Auf den ersten Blick ist er ein ganz typischer Beduin, allerdings mit weißen Glattblechwänden, den hohen Karosserieanbauten und einer Dachreling. Innen dominiert ein Mix aus hellen Möbeln mit Walnussapplikationen die Einrichtung. Aktuell gibt es den Beduin Avantgarde mit zwei Wohnwelten. Madison heißt die eine und ist mit grob gewirkten Karo-Elementen in den Polstern und orange abgetönten Vorhängen deutlich auffälliger als die Siesta getaufte Version mit Stoffen in verschiedenen Grautönen. Den Paargrundriss im 510er-Aufbau gibt es nur als Beduin Avantgarde, zur neuen Optik kommt die umfangreiche Ausstattung des Modells. Er ist sinnvollerweise mit 1.700 Kilogramm Gesamtmasse zugelassen, denn er hat zwölf Extras an Bord, die zum Teil schon Gewicht mitbringen. Graphitgraue Fenster oder eine Deichselabdeckung in Carbonoptik fallen ebenso wenig ins Gewicht wie verchromte Rangiergriffe. Außenanschlüsse für Strom und TV oder der Citywasseranschluss und ein Duschrost. Alufelgen, ein 70 Liter fassender Frischwassertank, zum Doppelbett umbaubare Einzelbetten und der 142-Liter-Kühlschrank wirken sich dagegen spürbar auf der Waage aus. So ausgestattet kostet der Beduin Avantgarde 510 ER 23.999 Euro.
Außen
Der Flaschenkasten ist zweifach verriegelt, die Klappe öffnet sehr weit und geht dicht an der Wagenfront hoch, was sehr praktisch ist. Die Rangiergriffe sind stabil und sehr angenehm zu greifen. Zwischen Schürzen und Radläufen gibt es nirgends Schmutznester. Die Oberkante der großen Serviceklappe landet beim Öffnen leider auf dem Boden, das wird der Klappe und ihren Scharnieren auf Dauer nicht guttun, da sollte ein Fangband Abhilfe schaffen. Die vorgehängten Fenster sind guter Standard, die Tür punktet mit verbesserter Schließung, Fenster, Müllsammler und Fliegenschutz. TÜV-Ingenieur Roman Heinzle begutachtet den Gaskasten. Ausgesprochen positiv sind im Beduin die Leitungen: Sei es die Wasserversorgung, die Warmluftverteilung oder die Elektrik, da gibt es keine Kritik. Die Therme ist vorn im Bettstaukasten hinter geschützten Ventilen eingebaut. „Die Ablassventile wären aber besser an der Innenwand platziert, vorn mitten im Staukasten sind sie nur schwer erreichbar.“ Der Dreiflammkocher mit Taktfunkenzündung und der große Kühlschrank sind korrekt eingebaut. Die Gasabsperrventile haben ihren Platz oben rechts im hohen Küchenauszug.
Aufbau
Der Grundriss des 510 ER ist praktisch aufgeteilt, „nicht umsonst ist die Kombination einer Rundsitzgruppe mit Bad und Küche auf der Achse und Betten vorn ein Klassiker“, so Wohnwert-Profi Christiane Eckl. Wenn es auch zwischen Bad und Kleiderschrank im 230er-Aufbau etwas eng wird. Die Unterschiede zwischen einzelnen Modellen liegen im Detail. Im 510 ER liegt das Hauptaugenmerk auf Wohnen, nicht auf Küche und Bad. Beide sind gut ausgestattet, nehmen aber möglichst wenig Raum ein. „Immerhin lässt sich die Arbeitsfläche mit einem Aufstellbrett verbreitern, das gibt zum Beispiel einen guten Platz für eine Kaffeemaschine, wenn die Spüle gebraucht wird. Der Dreiflammkocher daneben reicht für Töpfe bis 22 Zentimeter Durchmesser. „Super ist der hohe Kühlschrank im Anschluss mit 142 Liter Fassungsvermögen und großem Frostfach.“ Auch der hohe Auszug neben den drei stabilen Schubladen ist ideal zum Verstauen. Im Bad gegenüber ist die Duscheinrichtung wirklich überflüssig. „Es fehlt nicht nur Platz zum Duschen, die ausziehbare Brause lässt sich nirgends aufhängen oder einstecken. Da wäre ein eben zugängliches Bad ohne Duschtasse deutlich komfortabler“, befindet sie.
Unterwegs
Auf der Straße macht der Beduin Avantgarde 510 ER der serienmäßigen elektronischen Stabilisierung – auch flott gefahren und unbeladen – keine Arbeit, bei 53 Kilogramm Stützlast auch kein Wunder. Richtig beladen läuft er eher noch besser hinter dem Zugwagen. Mit der kompletten Sicherheitsausstattung des Beduin Avantgarde inklusive mechanischer und elektronischer Stabilisierung, Stoßdämpfern und Reifen mit reichlich Tragkraftreserve wäre er auch mit schlechteren Messwerten vom Pendelprüfstand unkritisch zu fahren. Die Konstrukteure haben ihm eine deutlich überdurchschnittliche Deichsel spendiert und deren Länge gleicht das etwas schwächere Gierträgheitsmoment leicht aus. So kommt der 510 ER auf einen guten Fahrdynamik-Kennwert, der immerhin zwei Prozent über dem Klassenschnitt liegt. Damit ist dieser Beduin ein völlig unproblematischer Reisewagen.
Fazit
Der Beduin Avantgarde 510 ER ist ein sehr erfreulicher Ausblick auf das, was für die nächste Saison aus Isny kommen soll. Außen ganz Dethleffs, setzt er innen mit dem Bicolor-Mobiliar spannende Akzente. Der Grundriss bringt alle nötigen Elemente für einen Zweipersonen-Caravan mit – und doch ist der 510 ER ohne Weiteres noch handlich genug, um als perfekter Reisewagen für zwei Personen durchzugehen. Bad und Küche sparen an Platz und Raum, doch die Ausstattung macht vieles wett und geht in dieser Klasse völlig in Ordnung. Das Fazit der Profis lässt Gutes erwarten. Die Einrichtung ist nicht nur sehr elegant, sie ist auch bis auf wenige Details solide konstruiert und ordentlich gebaut. So kann der Dethleffs unter anderem mit perfekter Leitungsverlegung punkten. Auch die komplett mit LED bestückte und recht aufwendige Beleuchtung stärkt in dieser Disziplin das Punktekonto. Das Raumkonzept mit viel Platz und Komfort in der Sitzgruppe und im Schlafabteil sorgt für eine gute Wertung in Sachen Wohnkomfort. Auch reichlich gut nutzbarer Stauraum wirkt sich hier positiv aus. Wenn Dethleffs das Konzept dieses Vorreiters in der Serie umsetzt, sollte mancher Renner dabei herauskommen.
Infobox
Den vollständigen Artikel von Volker Stallmann finden Sie in der CCC-Ausgabe 05/2015.