Wenn ein Caravan mit der identischen Nutzfläche 20 Prozent und mehr leichter werden kann, wäre das ein Gewinn für die Umwelt, die Nachhaltigkeit und den Geldbeutel – zumindest was die Betriebskosten betrifft. Aber es würde auch Familien näher an den Wunschcaravan mit dem normalen Führerschein bringen. Die beiden Produktmanager Jürgen Thaler und Rolf Schmidt von Knaus haben sich diesem Szenario angenommen und wollen bis zum Caravan Salon eine ganz neue Baureihe für Knaus auf die Räder stellen, die genau diese Vorgaben erfüllen soll.
Um dies zu erreichen, verwenden die beiden einige Kunstgriffe, die eine Mehrfachnutzung des Raumes ermöglichen. Dies beginnt mit einem Klappbett, das je nach Grundriss in Bug oder Heck platziert sein kann und sich bei Bedarf über die Sitzgruppe legt. Knaus Tabbert übt sich hier schon beim Tabbert Pantiga und hat gute Erfahrungen gesammelt, die nun auch in der neuen Baureihe einfließen sollen.
Im Gegensatz zum Tabbert soll Knaus aber noch von seiner Foldexpand-Technik profitieren, die durch Verformung der Stirnseiten mehr Stauraum hinter dem Bett bringen soll. „Hier landen dann Bettzeug und zusätzliche oder nicht benötigte Polster“, erklärt Thaler. Auch eventuelle Kinderbetten klappen aus der Wand oder werden aus Polsterelementen gebaut.
Die Nasszelle erhält eine ausfaltbare Dusche, die echt pfiffig gemacht ist und das Potenzial für alle Knaus-Grundrisse mit dem nötigen Platz hätte. Sitztruhen werden schiebbar und dienen dann den verschiedensten Anforderungen bis hin zu mehr Freiraum für den Transport von Rädern.
Aber auch Altbekanntes soll angeboten werden, wie zum Beispiel ein Kinderbett, das aus dem Oberschrank klappt. „Gewicht gespart wird also nicht durch Weglassen, sondern durch Mehrfachnutzung“, erklärt Thaler. Wobei dies nicht ganz stimmt, denn ganz zeitgemäß werden die Karosserien nicht nur kürzer, sondern auch schmaler, was im Inneren aber gar nicht auffällt, was ein erstes Funktionsmodell im Maßstab eins zu eins schon untermauert. Hier können auch erste Designeindrücke gesammelt werden.
Noch ist nichts entschieden, aber es soll ein Möbel-Mix aus weiß, grau und warmem Holz werden. Weiß werden die Oberschränke, holzig die Möbel und grau die Arbeitsflächen. Schwarze Beschläge sollen alles kontrastieren. Ein schickes Element sind auch die Lamellenwände an Bug und Heck, was aber dem Leichtbaugedanken ein wenig widerspricht. Für einige Ideen melden die beiden Patentschutz an, auf dessen Richtigkeit aber noch gewartet wird.
Auch hier hat Tabbert vor vielen Jahren schon gute Erfahrungen gesammelt. Die direkte Kopie der Mitbewerber war zwar nur etwas eingeschränkt, aber die Werbewirksamkeit beim Endkunden war immens. Darauf setzen die Macher bei Knaus auch bei der neuen Baureihe, denn das Rad wird nicht neu erfunden, aber neu hergerichtet – teilweise sogar mit alten Mitteln. Bislang sind drei Grundrisse geplant. Ein 500 GD soll einem Familiencaravan wie dem 580 QS entsprechen – was der nebenstehende Flächenvergleich unter Beweis stellen soll. Ein 340 QD bietet Platz wie ein 500 EU, was durch den bekannten PEP Pantiga von Tabbert schon realisiert wurde. „Durch eingespartes Gewicht und geringeren Luftwiderstand können auch kleinere Zugwagen Caravans mit tollem Raumangebot ziehen“, ist sich Schmidt sicher.
Alle Technikteile sollen aber den üblichen Standards entsprechen und modernen Ansprüchen genügen. Besonderes Augenmerk wurde auf ein neues Rücklicht im bekannten Cat-eye-Design gelegt, welches aber sicherlich allen Caravans zugutekommt. „Die Kosten und Zeit für die Entwicklung sind immens“, so Thaler, und da muss Menge generiert werden. Verzichtet wird in der neuen Baureihe auf die Gasanlage und es soll mit Strom geheizt, gekühlt und gekocht werden. „Wenn ein modernes E-Auto mit bidirektionalem Laden als Zugwagen zur Verfügung steht, gibt es Energie im Überfluss“, so Thaler. Stellt sich ihm nur die Frage: „Kochen oder Reichweite?“
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Kommentar Raymond Eckl, Chefredakteur der Camping, Cars & Caravans
Darauf habe ich längst gewartet. Seit Jahren frage ich mich, warum kein Hersteller die pfiffigen Lösungen aus den Campervans auch im Caravan einsetzt? Klappbare Bäder und Betten sind dort wegen Raumnot oft die Regel. Zu teuer und zu aufwendig hieß es seitens der Hersteller immer. Knaus wagt es nun und will in der neuen Baureihe einige Ideen umsetzen, die dann sogar noch patentrechtlich geschützt werden sollen.
Wenn die Preise im Rahmen bleiben und die Funktionalität der Klappelemente perfekt passt, gebe ich der Idee große Chancen für die Zukunft – denn die Marktsituation erfordert, dass sich der Caravan wandelt. Warum Knaus aber auf die revolutionäre Fibreframe-Technik beim Aufbau verzichtet, erschließt sich mir nicht, denn so wären die Möglichkeiten, Gewicht einzusparen, noch größer. Wahrscheinlich liegt es aber am Preis – wie so oft. www.knaus.de