Der Dethleffs Beduin wurde für die Saison 2016 nicht nur aufgefrischt, er wurde komplett überholt und will in allen Bereichen besser sein. Außen ist der Beduin moderat geändert. Auffällig ist das Heck. Es gibt in der Komfortklasse weiterhin die hohen Aufsatzteile, die neuen Rückleuchten sind aber unter die Rangiergriffe gewandert. Passend zu den markanten Leuchten trägt der Beduin jetzt wieder dreieckige Rückstrahler statt der runden. Ins Auge fällt auch die extrem breite Eingangstür. Innen setzt Dethleffs auf modernes Eiche-Dekor mit cremefarbenen Klappen.
Preislich liegt der Beduin schon im Bereich der Oberklasse. Der knapp acht Meter lange 550 ER im Test kostet serienmäßig 27.499 Euro. Unser Testwagen hat noch einiges mehr an Ausstattung, was einem Wagen seiner Klasse zwar gut zu Gesicht steht, aber so addieren sich die Lackierung auf Glattblech, die großen Dachfenster, die Dusche und noch einige andere Extras auf fast 34.000 Euro.
Karosserie
„Der ist doch so, wie er dasteht, nicht wirklich serienmäßig“, meint Karosseriemeister Rudi Stahl und erfasst sofort, dass das GfK-Dach zwar Serie, aber die eleganten Glattblechwände in Titansilber-Metallic mit den hohen Aufsätzen in LFI-Technik, die Dachreling, die Chromgriffe und die Alufelgen extra kosten.
Lob gibt es vom Karosserieprofi neben der Optik auch für die breite Tür mit integrierter Einstiegstufe: „Eine super Sache, das ist mal echter Komfortgewinn.“
Die Verarbeitung der Beduin-Karosserie ist durchweg gut. Die Wände zeigen nur minimale Unebenheiten und selbst im Deichselkasten und Toilettenschacht ist alles ordentlich abgedichtet. Allenfalls die hohen LFI-Aufsatzteile sollten nicht ohne Schutz auf dem Blech aufliegen. Unter dem Wagen sind alle Durchbrüche gut gegen Feuchtigkeit geschützt, die Radläufe und Schürzen sind ohne Schmutznester. Die Serviceklappe öffnet komplett und kann frei schwingen. Die zweifach verriegelte große Deichselkastenklappe geht etwas schwer auf, einmal hochgeschwenkt bleibt sie aber sicher offen. Die sehr gut erreichbaren Stützkurbeln fallen ihm ebenso positiv auf.
Innen
Im Wohnbereich kann der Beduin auch in Sachen Komfort punkten. Die Ausleuchtung inklusive aufpreispflichtiger Ambientebeleuchtung ist sehr gut und vor allem komplett mit stromsparenden LEDs bestückt. Dazu kommen etliche Steckdosen und selbst einen Citywasseranschluss hat der Testwagen. In der Küche wären aber mehr Steckdosen wünschenswert.
Es dürften bei einem Wagen dieser Größe doch mehr als vier Warmluftauslässe zum Inneren sein. Die Hinterlüftung ist aber perfekt. Die Therme ist gut geschützt im linken Bettstaukasten platziert, die Ablassventile sind mit einem eigenen Rahmen geschützt und gut erreichbar.
Wohnwert
Auch Wohntesterin Christiane Eckl sagt der 550 ER spontan zu: Die Kombination von Rundsitzgruppe und Einzelbetten ist praktisch und im 2,50 Meter breiten Aufbau ist einfach jede Menge Platz. Selbst mit der Front aus Kühlschrank und Bad gegenüber der Tür beeindruckt das Raumgefühl. „Viel vom Raumeindruck geht auf das Konto des Skyroofs mit zwei großen Panoramadachhauben über dem Mittelgang, aber viel wichtiger sind rundum die Verdunklungsrollos aus Plissée.
Küche
Rechts der Tür steht für die Wohntesterin das Schmuckstück im Beduin: „Die Küche des 550 ER ist ein echter Knaller. Ein Vierflammkocher und daneben die große Spüle, das ist schon super.“ Dazu kommt die ausgesprochen praktische Arbeitsplattenverbreiterung vor der Spüle und gegenüber der Küche ein großer Hochkühlschrank, besser kann man eine Caravanküche kaum machen. Unten punktet sie mit drei breiten Auszügen und einem Apothekerauszug rechts. Eine pfiffige Idee ist die Arbeitsplattenvergrößerung, die links unten im Küchenblock untergebracht ist. Hier lässt sie sich aus dem Schrank ziehen, hochklappen und -kippen und vor der Spüle arretieren.
Bad
Das Bad ist groß und praktisch eingerichtet, und „wenn schon eine Duscheinrichtung drin ist, dann wenigstens mit dem Holzrost in der Duschtasse“. Kritik gibt es an den Spiegelschränken im Bad. Die lassen sich nur mühsam öffnen, hier sollten statt der Druckschnäpper Griffe dran.
Schlafen
Im Bug überzeugen die Einzelbetten mit sehr bequemen Matratzen, die eine dicke Watergel-Schicht für die Körperanpassung enthalten. Super bequem, nur das rechte Bett ist mit 1,90 Metern etwas kurz. Dank Rollrost und Zusatzpolster entsteht hier aber mit wenigen Handgriffen schnell ein großes Doppelbett.
Sitzgruppe
Lob erntet zunächst mal der große Einsäulenhubtisch für seinen stabilen und sicheren Stand. Wenig praktisch findet Schreinermeister Oli Pfisterer dagegen die Tischfixierung für unterwegs mit Gurtbändern, die unter dem Tisch eingeklipst werden.
Stauraum und Zuladung
Der große und relativ schwere 550 ER macht sich auf der Straße hinter manchem Zugwagen bei starkem Seitenwind oder Spurrinnen durchaus bemerkbar. Umso interessanter ist der Pendelversuch bei den Chassis-Experten von Al-Ko. Bevor es hier ans Eingemachte geht, muss der Dethleffs auf die Waage. Hier zeigt er nur ein Manko – leer hat dieser Beduin satte 88 Kilogramm Stützlast. Da muss die Beladung sehr gleichmäßig verteilt werden, soll das nicht zu viel werden. Ansonsten ist er mit 716 Kilogramm auf der linken Seite und 768 Kilogramm rechts leer noch akzeptabel austariert. Dieser Wagen erfordert aber beim Beladen einige Umsicht, soviel ist schnell klar.
Mit der maximalen Auflastung auf 2.000 Kilogramm Gesamtmasse hat ein gut ausgestatteter 550 ER immer noch genug Zuladungsreserve, um den reichlich vorhandenen Stauraum auch zu nutzen. Selbst wenn noch Mover und Markise dazukommen, sollte es mit 386 Kilogramm Bruttozuladung so schnell nicht knapp werden. Die Messwerte für diesen Beduin sind deutlich schlechter als der Durchschnitt anderer Wagen seiner Größenklasse. Verglichen mit anderen Zweitonnen-Caravans hingegen steht er besser da als der Durchschnitt. Das liegt daran, dass er mit zwei Tonnen Gesamtgewicht schon ein sehr schwerer Brocken für seine Größe ist. Die meisten Wagen dieser Gewichtsklasse sind größer, deshalb fallen Gierträgheitsmoment GTM und der Fahrdynamikkennwert FDK des Beduins bezogen auf die Größe eher schlechter aus als aufs Gewicht bezogen.
Insgesamt ist er nicht zuletzt mit der kompletten Sicherheitsausstattung aber ein gut fahrbarer Reisecaravan, der allerdings ein schweres Zugfahrzeug will und auf alle Fälle korrekt beladen sein sollte.
Unser Fazit:
Der Beduin ist ein Grenzgänger zwischen Mittel- und Oberklasse. Außen in der zwar typischen Dethleffs-Optik, aber mit silbernem Glattblech, hohen Aufsatzteilen und Dachreling aufgewertet, sieht er schon nach Oberklasse aus. Die Karosserie ist technisch in Ordnung und gut verarbeitet.
Die Sonderausstattung mit zwei großen Hekis samt Baldachin und Spots sorgt natürlich innen für eine ganz besondere Wirkung. Das Mobiliar wird in fast allen Situationen ins rechte Licht gerückt. Es gefällt mit klaren Linien und edler Bicolor-Optik. Solide Beschläge und gute Verarbeitung bringen auch beim Schreiner Punkte.
Der Grundriss ist mit Einzelbetten, die sich zum Doppelbett umbauen lassen, für Paare bewährt und flexibel. Details wie der Sitztruhen-Auszug am Einstieg und die Küchenverbreiterung finden die Tester regelrecht genial. Die technische Ausstattung ist mit etlichen Extras ansehnlich und die Technik ist weitgehend korrekt verbaut.
Im breiten Aufbau ist das Platzangebot schon luxuriös zu nennen. Wirklich reisetauglich ist ein 2,50 Meter breiter Caravan freilich nur noch bedingt. Trotzdem ist der 550 ER für ausreichend dimensionierte Zugwagen fahrdynamisch kein Problem, wenn er richtig beladen ist.
Am Ende ist es der Preis, der den Beduin 550 ER in Richtung Oberklasse tendieren lässt. Mit der guten, aber noch nicht komplett reisefertigen Ausstattung kostet der Testwagen 33.940 Euro. Die ist er allerdings auch wert, wenn alle Argumente der Profis zusammengefasst werden.
Infobox
Den vollständigen Profitest von Volker Stallmann inkl. aller technischen Daten, Übersicht aktueller Konkurrenten und Ladetipps finden Sie in Camping, Cars & Caravans-Ausgabe 12/15 oder als PDF-Version zum Download in unserem Shop.