> Wintercamping: Experteninterview mit Geschäftsführer Claus Winneknecht, dwt-Zelte

dwt: Alle Basics für „Schneeferien“ mit Vorzelt

06.11.2025
Text: Camping, Cars & Caravans | Bild: dwt

Wintercamping wird immer beliebter. Keine notorisch überfüllten Campingplätze, sondern Genuss pur auf der Reise durch schneeüberzuckerte Landschaften. Wenn du dabei ein Vorzelt nutzen willst, solltest du aber einige Dinge beachten.

Darüber haben wir mit einem richtigen Zeltprofi gesprochen: Claus Winneknecht, Geschäftsführer dwt-Zelte.

In der Campingwelt ist das Unternehmen mit Sitz in der Oberlausitz eine weithin bekannte und renommierte Marke. Unter dem Claim „Qualitätszelte von dwt-Zelte. Denn es ist Ihr Zuhause für unterwegs“ produzieren und vertreiben die Experten Wohnwagenvorzelte für Caravans, Markisenzelte für Caravans, Ganz- und Teilzelte, Campingzelte, Sonnenvordächer und Luftzelte.

Als Dieter Winneknecht Textil GmbH (dwt) und als Vertriebsgesellschaft für Steilwand- und Hauszelte 1986 gegründet, blickt das Unternehmen auf bald vier Jahrzehnte Erfahrung und jährlich knapp 150.000 Meter an verarbeiteten Reißverschlüssen für Zelte zurück. Der Erfolg an deutscher Produktionsstätte gründet nicht zuletzt auf einem Qualitätsmanagement mit hohen Maßstäben, fachlich kompetenten Mitarbeitern und der Integration von externen Prüfinstituten, die den gesamten Produktionsprozess zertifizieren.

CampKompass: Welche Vorzelte eignen sich für Caravaner im Winter?

Claus Winneknecht: Lassen Sie mich zunächst den Begriff ‚Wintercamping‘ definieren. Als Zelthersteller verstehen wir darunter ‚Schneeferien‘. Camping hat zu dieser Jahreszeit aus unserem Blickwinkel also immer mit Schnee zu tun.

CampKompass: Gut, wir sparen milde oder „schmutzige“ Winter also aus…

Winneknecht: …genau. Deshalb sprechen wir auch ausdrücklich von ‚Winterzelten‘. Ein Winterzelt muss bei Schneelasten bestehen und seine Stabilität bewahren. Die Dachfläche des Zeltes sollte deshalb so klein wie möglich sein. Das erreichen wir zum ersten über die Zeltbreite und zum zweiten über eine geringere Tiefe des Zeltes, da wir damit Einfluss auf die Dachschräge nehmen. Der Schnee soll ja möglichst gut abrutschen, deshalb wählen wir eine geringere Tiefe zugunsten einer höheren Dachschräge. In aller Regel ist ein Wohnwagen an der Kederschiene, in die das Zelt eingezogen wird, 2,40 – 2,45 Meter hoch, und die Höhe eines Winterzelts beträgt in der Vorderwand etwa 1,80 bis 1,85 Meter. Auf der sich daraus ergebenden Differenz von rund 60 Zentimetern rutscht der Schnee gut ab.

Wichtig dabei ist aber auch, dass der Camper das Zeltgestänge richtig ausspannt und die Zelthaut gut abspannt. Darauf mache ich aufmerksam, weil wir leider immer wieder Camper sehen, die sich für den Aufbau ihres Zelts nur eine Viertelstunde Zeit lassen, da sie sich beispielsweise nach ihrer Ankunft in den Bergen möglichst rasch auf die Skipiste schwingen wollen. Wir empfehlen jedoch, in den Aufbau eines Winterzelts ein bisschen Zeit zu investieren, um das Zelt wirklich wetterfest zu errichten. Anzuraten ist Wintercampern daher auch, das Zelt vor dem ersten Start in den Schnee erst einmal probeweise zu Hause aufzubauen. Das schafft Sicherheit und Routine und spart Zeit am Ankunftsort.

CampKompass: Mit welcher Zeit kalkulieren Sie selbst für den korrekten Aufbau eines Winterzelts?

Winneknecht: Wir bauen ein Winterzelt in 30 bis 45 Minuten auf.

CampKompass: Aus welchen Materialien fertigen sie Winterzelte?

Winneknecht: Die absolut entscheidende Grundlage für winterfestes Material ist ein beidseitig PVC-beschichtetes Polyestergewebe. Dazu gibt es aus unserer Sicht keine Alternative. Umgangssprachlich ausgedrückt handelt es sich bei diesem Material um eine leichte LKW-Plane, deren Beschichtung verhindert, dass Feuchtigkeit ins Gewebe einziehen kann. Die Beschichtung schützt also das Gewebe, das die Stabilität bringt. Die PVC-Beschichtung ist absolut wasserdicht und es dringt keine Feuchtigkeit ein. Das Polyester-Trägergewebe wird gewebt, in einem zweiten Arbeitsgang in Bädern beschichtet und letztlich glattgestrichen.

CampKompass: Gibt es keine Winterzelte mit einer anderen Materialbeschaffenheit?

Winneknecht: Noch einmal – aus unserer Sicht und aus unserer Erfahrung gibt es für Winterzelte keine Alternative zu einem beidseitig PVC-beschichteten Polystergewebe. Es gibt Wettbewerber, die auch andere Materialien als wintertauglich anbieten, was wir allerdings als nicht ehrlich und fair empfinden.

 

CampKompass: Sind Luftzelte fürs Wintercamping geeignet?

Winneknecht: Nein, Luftzelte eignen sich keinesfalls für den Winter, da gerade zu dieser Jahreszeit starke Temperaturschwankungen im Zelt auftreten. Tagsüber in der Sonne erwärmt sich das Zelt, die Luft dehnt sich aus. In der Nacht dagegen kommt es zu einer starken Abkühlung der Luft, die sich wieder zusammenzieht. In der Folge verlieren die Schläuche an Druck – auf Kosten der Stabilität des Zeltes. Darüber hinaus verträgt sich die Konstruktion eines Luftschlauch-Gebildes nicht gut mit einem relativ schweren PVC-Material. Deshalb: Auch wenn es aktuell einen Run auf Luftzelte gibt und Wettbewerber argumentieren, dass sich ein Luftzelt nach dem Abrutschen der Schneelast wieder aufrichtet, raten wir davon ab. Denn wenn Schnee auf das Zelt fällt und liegenbleibt, wird die unterste Schicht des Schnees zu Eis, und dessen Brechkante kann messerscharf sein und das Material des Luftzelts beschädigen. Unser Fazit lautet deshalb: Luftzelte sind Reisezelte für kurze Standzeiten. Punkt

CampKompass: Welche Faktoren müssen neben der Größe eines Winterzelts, seiner Materialbeschaffenheit und der korrekten Aufstellung noch berücksichtigt werden?

Winneknecht: Wenn wir das Zelt errichtet haben, geht es um die richtige Abdichtung der Seitenwände am Fahrzeug. Ich muss ja versuchen, besonders die Seiten, an denen die Zelt- auf die Fahrzeugwand stößt, dicht zu bekommen, damit der Wind nicht reinpfeift oder Feuchtigkeit eindringt. Ein Winterzelt sollte deshalb immer Schaumstoffwülste haben, mit denen die Unebenheiten einer Fahrzeugwand (Profilleisten) abgedichtet werden können. Darüber hinaus sollte ein Winterzelt in jeder Seitenwand eine Tür haben, da man nie weiß, woher der Wind bläst oder der Schnee weht. Deshalb sollte man jeweils eine windabgelegene Ein- und Ausgangsmöglichkeit haben. Außerdem kann so tagsüber gelüftet und eine Querventilation hergestellt werden.

CampKompass: Was ist mit dem Zeltboden? Wie sollte der beschaffen sein?

Winneknecht: Der Zeltboden ist auch ein wichtiges Thema, nicht nur für das Wintercamping. Da es innerhalb des Zeltes immer ein paar Grad wärmer als draußen ist, entzieht es dem Erdreich die Feuchtigkeit. Diese kondensiert an den Wärmebrücken wie dem Dach und dem Gestänge. Deshalb muss der Bodenabdichtung – wie gesagt, nicht nur im Winter – immer besonderes Augenmerk gewidmet werden. Da ein Vorzelt keinen Zeltboden hat, der infolge differierender Maße der Fahrzeuge nicht eingearbeitet werden kann, empfehlen wir unseren Kunden, jeweils eine leichte und billige Bauplane als Dampfsperre mitzunehmen. Dann kann vom Erdboden keine Feuchtigkeit aufsteigen.

CampKompass: Wie können Vorzelte beheizt werden?

Winneknecht: Bevor ich an eine eventuelle Beheizung meines Vorzelts denke, sollte ich die Fahrzeugwand prüfen, an der das Vorzelt aufgestellt wird. Häufig gibt es dort Heizungsauslässe, da es viele wintertaugliche Wohnwagen gibt. Denken Sie an Alde-Heizungssysteme, die möglicherweise genau an der Fahrzeugwand, an der ich mein Vorzelt aufstellen will, einen Heizungsauslass haben. Wenn das der Fall ist – Finger weg und einen anderen Bereich an der Fahrzeugwand suchen! Denn aus dem Heizungsauslass treten Gase aus, die sich im Vorzelt sammeln können.

Da ich kein Heizungsfachmann bin, müssen Sie über die Frage einer möglichen Beheizung mit entsprechenden Experten sprechen. Dabei sollten wir jedoch grundsätzlich berücksichtigen, dass sich aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen dem Zeltinneren und dem Außenbereich Kondenswasser bildet. Je geringer der Temperaturunterschied ist, desto weniger Kondenswasser bildet sich im Zelt. Deshalb ist ein Winterzelt weniger ein Wohn- denn ein Funktionsbereich. Es ist eine Temperaturschleuse, die vorrangig dazu dient, dass wir beim Verlassen des Caravans nicht gleich im Wetter stehen, oder nach der Rückkehr von einer Skitour die Bretter und den Rucksack in eine schneegeschützte Ecke stellen können. Außerdem können wir auf der Grundfläche eines Winterzelts von 1,50 mal 2 oder 2,50 Metern ohnehin nicht vernünftig darin sitzen.

CampKompass: Last but not least – Wie sieht es mit Winterzelten für Reisemobile aus?

Winneknecht: Beim Caravan führen wir den Vorzelt-Einzugskeder des Winterzelts ja in die Wohnwagen-Keder-Schiene ein. Bei einem Reisemobil gibt es maximal eine Kedernut im Ausfallprofil der festmontierten Markise, die als Kederschiene genutzt werden kann. Das Profil aber kann nicht mit dem Gewicht eines gewöhnlichen Wohnwagenvorzelts belastet werden. Deshalb entscheiden sich Reisemobilisten tendenziell eher für ein Luftzelt. Und da ein Luftzelt für den Winter, wie beschrieben, ungeeignet ist, bleibt eigentlich nur die Alternative eines einzelnen freistehenden Zeltes mit Vierbeingestänge. Das entspricht ja auch dem mobilen Gedanken, denn das Zelt kann stehen gelassen oder abgebaut werden, wenn der Camper beispielsweise zu einer Tour aufbricht.

CampKompass: Herr Winneknecht, wir sagen vielen Dank für Ihre ausführlichen Informationen!

Unser Fazit für dich: Diese 5 folgenden Grundregeln solltest du bei „Schneeferien“ mit Vorzelt beachten.

  • Dein Winterzelt sollte zwei Eingänge haben, die du je nach Wetterlage nutzen kannst. So kannst du Wintersturm und Schnee draußen lassen, indem du den geschützten Eingang benutzt. Darüber hinaus sorgt der Stalltüreffekt für gute Querbelüftung, um Kondenswasser zu vermeiden.
  • Alle Reißverschlüsse sollten über Reißverschluss-Abdeckungen verfügen, so dass die Reißverschlüsse auch bei frostigen Temperaturen funktionsfähig bleiben.
  • dwt-Winterzelte haben keinen Dachüberstand. So kann der Schnee problemlos abrutschen.
  • Optional kannst du dein Winterzelt mit einem Innenhimmel ausstatten, um die Kondenswasserbildung im Innenraum weiter zu minimieren.
  • Ein volumenreicher Schaumstoffwulst sorgt in Verbindung mit einer speziell abgewinkelten Andruckstange für eine bessere Abdichtung des Winterzelts an der Fahrzeugwand.

Interview Roman Leuthner und Heike Gorski

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