> Camping Emilia Romagna

Land im Gegensatz

26.04.2017
Bild & Text: Gabi Beautemps

Die Emilia Romagna steht für buntes Strandleben, sie hat aber auch ihre ruhigen Ecken. CCC besuchte sieben Campingplätze zwischen Lido delle Nazioni und Rimini – die drei besten Übernachtungsplätze stellen wir vor.

Rimini, Riccione und Marina di Ravenna – die Adriaküste der Emilia Romagna wird gerne auf das Klischee des Teutonengrills reduziert. Dabei bemühen sich die Profis aus der Touristikbranche redlich, den Urlaubern die Vielfalt der Region schmackhaft zu machen. Was ihnen bei den deutschen Gästen ganz gut gelingt – besser als bei den eigenen Landsleuten, wie Lidia vom Tourismusbüro versichert: „Die Italiener bleiben lieber am Lido.“ Eine Mentalitätsfrage? Oder nehmen die italienischen Urlauber die Stärken ihrer Heimat gar nicht mehr wahr? Denn in den meisten Dörfern der Emilia Romagna findet man zuverlässig einen reizvollen Platz mit Kirche und Café, etwa im Marecchia-Tal vor den Toren Riminis.

Die Anziehungskraft eines Liegestuhls mit Blick aufs Meer ist zwar unwiderstehlich, aber auf Dauer wird’s dann doch ein bisschen langweilig. Das Schöne: Adria und Apennin liegen nahe beieinander – sogar, wenn man die Landesgrenze überschreitet und Badefreuden in Rimini mit ein paar Tagen auf dem empfehlenswerten Camping in San Marino kombiniert. Der drittkleinste Staat Europas – nach Vatikanstadt und Monaco – liegt nur eine halbe Autostunde vom (ehemaligen) Teutonengrill entfernt. Wir haben uns an der Küste zwischen Lido delle Nazioni und Rimini umgeschaut – natürlich auch im Hinterland.

Lido delle Nazioni liegt nördlich von Ravenna und hat den wohl luxuriösesten Platz an der Küste der Emilia Romagna: den Tahiti Camping Park. Hier ist alles auf dem neuesten Stand, im Gegensatz zu manch anderem Platz an der Küste, den wir im Laufe unserer Tour sehen. Das Meer zum Baden ist hier beinahe überflüssig, es gibt drei Schwimmbäder, zum Teil aufwendig gestaltet mit Lagunen, Felsen und Wasserfällen, und ein Thermalbad, aber auch einen weitläufigen Privatstrand, der rund 800 Meter entfernt liegt.

Lido delle Nazioni ist ein typischer Badeort ohne große Sehenswürdigkeiten. Immerhin steht hier die berühmte Garibaldi-Hütte.

Campingplatz-Info: Tahiti Camping, Viale Libia 133, I-44020 Lido delle Nazioni, www.campingtahiti.com. Öffnungszeiten: 12.5. bis 18.9. 350 Standplätze auf Rasen und Sandboden. Der Platz hat eine Therme sowie ein umfassendes Sport- und Wellnessangebot. Für die Kleinen gibt es in der Saison einen Miniclub, auch die Erwachsenen können sich bespaßen lassen. Supermarkt, zwei Restaurants, Hunde erlaubt. Gebühr: 61 Euro für einen Standplatz mit 2 Erwachsenen und 1 Kind.

Rund um Ravenna

Ravenna hat natürlich einiges mehr an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die historische Altstadt mit den antiken Mosaiken in verschiedenen Kirchen befindet sich ein Stück landeinwärts.

Die Glücklichen, die dort leben, fahren nach Feierabend noch schnell in die Badeorte Marina di Ravenna und Punta Marina, beide rund zehn Kilometer entfernt. Umgekehrt können Urlauber, die ihre Zelte am Meer, etwa auf Camping Rivaverde Marina di Ravenna, aufgeschlagen haben, schnell Stadtluft schnuppern.

Cervia

Cervia ist einer der schönsten Orte an der Küste, reich geworden durch das Salz, das in den Salinen gewonnen wurde. Davon zeugt die historische Altstadt mit Dom, Rathaus, Stadttheater und dem San-Michele-Turm. Heute sind die Salinen zu einem Naturschutzgebiet umgewandelt worden. Man kann dort wandern, mit dem Rad oder Boot fahren und dabei die faszinierende Landschaft und Vogelwelt genießen.

Cesenatico

Das Allround-Genie Leonardo da Vinci hat vor 500 Jahren den Hafen von Cesenatico angelegt. Am Hafenkanal kann man heute herrlich bummeln, sich eines der Straßencafés aussuchen und die (nachgebauten) historischen Barken mit den bunten Segeln bewundern. Oder man unternimmt einen langen Strandspaziergang barfuß durch den feinen Sand. Wer einige Tage am Strand gefaulenzt hat, unternimmt einen Ausflug zum Ridracoli-See in der Nähe von Biserno, wandert dort im Foresta della Lama und gönnt sich anschließend eine köstliche Pasta mit Trüffeln, zum Beispiel in der Trattoria „La Vera Romagna“ im Bergdorf Santa Sofia.

Hafen von Cesenatico

Rund um Rimini

Ähnlich sieht es in Rimini aus. Die Altstadt dort (ja, die gibt es tatsächlich) ist sehenswert: die Prachtstraße Corso d’Augusto, die 2.000 Jahre alte Tiberiusbrücke, der Augustusbogen, der älteste noch erhaltene Triumphbogen des antiken Roms, die Piazza Cavour mit den Palazzi aus dem 11. und dem 16. Jahrhundert. Für Camper sieht es nicht so rosig aus, Camping Maximum Miramare müsste dringend renoviert werden.

Eine echte Alternative für diejenigen, die auf das Meer direkt vor der Caravan-Tür verzichten können, ist Camping Perticara in Novafeltria. Der Campingplatz liegt auf rund 600 Meter Höhe zwischen Apennin und Adriaküste. Das hübsche Bergdorf Perticara gehört bereits zur Region Marken. Hier gibt es einige nette Restaurants, die regionale Speisen anbieten. Oder man setzt sich in eine der Bars, wenn man mal einen Tapetenwechsel wünscht.

Ansonsten kann man auf dem Campingplatz stundenlang die großartige Aussicht genießen. Dabei sind es zwei Leute aus dem Flachland, die den Platz 1999 eröffnet haben: die Holländer Bert und Nel Eigenbrood. Camping Perticara ist ein idealer Platz für diejenigen, die Ruhe suchen. Zum Baden gibt es den großen, beheizten Pool in Panoramalage. In der hügeligen Landschaft kann man wunderbar wandern und Mountainbike fahren. Und die Fahrt nach Rimini dauert 45 Minuten mit dem Auto.

Campinglatz-Info: Camping Perticara, Via Serra Masini 10/d, I-47863 Novafeltria. Öffnungszeiten: 12.5. bis 20.9. 80 Plätze auf Rasen. Die Aussicht ist von jedem Standplatz umwerfend. Erstklassig gepflegter Platz, wie man ihn in Rimini vergeblich sucht. Zum Baden gibt es den beheizten Pool in Panoramalage. Dank der Höhe weht hier immer eine kühle Brise. Kleiner Laden. Hunde erlaubt. Gebühr: 50 Euro für einen Standplatz mit 2 Erwachsenen und 1 Kind.

San Marino

Nur eine halbe Stunde braucht man vom Centro Vacanze San Marino ans Meer bei Rimini. Der ganzjährig geöffnete Campingplatz liegt ruhig, ein Stück unterhalb der historischen Altstadt. Er eignet sich bestens für diejenigen, die ein wenig Abstand zum Rummel an den Adria-Stränden suchen.

Und natürlich ist die historische Altstadt von San Marino einen Besuch wert. Die Hauptstadt der Republik ist 750 Meter über dem Meeresspiegel an den Hängen des Monte Titano erbaut, das historische Zentrum von befestigten Mauern umgeben. Man sollte die Altstadt am besten frühmorgens oder abends besuchen, wenn die großen Reisebusse wieder abgefahren sind. Dann erschließt sich der Charme der kleinen Gassen, die sich den Berg hinauf zu den drei mittelalterlichen Türmen schlängeln. Von dort oben hat man einen überwältigenden Blick über das Land bis ans Meer.

Auf dem Campingplatz lassen sich gut ein paar erholsame Tage verbringen. Er bietet ein schönes Schwimmbad, in dem es in der Saison mit morgendlicher Wassergymnastik losgeht. Direkt vor dem Eingang liegt die Haltestelle für den Bus, der in die historische Altstadt fährt – oder auch in rund einer halben Stunde hinunter nach Rimini.

Campinglatz-Info: Centro Vacanze San Marino, Strada San Michele 50, SM-47893 Cailungo. Öffnungszeiten: 1.1. bis 31.12. 200 Plätze auf Rasen und Kies. Der einzige Campingplatz von San Marino bietet sich an, wenn man die historische Altstadt von San Marino in Ruhe besichtigen will. Nämlich dann, wenn die großen Touristenströme noch nicht da sind. Pool am Platz, Hunde erlaubt. Der Platz liegt in einem ehemaligen Olivenhain. Gebühr: 48 Euro.

Infobox

Noch mehr Campingplätze an der Emilia Romagna sowie Ausflugstipps gibt’s in der März-Ausgabe von Camping, Cars & Caravans.

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