Eigentlich ohne echtes Kaufinteresse schauen wir uns alljährlich die neuen Caravans auf der Frühjahrsmesse CMT an. Dieses Jahr kamen wir mit einigen Händlern ins Gespräch und bekamen stattliche Summen für unseren Bürstner Averso Plus 520 TL, Modell 2019, geboten. Beim Blick auf den aktuellen Listen-Neupreis wundert es einen nicht, dass der Gebrauchtmarkt derzeit boomt. Wir zahlten damals knapp 27.000 Euro für einen sehr gut ausgestattet IC-Line. Nun kostet er in der Basis 30.360 ab Werk. Mit uns kamen sie da allerdings nicht ins Geschäft, nicht zuletzt, weil wir immer noch sehr zufrieden sind mit unserer Wahl. Dennoch war dies der Anlass, die Kaufentscheidung von damals zu hinterfragen.
Viele Jahre lang haben wir für CCC verschiedene Familien-Grundrisse auf Herz und Nieren geprüft. Besonders wichtig waren uns immer feste Betten für alle vier Familienmitglieder, keinesfalls wollten wir vor dem Schlafengehen erst die Sitzecke umbauen müssen. Die zweite wichtige Sache war eine gemütliche Sitzgelegenheit, wo man auch mal die Beine hochlegen oder bei kaltem Regen einen Spieleabend durchziehen kann.
Unser letzter Wohntest war dann ein Modell von Bürstner mit Hubbett, was uns total begeisterte. Noch nie hatten wir bei 2,32 Breite so viel Wohnraum zur Verfügung. Die große Rundsitzgruppe war bequem und bot ausreichend Platz. Die Erwachsenen nächtigten auf dem Hubbett. Wir mussten zwar die schmale Leiter erklimmen, das fiel uns aber nicht schwer. Die Kopffreiheit war enorm und man fühlte sich nicht eingeengt. Die große Stehhöhe von 2,08m im Caravan ermöglicht dies. Tagsüber schwebte das Bett oben und verschwendete keinen Platz. Unser erster eigener Caravan sollte uns aber auch einige Jahre erhalten bleiben.
Zwei Dinge funktionieren unserer Erfahrung nach prima mit jüngeren Kindern, haben aber quasi ein „Ablaufdatum“. Zunächst wird die seitliche Dinette zu eng für vier Personen und die Begeisterung der Kinder für Stockbetten lässt auch zunehmend nach. Da entdeckten wir das Modell TL, das zusätzlich zum Hubbett zwei Einzelbetten mit Ausziehrost bietet.
Die Bezeichnung „Rentner-Schnitt“ passt dabei genau zu unseren Überlegungen für die Zukunft. Wir denken zwar noch nicht direkt an Enkelkinder oder unsere Rente, aber zumindest in diese Richtung. Irgendwann kämen die Kinder nicht mehr mit, dann bliebe das Hubbett einfach als Reservebett oben und wir würden die Einzelbetten mit oder ohne Rollrost nutzen. Wir werden ja auch nicht jünger und die nächtlichen Toilettengänge voraussichtlich eher häufiger.
Ende 2019, kurz bevor die Corona-Pandemie die Welt auf den Kopf stellte, bestellten wir also unseren ersten eigenen Caravan. Bei der Fachhandelskette InterCaravaning gab es gerade unseren Wunsch-Grundriss als Sondermodell, das bereits fast alle in Betracht gezogenen Sonderausstattungen enthielt und mit einem erheblichen Sparvorteil aufwartete. Autarkie-Paket, Gas- und Kombisteckdose, Bigfoot, Auflastung auf 1.800 kg, Dachfenster statt -haube, eine zusätzliche Serviceklappe und das IC-Design waren beinhaltet. Lediglich auf das Schiebefenster am Küchenblock mussten wir verzichten. Ein Mover und ein Deichselträger für drei Räder komplettierte unsere Bestellung.
Lockdown und Reisewarnungen erschwerten uns die erste Zeit, aber seither begleitet er uns treu auf unseren Reisen in Deutschland, Italien und Frankreich. Nach wie vor sind wir begeistert vom Raumangebot und den komfortablen Schlafplätzen. Auch nach vier Jahren gibt es keine technischen Mängel am Hubbett zu verzeichnen. Inzwischen wurde es allerdings etwas überarbeitet und ist wesentlich leichtgängiger geworden. Speziell morgens ist es bei uns Männersache, das Bett ganz nach oben zu schieben.
Unsere Mädchen nächtigen in den Einzelbetten ohne Rollrost. Jede hat sich links und rechts ihren Bereich „eingerichtet“, keine hat das Bedürfnis im Zelt zu nächtigen. Auch was den Stauraum betrifft sind wir sehr zufrieden. Unter den Sitzbänken finden zahlreiche Alltagsgegenstände Platz. Sie sind im Unterschied zu vielen anderen Modellen auch sehr leicht zugänglich, da die Holzabdeckung im Polster integriert ist. Einmal wurde sogar dieser Bereich noch als Schlafstätte genutzt, als unsere Töchter von zwei Freundinnen zum Campingausflug begleitet wurden. Schlafen zu sechst ist also durchaus auch möglich.
Das sperrige Campingzubehör, wie Tisch, Stühle und Material für Markise können unter den Einzelbetten verstaut werden. Hier kommt wieder die große Raumhöhe zu tragen. Die Einzelbetten sind nämlich erhöht und bieten dadurch enormen Stauraum. Hier ist besonders die Durchlade- möglichkeit unter dem Podest zwischen den Einzelbetten hervorzuheben, die es ermöglicht auch lange Gegenstände zu transportieren. Um den Stauraum vollumfänglich nutzen zu können, empfiehlt sich allerdings unbedingt eine Auflastung, denn die serienmäßige Zuladung von 230 kg ist für eine vierköpfige Familie etwas knapp.
Im Küchenbereich fehlt es etwas an Ablagemöglichkeiten, sobald die beiden Abdeckungen geöffnet sind. Zwei Dinge am Mobiliar erwiesen sich schnell als mangelhaft. Sie sind inzwischen anders gestaltet, woraus ich den Schluss ziehe, dass wir nicht die einzigen waren, die damit Probleme hatten. Die Klappen der Oberschränke in der Küche sind zweigeteilt. Die unteren öffnen sich trotz Nachbesserung beim Händler grundsätzlich während der Fahrt. Die großen Schubladen unten im Küchenblock mussten auch schon mehrmals repariert werden. Hier schließe ich allerdings nicht aus, dass sie etwas zu voll beladen werden. Die Griffleisten über die ganze Länge der Schubladen sind hochglanzbeschichtet, was leider bereits nach kurzer Zeit unschön abblätterte.
Das Bad ist leider recht eng, zwischen Toilette und Waschbecken gibt es kaum Stehfläche. Selbst als schlanker Mensch ist es unvorstellbar, dort zu duschen, weshalb wir die Option eines Duschpakets als absurd erachteten. Leider gibt es keine Steckdose, was wir hier schmerzlich vermissen.
Mit dem Aufbau des Averso gibt es keinerlei Probleme. Bug, Heck und Dach sind aus GfK, die Seitenwände aus Alu Hammerschlag. Die jährliche Dichtigkeitsprüfung ergab bis jetzt keinerlei Mängel. Das Interieur hat mich persönlich noch nie so richtig begeistert, allerdings auch bei zahlreichen anderen Herstellern nicht. Schon alleine diese Schiebevorhänge mit angedeuteten Schals in zum Teil schrecklichen bunten Mustern sind meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Und doch gibt es 2024 kaum etwas anderes zu sehen auf der CMT. Wenigstens sind sie im Bürstner uni gehalten. Irgendwann muss da mal eine Umgestaltung her.
Die Oberschränke in Hochglanz hätte es für mich auch nicht gebraucht, aber die Kombination aus dunklem Holzdekor mit beige ist zeitlos und immer noch hübsch anzuschauen. Aber die Geschmäcker sind da sicher unterschiedlich. Alles in allem bereuen wir unsere Kaufentscheidung überhaupt nicht. In den nächsten Jahren werden wir wohl weiterhin die neuen Modelle begutachten, aber trotzdem bei unserem Hubbett-Caravan bleiben. Denn alles Gute kommt bekanntlich ja von oben.
Infobox
Technische Infos Bürstner Averso Plus 520 TL
- Baujahr: 2019
- Länge: 752 cm
- Aufbau: 629 cm
- Breite: 232 cm
- Höhe: 271 cm
- Stehhöhe: 208 cm
- Umlaufmaß: 988 cm
- Gesamtgewicht: 1.800 kg
- Masse fahrfertig: 1.450 kg
- Zuladung: 350 kg
- Einzelbett: 198 bzw. 188 x 86 cm
- Hubbett: 200 x 144 cm
- Sitzgruppe 212 x 170/160 cm
- Wasser: 44 l/15 l
- Neupreis 2019: 27.000 Euro
- Gebrauchtpreis: ab 23.500 Euro
- Ausstattung ab Werk: Hammerschlagblech im IC-Design, Antischlingerkupplung, Fliegenschutztür, 2 Außenstauklappen, Dachfenster, 3-Flammen-Herd, Spülbecken, Kühlschrank 142 l, Thetford-Toilette, Waschbecken, Spiegel, Warmwassertherme, Umluftheizung, Autark-Paket, Gas- und Kombisteckdose,
- Zubehör: Rangierhilfe Truma, Mover SX, Deichselfahrradträger, WIGO Rolli Plus Ambiente Spezial