Am 27. November 2024 sind bei der Knaus Tabbert AG in Jandelsbrunn Geschäftsräume durchsucht worden. Grund: Ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren richtet sich gegen einzelne Mitglieder des Managements. Es geht um individuelle Vorwürfe strafrechtlich relevanter Handlungen, konkret: Bestechlichkeit und Untreue. Das Unternehmen selbst ist nicht Gegenstand der Vorwürfe und kooperiert in vollem Umfang mit den Behörden.
Tatsächlich stehen laut Staatsanwaltschaft und Polizei drei Manager im Alter zwischen 57 und 71 Jahren im Zentrum der Ermittlungen: Zwei Verantwortliche des Unternehmens und ein Verantwortlicher einer im Saarland ansässigen Investment GmbH sollen Bestechungsgelder von einzelnen Zulieferern angenommen haben. Das Geld sollen die drei Tatverdächtigen unter sich aufgeteilt haben. Im Gegenzug sollen die Zulieferer bei Aufträgen durch die beiden Unternehmensverantwortlichen bevorzugt worden sein.
Unter der Einsatzleitung der Kriminalpolizeiinspektion Landshut wurden deshalb auch Wohn- und Geschäftsräume mehrerer beteiligter Firmen und Personen in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie in der Schweiz durchsucht. Die Ermittler haben dabei elektronische Daten und schriftliche Beweismittel sichergestellt, die nun ausgewertet werden. Zeitgleich wurden die von der Staatsanwaltschaft Landshut beantragten Haftbefehle gegen die beiden Unternehmensverantwortlichen vollzogen: Sie wurden dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Landshut vorgeführt und anschließend in verschiedene bayerische Justizvollzugsanstalten eingeliefert.
Knaus Tabbert hat umgehend reagiert: Der Aufsichtsrat hat die Verträge von Chief Operating Officer Werner Vaterl und Chief Sales Officer Gerd Adamietzki mit sofortiger Wirkung gekündigt. Vorübergehend übernehmen deren direkte Mitarbeiter die operativen Aufgaben. Zudem hat das Unternehmen eine interne Untersuchung eingeleitet, um alle Ursachen zu klären, die zu dieser Situation beigetragen haben könnten.
Vor kurzem hat Wim de Pundert die Doppelfunktion des Chief Executive Officer und des Chief Financial Officer übernommen, was einen Kurswechsel in der Entwicklung des Unternehmens markiert. Zuvor hatte Ende Oktober der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck Knaus Tabbert verlassen. Sein Ausscheiden aus dem Vorstand der Gesellschaft zum 31. Oktober habe persönliche Gründe, hieß es damals in einer Mitteilung.
Die neuen Entwicklungen kommen in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit bei Knaus Tabbert. Seit 18. November 2024 ruht die Produktion am Stammsitz in Jandelsbrunn und im ungarischen Werk des Unternehmens. Bis Jahresende sollen keine Reismobile und Caravans mehr produziert werden. Im Sommer hatte der Hersteller bereits die Werksferien verlängert, anschließend Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass Händler die enormen Bestände bereits produzierter, aber noch nicht verkaufter Fahrzeuge abbauen können. Seine Umsatzprognose für das laufende Jahr hatte Knaus Tabbert deshalb wiederholt nach unten korrigiert.