5. Dezember 2024: Nach der Razzia bei der Knaus Tabbert AG am 27. November wegen Bestechungsvorwürfen meldet sich das Traditionsunternehmen mit neuen Entwicklungen zurück und kündigt Schadenersatzklagen gegen ehemalige Vorstände an.
Bei der der umfangreichen Razzia vergangene Woche wurden das Werksgelände im niederbayerischen Jandelsbrunn sowie Wohn- und Geschäftsräume mehrerer beteiligter Firmen und Personen in sechs Bundesländern und in der Schweiz durchsucht. Gleichzeitig wurden auch zwei Mitglieder des Vorstands festgenommen und in verschiedene bayerische Justizvollzugsanstalten überführt.
Schadenersatzklagen gegen verdächtige Vorstandsmitglieder angekündigt
Knaus Tabbert hatte die beiden Vorstände Adamietzki und Vaterl nach der Razzia fristlos entlassen, während weitere Untersuchungen durch die Staatsanwaltschaft laufen. Das Unternehmen kündigte zudem rechtliche Schritte einschließlich Schadenersatzklagen und Strafantrag gegen die beiden Männer an, die inzwischen in Untersuchungshaft sitzen.
Das börsennotierte Unternehmen betont nochmals, dass es selbst steht nicht im Verdacht der Bestechlichkeit steht, sondern selbst der Geschädigte sei. Man kooperiere in vollem Umfang mit den Behörden. Der jetzige Vorstand sei zu keinem Zeitpunkt in die vorgeworfenen kriminellen Handlungen involviert gewesen und könne somit vollkommen unabhängig und unbefangen bei der Aufklärung agieren. Mit einer hausinternen Task Force und durch Unterstützung durch das Unternehmen Alvarez & Mandal als forensichen Berater möchte man dabei unterstützen, die Vorwürfe vollumfänglich aufzuklären.
Zudem sollen Präventionsmaßnahmen helfen, ähnliche Vorfälle in der Zukunft auszuschließen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern. “Wir sind entschlossen, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern, einschließlich der Verbesserung der internen Prozesse und Kontrollen“, heißt es in einer Presseerklärung von Knaus Tabbert.
Knaus Tabbert beendet Zusammenarbeit mit verdächtigen Zulieferern
Nach dem Bekanntwerden der Bestechungsvorwürfe hat Knaus Tabbert die Zusammenarbeit mit allen verdächtigen Zulieferern, mit denen die beiden ehemaligen Vorstände mutmaßlich zusammengearbeitet haben, beendet. Diese sollen Schmiergelder an die ehemaligen Vorstandsmitglieder gezahlt haben, um im Gegenzug Aufträge zugeschanzt zu bekommen.
Über welchen Zeitraum die mutmaßlichen Vorfälle stattgefunden haben sollen oder um welche Summen es dabei konkret geht, ist noch unklar. Jedoch dürfte die Summe den Betrag von 50.000 Euro sehr deutlich überschreiten, wie die Passauer Neue Presse (PNB) auf Nachfrage beim zuständigen Oberstaatsanwalt berichtet. Somit würde es sich um einen „besonders schweren Fall der Bestechlichkeit“ handeln.
Neuausrichtung bei Knaus Tabbert: neuer Finanzchef (CFO) im Vorstand
Vorstandschef und CEO Wim de Pundert, der nach der Entlassung der beiden ehemaligen Vorstände kurzzeitig das einzig verbliebene Vorstandsmitglied bei Knaus Tabbert war, soll sich noch stärker auf vertriebs- und operative Themen konzentrieren können und wird ab sofort durch einen neuen Finanzchef unterstützt. Radim Ševčík, der erst kürzlich zum Finance Director ernannt wurde, steigt als Chief Financial Officer (CFO) nun in den Vorstand auf, wie Knaus Tabbert mitteilte.
De Punderts, selbst bedeutender Aktionär des Unternehmens, dazu: „Durch die Bestellung von Radim Ševčík als CFO kann ich mich nun stärker auf das operative Geschäft konzentrieren. Herr Ševčík und ich werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, eine nachhaltige Strategie der Festigung unserer Marktposition mit einem besonderen Fokus auf gesunde Profitabilität einzuführen.”
Außerdem beauftragte Knaus Tabbert FTI-Andersch, eine der führenden Transformationsberatungen in Deutschland, mit einem Independent Business Review sowie weiterer Unterstützung des Unternehmens. Zusätzlich möchte man die Beziehung zu europäischen Händlern stärken, um gemeinsame Maßnahmen zur Stärkung des Absatzes von Wohnwagen und Wohnmobilen zu entwickeln.
Bestechungs-Affäre trifft Knaus Tabbert in turbulenten Zeiten
Der Schmiergeld-Krimi trifft Knaus Tabbert in ohnehin schon schwierigen Zeiten. Mehrfach mussten die Umsatzziele für dieses Jahr nach unten korrigiert werden, was zu einem starken Einbruch des Aktienwertes seit Mitte des Jahres führte. Zudem gab es personelle Turbulenzen in der Chefetage.
Das Unternehmen derzeit unter Krise der gesamten Mobilitätsbranche und einer damit verbundenen Absatzflaute. Im Sommer hatte der Hersteller die Werksferien verlängert und anschließend Kurzarbeit eingeführt. Die Maßnahmen sollten dazu beitragen, dass Händler die Bestände bereits produzierter, aber noch nicht verkaufter Fahrzeuge und Wohnwagen abbauen können. Seit dem 18. November ruht die Produktion am Firmensitz und im ungarischen Nagyoroszi ganz, zunächst bis Januar 2025. An zwei weiteren Standorten wird noch produziert.
Quelle: Knaus Tabbert AG