Fäkalien bei hoher Temperatur verbrennen, übrig bleibt nur ein Häufchen Asche. Preis: 4.040 Euro.

Pro

+ Unabhängigkeit von Entsorgungsstationen
+ Keine unangenehme Entleerung
+ Umweltfreundlich: wasserlos, ohne Zusätze
+ Flexibler Einbau im Fahrzeug möglich
+ Nachrüstung möglich

Contra

– Teuer in der Anschaffung
– Verbraucht wertvolle Gas- und Stromvorräte (etwa 110 Gramm Gas und 2 Ah (12 V) pro Verbrennungszyklus)
– Toilettenbeutel müssen bevorratet werden
– Gewicht: Die Cinderella wiegt mit 20 kg rund das Dreifache einer Chemietoilette

Für Minimalisten geeignet sind tragbare Toiletten wie diese faltbare, die mit Beuteln und Absorberpulver arbeitet.
Foto: Fritz Berger

Tragbare Toiletten

Funktionsweise: Alternative für Campingbus-/Minicamper-Besitzer, die keine fest verbaute Toilette besitzen. Preis: einfachste Modelle ab rund 25 Euro.

Pro

+ Große Auswahl, von der faltbaren Beuteltoilette über die tragbare Chemiekassettentoilette (Porta Potti) bis zur
Trenntoilette zum Selberbauen
+ Platzsparend verstaut (Schrank, Rücksitzbank)

Contra

– kurzes Entleerungsintervall
– Je nach Modell höherer Wasserverbrauch

Infobox

Campingtoiletten-Entsorgungsstationen in Deutschland und Europa

Hier finden Reisende die nächste Entsorgungsstation schnell und einfach. Bordatlas bietet eine umfangreiche Übersicht zu Entsorgungsstationen in Deutschland und Europa. www.bordatlas-entsorgungsstationen.de

Redaktion
Maren Siepmann
Maren Siepmann ist seit August 2014 bei Camping, Cars & Caravans und für die Themen Praxis & Zubehör zuständig.
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